Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Spangenb. Declaration.
" stehen. Mancher hats gut gemeint, und nach
seiner Einsicht etwas vor Uns geschrieben; dabey
ists geschehen, daß Er auf der guten Ecke ' zu viel
n
von uns gerühmet: auf der andern Seite hat
mancher, der Böses bey uns gesucht hat, nichts '
o
als Arges, nach seiner Meinung, bey uns finden
können. Wie wird denn nun der Sache ' gera-
p
then? Wenn der Eine alles gut heisst, und der an-
dere alles verwirft, an der Brüder-Unität; so
können sie beyde irre seyn. Wir ' werden doch
q
nicht mehr, und auch nicht weniger, als wie Wir
in GOttes Augen sind. Seine Wage ist richtig:
und wenn uns alles vor wichtig erklärte, und wir"

" sind
wo man aber die Brüder heben will, das geht
sie nicht an.
n n. Was für ein Ruhm kan grösser seyn, als
den der Gemeine sie selbs und ihr Ordinarius
in den Reden, Liedern und Cantaten beylegen?
Man wird auch schwerlich zeigen können, daß
sie gegen alle die Lobsprüche, die ihr sonst
von ihren Gliedern und Freunden gegeben
werden, etwas eingewendet hätte.
o o. Man wird von keinem der schärfsten
Gegner sagen können, daß er nichts als arges
bey ihnen finde.
p p. Dadurch wird der Sache gerathen, daß
man das Gemenge des Guten und des Bösen
erkenne. Wer ihm selbs Gewalt anthut, so
vieles Böse zu verringern oder gar zu rechtfer-
tigen, der wird dessen theilhaftig, und machet
GOtt zum Lügner.
q q. Wir: der Ordinarius, der Hr. Ver-
fasser der Declaration, ich, und alle Menschen.
Dieser
L 5

Von der Spangenb. Declaration.
” ſtehen. Mancher hats gut gemeint, und nach
ſeiner Einſicht etwas vor Uns geſchrieben; dabey
iſts geſchehen, daß Er auf der guten Ecke ˈ zu viel
n
von uns geruͤhmet: auf der andern Seite hat
mancher, der Boͤſes bey uns geſucht hat, nichts ˈ
o
als Arges, nach ſeiner Meinung, bey uns finden
koͤnnen. Wie wird denn nun der Sache ˈ gera-
p
then? Wenn der Eine alles gut heiſſt, und der an-
dere alles verwirft, an der Bruͤder-Unitaͤt; ſo
koͤnnen ſie beyde irre ſeyn. Wir ˈ werden doch
q
nicht mehr, und auch nicht weniger, als wie Wir
in GOttes Augen ſind. Seine Wage iſt richtig:
und wenn uns alles vor wichtig erklaͤrte, und wir”

