Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751.Theil I. Cap. I. Satz 20. " sind Ihm zu leicht; was wäre es denn? Waswäre es aber auch auf der andern Seite, wenn Uns alles verwürfe und vor nichtig hielte, und Wir wären Ihm theuer und werth? Das letzte ist Uns doch lieber, als das erste. r 4. Was insonderheit einige ' unserer Apologe- " Eifer Dieser Ausspruch ist gründlich: aber hier wird nichts dadurch entschieden. selben r r. Auch hier solte die Declaration anzeigen, welches die Apologeten seyen, derer so genann- ten Eifer die ganze Brüder-Unität auf ihre Rechnung geschrieben wissen wolle, oder nicht. Auf beeden Seiten gibt es theils ernsthafte, theils satyrische und muthwillige Schriftstel- ler. Bey diesen leztern muß man beederseits die Art des Vortrags übersehen, und dennoch die vorgetragene Wahrheit nicht wegwerfen. s s. Nicht nur Eifer äussert sich, sondern
Rachgier, Haß, Lästerung, Verdrehung, Sophisterey, Unwahrheit, so gar, daß man gern den Scepticismum in ein Systema bräch- te, und alles Zeugniß der menschlichen Sinnen und Reden in Zweifel zöge, wann man die so genannte Brüder sonst nicht zu retten weiß. Sind solche Apologeten keine Arbeiter bey der Gemeine? sind sie nicht auf- oder wenigstens angenommen? hat man sie bey solchen Flei- sches-Werken aus der Gemeine hinaus gethan oder bestraffet? Je reiner diese Gemeine seyn will, und je genauer die Gemeinschaft bey der- Theil I. Cap. I. Satz 20. ” ſind Ihm zu leicht; was waͤre es denn? Waswaͤre es aber auch auf der andern Seite, wenn Uns alles verwuͤrfe und vor nichtig hielte, und Wir waͤren Ihm theuer und werth? Das letzte iſt Uns doch lieber, als das erſte. r 4. Was inſonderheit einige ˈ unſerer Apologe- ” Eifer Dieſer Ausſpruch iſt gruͤndlich: aber hier wird nichts dadurch entſchieden. ſelben r r. Auch hier ſolte die Declaration anzeigen, welches die Apologeten ſeyen, derer ſo genann- ten Eifer die ganze Bruͤder-Unitaͤt auf ihre Rechnung geſchrieben wiſſen wolle, oder nicht. Auf beeden Seiten gibt es theils ernſthafte, theils ſatyriſche und muthwillige Schriftſtel- ler. Bey dieſen leztern muß man beederſeits die Art des Vortrags uͤberſehen, und dennoch die vorgetragene Wahrheit nicht wegwerfen. s s. Nicht nur Eifer aͤuſſert ſich, ſondern
Rachgier, Haß, Laͤſterung, Verdrehung, Sophiſterey, Unwahrheit, ſo gar, daß man gern den Scepticiſmum in ein Syſtema braͤch- te, und alles Zeugniß der menſchlichen Sinnen und Reden in Zweifel zoͤge, wann man die ſo genannte Bruͤder ſonſt nicht zu retten weiß. Sind ſolche Apologeten keine Arbeiter bey der Gemeine? ſind ſie nicht auf- oder wenigſtens angenommen? hat man ſie bey ſolchen Flei- ſches-Werken aus der Gemeine hinaus gethan oder beſtraffet? Je reiner dieſe Gemeine ſeyn will, und je genauer die Gemeinſchaft bey der- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="4"> <div n="5"> <p> <pb facs="#f0190" n="170"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Theil</hi><hi rendition="#aq">I.</hi><hi rendition="#fr">Cap.</hi><hi rendition="#aq">I.</hi><hi rendition="#fr">Satz</hi> 20.</fw><lb/> <hi rendition="#fr">” ſind Ihm zu leicht; was waͤre es denn? Was<lb/> waͤre es aber auch auf der andern Seite, wenn<lb/> Uns alles verwuͤrfe und vor nichtig hielte, und<lb/> Wir waͤren Ihm theuer und werth? Das letzte<lb/> iſt Uns doch lieber, als das erſte.</hi> </p><lb/> <note place="left"> <note place="foot" n="r"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">r.