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Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703.

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von den curieusen Hölen an und auf dem Hartz.
seiner Physica Curiosa part. 1 lib. 3 cap. 7 § 1 pag. 421 & seq. kan
gelesen werden/ als welcher daselbst ausführlich von dieser Materie
handelt/ und nicht allein viele Autores anführet/ so voriges affirmi-
ren oder bejahen/ sondern auch ihre dieserwegen habende argumenta
defend
iret/ weilen er selber solcher Meinung beypflichtet/ und davor
hält/ daß/ wenn dasselbe geleügnet würde/ man auch nicht glauben
und zugeben könne/ daß es vormahls Riesen gegeben habe/ welches
doch wider die Heiligr Schrifft lauffe/ als welche bezeüget/ daß man
zu der Zeit solche grosse Leüthe und Völcker im gelobten Lande und
folglich auch in der Welt gefunden habe/ welche Gedancken auch mit
der gesunden Vernunft überein kommen/ denn da die Natur zu der
Zeit im gelobten Lande excediret und grosse Riesen zuwege gebracht/
so ist es auch keine unmügliche Sache/ daß sie nicht eben zu solcher
Zeit/ auch hingegen in andern Oertern hätten in defectu pecciren/
und Zwerge generiren können/ sonderlich da dasselbe noch auf den
heütigen Tag geschiehet/ indem man an unterschiedenen Orten nicht
allein sehr grosse Leüthe/ sondern auch Zwerge antrifft/ hieraus ist
nun zu schliessen/ daß vor Zeiten Zwerge so wohl auf als auch muth-
maßlich in der Erden gewohnet haben; Ob aber dieselben noch biß
hieher sich in einer gewissen Landschafft aufhalten/ ist eine Frage/ so
eigentlich nicht hieher gehöret/ doch will ich denen Curiosis zu Liebe
kürtzlich darauf antworten/ daß es scheine/ wie vor gedachter Schot-
tus
nicht der Meinung sey/ weilen er an gedachtem Ort §. 4 pag. 429
auf die Instantz: daß nemlich nunmehro die gantze Welt genugsam
erkundiget/ und doch darinnen keine Zwerg-Völcker und Familien
angetroffen worden/ die Antwort giebet/ wie die Autores nicht sage-
ten/ daß man dergleichen noch in der Welt finde/ sondern daß sie
vormahls darinnen gefunden worden; hingegen hält Herr Jobus
Ludolfus
in seiner Historia AEthiopica libr. 1 gäntzlich davor/ und
will beweisen/ daß die Zwerge nicht allein wahrhaftig vor diesem ge-
wesen und noch wären/ wie denn auch Johann Ludwig Gottfried
in seiner Historia Antipodum part. 1 fol. 139 gedencket/ daß sich
noch Zwerg-Völcker in Brasilien als einer in dem mittägigen oder
Peruvianischen America gelegenen grossen und wüsten Landschafft

