Benner, Johann Hermann: Die gegenwärtige Gestalt der Herrnhuterey in ihrer Schalckheit. Bd. 1. Gießen, 1746.keine falsche Gedanken hat; so hat man
doch nicht durchgängig richtige/ sowol in der Erkentnis als in der praxi. Da- her geschiehets/ daß wir mannigfaltig fehlen/ daß wir die Leute unrecht judi- ciren/ daß wir die Handiungen zu früh oder zu spav thun/ daß wir unzeitige Profecte machen/ daß wir allerhand ver- sehen in Schriften/ in Disconrsen/ ma- chen/ daß/ wann man eine halbe Stun- de hernach fragt/ so müssen wirs wie- derrufen. Darauf macht er sich selber den Einwurf: So kan man ja sein Tage en- rer nicht gewiß seyn/ ihr Leute! Und ant- wortet darauf: So ists. Jrten ist mensch- lich. etc. Wer mir nun das zusammen reimet, wer mir saget wo der Herr Graf bei dieser Con- susion im Denken zu Hause ist? wie viel- mal er des Tages in eine ordentliche Con- vulsion fallen müsse? in welcher halben Stunde man sich auf sein denken und re- den verlassen könne? ob auch mitten in die- ser Confusion er niemal die Bibel falsch verstehen könne? ob er gleichwol bei allen Gelegenheiten/ mithin auch wann er gar unrichtig denket und redet, immer wahre Worte des Heilandes empfange? die ihn so kek machen, daß er bei dieser seiner Con- fusion und Conuulsion die gantze Kirche in Cenfusion bringen will: den werde ich loben. keine falſche Gedanken hat; ſo hat man
doch nicht durchgaͤngig richtige/ ſowol in der Erkentnis als in der praxi. Da- her geſchiehets/ daß wir mannigfaltig fehlen/ daß wir die Leute unrecht judi- ciren/ daß wir die Handiungen zu fruͤh oder zu ſpav thun/ daß wir unzeitige Profecte machen/ daß wir allerhand ver- ſehen in Schriften/ in Diſconrſen/ ma- chen/ daß/ wann man eine halbe Stun- de hernach fragt/ ſo muͤſſen wirs wie- derrufen. Darauf macht er ſich ſelber den Einwurf: So kan man ja ſein Tage en- rer nicht gewiß ſeyn/ ihr Leute! Und ant- wortet darauf: So iſts. Jrten iſt menſch- lich. ꝛc. Wer mir nun das zuſammen reimet, wer mir ſaget wo der Herr Graf bei dieſer Con- ſuſion im Denken zu Hauſe iſt? wie viel- mal er des Tages in eine ordentliche Con- vulſion fallen muͤſſe? in welcher halben Stunde man ſich auf ſein denken und re- den verlaſſen koͤnne? ob auch mitten in die- ſer Confuſion er niemal die Bibel falſch verſtehen koͤnne? ob er gleichwol bei allen Gelegenheiten/ mithin auch wann er gar unrichtig denket und redet, immer wahre Worte des Heilandes empfange? die ihn ſo kek machen, daß er bei dieſer ſeiner Con- fuſion und Conuulſion die gantze Kirche in Cenfuſion bringen will: den werde ich loben. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0110" n="110"/> <note xml:id="seg2pn_22_8" prev="#seg2pn_22_7" place="foot" n="(*)"><hi rendition="#fr">keine falſche Gedanken hat; ſo hat man<lb/> doch nicht durchgaͤngig richtige/ ſowol<lb/> in der Erkentnis als in der</hi><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">praxi.</hi></hi><hi rendition="#fr">Da-<lb/> her geſchiehets/ daß wir mannigfaltig<lb/> fehlen/ daß wir die Leute unrecht judi-<lb/> ciren/ daß wir die Handiungen zu fruͤh<lb/> oder zu ſpav thun/ daß wir unzeitige<lb/> Profecte machen/ daß wir allerhand ver-<lb/> ſehen in Schriften/ in Diſconrſen/ ma-<lb/> chen/ daß/ wann man eine halbe Stun-<lb/> de hernach fragt/ ſo muͤſſen wirs wie-<lb/> derrufen.</hi> Darauf macht er ſich ſelber den<lb/> Einwurf: <hi rendition="#fr">So kan man ja ſein Tage en-<lb/> rer nicht gewiß ſeyn/ ihr Leute!</hi> Und ant-<lb/> wortet darauf: <hi rendition="#fr">So iſts. Jrten iſt menſch-<lb/> lich. ꝛc.</hi><lb/> Wer mir nun das zuſammen reimet, wer<lb/> mir ſaget wo der Herr Graf bei dieſer Con-<lb/> ſuſion im Denken zu Hauſe iſt? <hi rendition="#fr">wie viel-<lb/> mal er des Tages in eine ordentliche Con-<lb/> vulſion fallen</hi> muͤſſe? in <hi rendition="#fr">welcher halben<lb/> Stunde</hi> man ſich auf ſein <hi rendition="#fr">denken</hi> und <hi rendition="#fr">re-<lb/> den</hi> verlaſſen koͤnne? ob auch mitten in die-<lb/> ſer <hi rendition="#fr">Confuſion</hi> er <hi rendition="#fr">niemal die Bibel falſch<lb/> verſtehen koͤnne?</hi> ob er gleichwol <hi rendition="#fr">bei allen<lb/> Gelegenheiten/</hi> mithin auch wann <hi rendition="#fr">er gar<lb/> unrichtig</hi> denket und redet, <hi rendition="#fr">immer wahre<lb/> Worte des Heilandes empfange?</hi> die ihn<lb/> ſo kek machen, daß er bei dieſer ſeiner <hi rendition="#fr">Con-<lb/> fuſion</hi> und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Conuulſion</hi></hi> die gantze Kirche in<lb/> Cenfuſion bringen will: den werde ich loben.</note> </div><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [110/0110]
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(*) keine falſche Gedanken hat; ſo hat man
doch nicht durchgaͤngig richtige/ ſowol
in der Erkentnis als in der praxi. Da-
her geſchiehets/ daß wir mannigfaltig
fehlen/ daß wir die Leute unrecht judi-
ciren/ daß wir die Handiungen zu fruͤh
oder zu ſpav thun/ daß wir unzeitige
Profecte machen/ daß wir allerhand ver-
ſehen in Schriften/ in Diſconrſen/ ma-
chen/ daß/ wann man eine halbe Stun-
de hernach fragt/ ſo muͤſſen wirs wie-
derrufen. Darauf macht er ſich ſelber den
Einwurf: So kan man ja ſein Tage en-
rer nicht gewiß ſeyn/ ihr Leute! Und ant-
wortet darauf: So iſts. Jrten iſt menſch-
lich. ꝛc.
Wer mir nun das zuſammen reimet, wer
mir ſaget wo der Herr Graf bei dieſer Con-
ſuſion im Denken zu Hauſe iſt? wie viel-
mal er des Tages in eine ordentliche Con-
vulſion fallen muͤſſe? in welcher halben
Stunde man ſich auf ſein denken und re-
den verlaſſen koͤnne? ob auch mitten in die-
ſer Confuſion er niemal die Bibel falſch
verſtehen koͤnne? ob er gleichwol bei allen
Gelegenheiten/ mithin auch wann er gar
unrichtig denket und redet, immer wahre
Worte des Heilandes empfange? die ihn
ſo kek machen, daß er bei dieſer ſeiner Con-
fuſion und Conuulſion die gantze Kirche in
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