</hi></hi> Auch hier ſolte die Declaration anzeigen,<lb/> welches die Apologeten ſeyen, derer ſo genann-<lb/> ten Eifer die ganze Bruͤder-Unitaͤt auf ihre<lb/> Rechnung geſchrieben wiſſen wolle, oder nicht.<lb/> Auf beeden Seiten gibt es theils ernſthafte,<lb/> theils ſatyriſche und muthwillige Schriftſtel-<lb/> ler. Bey dieſen leztern muß man beederſeits<lb/> die Art des Vortrags uͤberſehen, und dennoch<lb/> die vorgetragene Wahrheit nicht wegwerfen.</note> </note> <p>4. <hi rendition="#fr">Was inſonderheit einige ˈ unſerer Apologe-<lb/> ten, vielleicht aus einem Wehethun uͤber dem Un-<lb/> recht, welches nach ihrer Einſicht ihren Freunden,</hi><lb/><note place="left"><note xml:id="id07" next="id08" place="foot" n="s"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">s.</hi></hi> Nicht nur Eifer aͤuſſert ſich, ſondern<lb/> Rachgier, Haß, Laͤſterung, Verdrehung,<lb/> Sophiſterey, Unwahrheit, ſo gar, daß man<lb/> gern den <hi rendition="#aq">Scepticiſmum</hi> in ein <hi rendition="#aq">Syſtema</hi> braͤch-<lb/> te, und alles Zeugniß der menſchlichen Sinnen<lb/> und Reden in Zweifel zoͤge, wann man die<lb/> ſo genannte Bruͤder ſonſt nicht zu retten weiß.<lb/> Sind ſolche Apologeten keine Arbeiter bey der<lb/> Gemeine? ſind ſie nicht auf- oder wenigſtens<lb/> angenommen? hat man ſie bey ſolchen Flei-<lb/> ſches-Werken aus der Gemeine hinaus gethan<lb/> oder beſtraffet? Je reiner dieſe Gemeine ſeyn<lb/> will, und je genauer die Gemeinſchaft bey der-</note></note><hi rendition="#fr">oder Bruͤdern geſchehen, in ihren Schriften von ”</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">” Eifer</hi></fw><lb/><note xml:id="id06" prev="#id05" place="foot" n="q">Dieſer Ausſpruch iſt gruͤndlich: aber hier wird<lb/> nichts dadurch entſchieden.<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſelben</fw></note><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [170/0190]
Theil I. Cap. I. Satz 20.
” ſind Ihm zu leicht; was waͤre es denn? Was
waͤre es aber auch auf der andern Seite, wenn
Uns alles verwuͤrfe und vor nichtig hielte, und
Wir waͤren Ihm theuer und werth? Das letzte
iſt Uns doch lieber, als das erſte.
4. Was inſonderheit einige ˈ unſerer Apologe-
ten, vielleicht aus einem Wehethun uͤber dem Un-
recht, welches nach ihrer Einſicht ihren Freunden,
oder Bruͤdern geſchehen, in ihren Schriften von ”
” Eifer
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r r. Auch hier ſolte die Declaration anzeigen,
welches die Apologeten ſeyen, derer ſo genann-
ten Eifer die ganze Bruͤder-Unitaͤt auf ihre
Rechnung geſchrieben wiſſen wolle, oder nicht.
Auf beeden Seiten gibt es theils ernſthafte,
theils ſatyriſche und muthwillige Schriftſtel-
ler. Bey dieſen leztern muß man beederſeits
die Art des Vortrags uͤberſehen, und dennoch
die vorgetragene Wahrheit nicht wegwerfen.
s s. Nicht nur Eifer aͤuſſert ſich, ſondern
Rachgier, Haß, Laͤſterung, Verdrehung,
Sophiſterey, Unwahrheit, ſo gar, daß man
gern den Scepticiſmum in ein Syſtema braͤch-
te, und alles Zeugniß der menſchlichen Sinnen
und Reden in Zweifel zoͤge, wann man die
ſo genannte Bruͤder ſonſt nicht zu retten weiß.
Sind ſolche Apologeten keine Arbeiter bey der
Gemeine? ſind ſie nicht auf- oder wenigſtens
angenommen? hat man ſie bey ſolchen Flei-
ſches-Werken aus der Gemeine hinaus gethan
oder beſtraffet? Je reiner dieſe Gemeine ſeyn
will, und je genauer die Gemeinſchaft bey der-
q Dieſer Ausſpruch iſt gruͤndlich: aber hier wird
nichts dadurch entſchieden.
ſelben
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