” ſind
wo man aber die Bruͤder heben will, das geht
ſie nicht an.
n n. Was fuͤr ein Ruhm kan groͤſſer ſeyn, als
den der Gemeine ſie ſelbs und ihr Ordinarius
in den Reden, Liedern und Cantaten beylegen?
Man wird auch ſchwerlich zeigen koͤnnen, daß
ſie gegen alle die Lobſpruͤche, die ihr ſonſt
von ihren Gliedern und Freunden gegeben
werden, etwas eingewendet haͤtte.
o o. Man wird von keinem der ſchaͤrfſten
Gegner ſagen koͤnnen, daß er nichts als arges
bey ihnen finde.
p p. Dadurch wird der Sache gerathen, daß
man das Gemenge des Guten und des Boͤſen
erkenne. Wer ihm ſelbs Gewalt anthut, ſo
vieles Boͤſe zu verringern oder gar zu rechtfer-
tigen, der wird deſſen theilhaftig, und machet
GOtt zum Luͤgner.
q q. Wir: der Ordinarius, der Hr. Ver-
faſſer der Declaration, ich, und alle Menſchen.
Dieſer
L 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="4">
            <div n="5">
              <p>
                <pb facs="#f0189" n="169"/>
                <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Von der Spangenb. Declaration.</hi> </fw><lb/> <hi rendition="#fr">&#x201D; &#x017F;tehen. Mancher hats gut gemeint, und nach<lb/>
&#x017F;einer Ein&#x017F;icht etwas vor Uns ge&#x017F;chrieben; dabey<lb/>
i&#x017F;ts ge&#x017F;chehen, daß Er auf der guten Ecke &#x02C8; zu viel</hi> <note place="right">
                  <note place="foot" n="n"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">n.</hi></hi> Was fu&#x0364;r ein Ruhm kan gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er &#x017F;eyn, als<lb/>
den der Gemeine &#x017F;ie &#x017F;elbs und ihr <hi rendition="#aq">Ordinarius</hi><lb/>
in den Reden, Liedern und Cantaten beylegen?<lb/>
Man wird auch &#x017F;chwerlich zeigen ko&#x0364;nnen, daß<lb/>
&#x017F;ie gegen alle die Lob&#x017F;pru&#x0364;che, die ihr &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
von ihren Gliedern und Freunden gegeben<lb/>
werden, etwas eingewendet ha&#x0364;tte.</note>
                </note><lb/> <hi rendition="#fr">von uns geru&#x0364;hmet: auf der andern Seite hat<lb/>
mancher, der Bo&#x0364;&#x017F;es bey uns ge&#x017F;ucht hat, nichts &#x02C8;</hi> <note place="right">
                  <note place="foot" n="o"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">o.</hi></hi> Man wird von keinem der &#x017F;cha&#x0364;rf&#x017F;ten<lb/>
Gegner &#x017F;agen ko&#x0364;nnen, daß er nichts als arges<lb/>
bey ihnen finde.</note>
                </note><lb/> <hi rendition="#fr">als Arges, nach &#x017F;einer Meinung, bey uns finden<lb/>
ko&#x0364;nnen. Wie wird denn nun der Sache &#x02C8; gera-</hi> <note place="right">
                  <note place="foot" n="p"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">p.</hi></hi> Dadurch wird der Sache gerathen, daß<lb/>
man das Gemenge des Guten und des Bo&#x0364;&#x017F;en<lb/>
erkenne. Wer ihm &#x017F;elbs Gewalt anthut, &#x017F;o<lb/>
vieles Bo&#x0364;&#x017F;e zu verringern oder gar zu rechtfer-<lb/>
tigen, der wird de&#x017F;&#x017F;en theilhaftig, und machet<lb/>
GOtt zum Lu&#x0364;gner.</note>
                </note><lb/> <hi rendition="#fr">then? Wenn der Eine alles gut hei&#x017F;&#x017F;t, und der an-<lb/>
dere alles verwirft, an der Bru&#x0364;der-Unita&#x0364;t; &#x017F;o<lb/>
ko&#x0364;nnen &#x017F;ie beyde irre &#x017F;eyn. Wir &#x02C8; werden doch</hi> <note place="right">
                  <note xml:id="id05" next="#id06" place="foot" n="q"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">q.</hi></hi><hi rendition="#fr">Wir:</hi> der <hi rendition="#aq">Ordinarius,</hi> der Hr. Ver-<lb/>
fa&#x017F;&#x017F;er der Declaration, ich, und alle Men&#x017F;chen.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Die&#x017F;er</fw><lb/></note>
                </note><lb/> <hi rendition="#fr">nicht mehr, und auch nicht weniger, als wie Wir<lb/>
in GOttes Augen &#x017F;ind. Seine Wage i&#x017F;t richtig:<lb/>
und wenn uns alles vor wichtig erkla&#x0364;rte, und wir&#x201D;</hi><lb/>
                <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">&#x201D; &#x017F;ind</hi> </fw><lb/>
                <note xml:id="id04" prev="#id03" place="foot" n="m">wo man aber die Bru&#x0364;der heben will, das geht<lb/>
&#x017F;ie nicht an.</note><lb/><lb/><lb/><lb/><lb/>
                <fw place="bottom" type="sig">L 5</fw>
              </p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[169/0189] Von der Spangenb. Declaration. ” ſtehen. Mancher hats gut gemeint, und nach ſeiner Einſicht etwas vor Uns geſchrieben; dabey iſts geſchehen, daß Er auf der guten Ecke ˈ zu viel von uns geruͤhmet: auf der andern Seite hat mancher, der Boͤſes bey uns geſucht hat, nichts ˈ als Arges, nach ſeiner Meinung, bey uns finden koͤnnen. Wie wird denn nun der Sache ˈ gera- then? Wenn der Eine alles gut heiſſt, und der an- dere alles verwirft, an der Bruͤder-Unitaͤt; ſo koͤnnen ſie beyde irre ſeyn. Wir ˈ werden doch nicht mehr, und auch nicht weniger, als wie Wir in GOttes Augen ſind. Seine Wage iſt richtig: und wenn uns alles vor wichtig erklaͤrte, und wir” ” ſind m n o p q n n. Was fuͤr ein Ruhm kan groͤſſer ſeyn, als den der Gemeine ſie ſelbs und ihr Ordinarius in den Reden, Liedern und Cantaten beylegen? Man wird auch ſchwerlich zeigen koͤnnen, daß ſie gegen alle die Lobſpruͤche, die ihr ſonſt von ihren Gliedern und Freunden gegeben werden, etwas eingewendet haͤtte. o o. Man wird von keinem der ſchaͤrfſten Gegner ſagen koͤnnen, daß er nichts als arges bey ihnen finde. p p. Dadurch wird der Sache gerathen, daß man das Gemenge des Guten und des Boͤſen erkenne. Wer ihm ſelbs Gewalt anthut, ſo vieles Boͤſe zu verringern oder gar zu rechtfer- tigen, der wird deſſen theilhaftig, und machet GOtt zum Luͤgner. q q. Wir: der Ordinarius, der Hr. Ver- faſſer der Declaration, ich, und alle Menſchen. Dieſer m wo man aber die Bruͤder heben will, das geht ſie nicht an. L 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751/189
Zitationshilfe: Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751/189>, abgerufen am 24.11.2024.