auf-
K 3

von den curieuſen Hoͤlen an und auf dem Hartz.
ſeiner Phyſica Curioſa part. 1 lib. 3 cap. 7 § 1 pag. 421 & ſeq. kan
geleſen werden/ als welcher daſelbſt ausfuͤhrlich von dieſer Materie
handelt/ und nicht allein viele Autores anfuͤhret/ ſo voriges affirmi-
ren oder bejahen/ ſondern auch ihre dieſerwegen habende argumenta
defend
iret/ weilen er ſelber ſolcher Meinung beypflichtet/ und davor
haͤlt/ daß/ wenn daſſelbe geleuͤgnet wuͤrde/ man auch nicht glauben
und zugeben koͤnne/ daß es vormahls Rieſen gegeben habe/ welches
doch wider die Heiligr Schrifft lauffe/ als welche bezeuͤget/ daß man
zu der Zeit ſolche groſſe Leuͤthe und Voͤlcker im gelobten Lande und
folglich auch in der Welt gefunden habe/ welche Gedancken auch mit
der geſunden Vernunft uͤberein kommen/ denn da die Natur zu der
Zeit im gelobten Lande excediret und groſſe Rieſen zuwege gebracht/
ſo iſt es auch keine unmuͤgliche Sache/ daß ſie nicht eben zu ſolcher
Zeit/ auch hingegen in andern Oertern haͤtten in defectu pecciren/
und Zwerge generiren koͤnnen/ ſonderlich da daſſelbe noch auf den
heuͤtigen Tag geſchiehet/ indem man an unterſchiedenen Orten nicht
allein ſehr groſſe Leuͤthe/ ſondern auch Zwerge antrifft/ hieraus iſt
nun zu ſchlieſſen/ daß vor Zeiten Zwerge ſo wohl auf als auch muth-
maßlich in der Erden gewohnet haben; Ob aber dieſelben noch biß
hieher ſich in einer gewiſſen Landſchafft aufhalten/ iſt eine Frage/ ſo
eigentlich nicht hieher gehoͤret/ doch will ich denen Curioſis zu Liebe
kuͤrtzlich darauf antworten/ daß es ſcheine/ wie vor gedachter Schot-
tus
nicht der Meinung ſey/ weilen er an gedachtem Ort §. 4 pag. 429
auf die Inſtantz: daß nemlich nunmehro die gantze Welt genugſam
erkundiget/ und doch darinnen keine Zwerg-Voͤlcker und Familien
angetroffen worden/ die Antwort giebet/ wie die Autores nicht ſage-
ten/ daß man dergleichen noch in der Welt finde/ ſondern daß ſie
vormahls darinnen gefunden worden; hingegen haͤlt Herr Jobus
Ludolfus
in ſeiner Hiſtoriâ Æthiopicâ libr. 1 gaͤntzlich davor/ und
will beweiſen/ daß die Zwerge nicht allein wahrhaftig vor dieſem ge-
weſen und noch waͤren/ wie denn auch Johann Ludwig Gottfried
in ſeiner Hiſtoriâ Antipodum part. 1 fol. 139 gedencket/ daß ſich
noch Zwerg-Voͤlcker in Braſilien als einer in dem mittaͤgigen oder
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[77/0089] von den curieuſen Hoͤlen an und auf dem Hartz. ſeiner Phyſica Curioſa part. 1 lib. 3 cap. 7 § 1 pag. 421 & ſeq. kan geleſen werden/ als welcher daſelbſt ausfuͤhrlich von dieſer Materie handelt/ und nicht allein viele Autores anfuͤhret/ ſo voriges affirmi- ren oder bejahen/ ſondern auch ihre dieſerwegen habende argumenta defendiret/ weilen er ſelber ſolcher Meinung beypflichtet/ und davor haͤlt/ daß/ wenn daſſelbe geleuͤgnet wuͤrde/ man auch nicht glauben und zugeben koͤnne/ daß es vormahls Rieſen gegeben habe/ welches doch wider die Heiligr Schrifft lauffe/ als welche bezeuͤget/ daß man zu der Zeit ſolche groſſe Leuͤthe und Voͤlcker im gelobten Lande und folglich auch in der Welt gefunden habe/ welche Gedancken auch mit der geſunden Vernunft uͤberein kommen/ denn da die Natur zu der Zeit im gelobten Lande excediret und groſſe Rieſen zuwege gebracht/ ſo iſt es auch keine unmuͤgliche Sache/ daß ſie nicht eben zu ſolcher Zeit/ auch hingegen in andern Oertern haͤtten in defectu pecciren/ und Zwerge generiren koͤnnen/ ſonderlich da daſſelbe noch auf den heuͤtigen Tag geſchiehet/ indem man an unterſchiedenen Orten nicht allein ſehr groſſe Leuͤthe/ ſondern auch Zwerge antrifft/ hieraus iſt nun zu ſchlieſſen/ daß vor Zeiten Zwerge ſo wohl auf als auch muth- maßlich in der Erden gewohnet haben; Ob aber dieſelben noch biß hieher ſich in einer gewiſſen Landſchafft aufhalten/ iſt eine Frage/ ſo eigentlich nicht hieher gehoͤret/ doch will ich denen Curioſis zu Liebe kuͤrtzlich darauf antworten/ daß es ſcheine/ wie vor gedachter Schot- tus nicht der Meinung ſey/ weilen er an gedachtem Ort §. 4 pag. 429 auf die Inſtantz: daß nemlich nunmehro die gantze Welt genugſam erkundiget/ und doch darinnen keine Zwerg-Voͤlcker und Familien angetroffen worden/ die Antwort giebet/ wie die Autores nicht ſage- ten/ daß man dergleichen noch in der Welt finde/ ſondern daß ſie vormahls darinnen gefunden worden; hingegen haͤlt Herr Jobus Ludolfus in ſeiner Hiſtoriâ Æthiopicâ libr. 1 gaͤntzlich davor/ und will beweiſen/ daß die Zwerge nicht allein wahrhaftig vor dieſem ge- weſen und noch waͤren/ wie denn auch Johann Ludwig Gottfried in ſeiner Hiſtoriâ Antipodum part. 1 fol. 139 gedencket/ daß ſich noch Zwerg-Voͤlcker in Braſilien als einer in dem mittaͤgigen oder Peruvianiſchen Americâ gelegenen groſſen und wuͤſten Landſchafft auf- K 3

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Zitationshilfe: Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/behrens_hercynia_1703/89>, abgerufen am 28.11.2024.