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Benner, Johann Hermann: Die gegenwärtige Gestalt der Herrnhuterey in ihrer Schalckheit. Bd. 1. Gießen, 1746.

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vor eine Jdee? Der Religionsmann soll
fortfahren also von den Brüdern zu den-
ken: Jch thue den Leuten guts: ich ha-
be sie lieb: ich sehe sie gerne/ darum
daß sie Christo angehören/ daß sie des
Heilands seine Leute sind.

Hierbei muß ich im Vorbeigehen etwas be-
merken. Der Graf theilet die gantze Welt
ein, in Brüder und Religionsleute, wie
ehedem die Apostel, in Juden und Grie-
chen. Wann er nun ein Lutherischer Pfar-
rer ist; so ist er nothwendig ein Pfarrer
der Religionsleute. Diese aber sind keine
Leute des Heilandes/ wie er bekennet,
oder, sie gehören Christo nicht an. Ein
Lutherischer Pfarrer ist nothwendig ein Re-
ligionsmann: sonst wäre er ein Betrieger.
Mithin muß 1) der Herr Graf Christo
nicht angehören, und 2) wenn man dieses
(gegen seine eigene Grundsätze) zugeben
wolte; so müste er ein schreklich untreuer
Pfarrer seyn, wann er Religionsmännern,
die nach seiner Meinung, eben deswegen
Christo nicht angehören, weil sie solche
Männer und keine Brüder sind, nicht mit
allem Eifer darzu hilft, daß sie auch des
Heilands Leute werden. Ja 3) sein Vor-
wand, warum er solchen Eifer unterläset,
ist noch viel schändlicher. Er sorget, wenn
er den Religionsmännern ans Hertz gien-
ge,


vor eine Jdee? Der Religionsmann ſoll
fortfahren alſo von den Bruͤdern zu den-
ken: Jch thue den Leuten guts: ich ha-
be ſie lieb: ich ſehe ſie gerne/ darum
daß ſie Chriſto angehoͤren/ daß ſie des
Heilands ſeine Leute ſind.

Hierbei muß ich im Vorbeigehen etwas be-
merken. Der Graf theilet die gantze Welt
ein, in Bruͤder und Religionsleute, wie
ehedem die Apoſtel, in Juden und Grie-
chen. Wann er nun ein Lutheriſcher Pfar-
rer iſt; ſo iſt er nothwendig ein Pfarrer
der Religionsleute. Dieſe aber ſind keine
Leute des Heilandes/ wie er bekennet,
oder, ſie gehoͤren Chriſto nicht an. Ein
Lutheriſcher Pfarrer iſt nothwendig ein Re-
ligionsmann: ſonſt waͤre er ein Betrieger.
Mithin muß 1) der Herr Graf Chriſto
nicht angehoͤren, und 2) wenn man dieſes
(gegen ſeine eigene Grundſaͤtze) zugeben
wolte; ſo muͤſte er ein ſchreklich untreuer
Pfarrer ſeyn, wann er Religionsmaͤnnern,
die nach ſeiner Meinung, eben deswegen
Chriſto nicht angehoͤren, weil ſie ſolche
Maͤnner und keine Bruͤder ſind, nicht mit
allem Eifer darzu hilft, daß ſie auch des
Heilands Leute werden. Ja 3) ſein Vor-
wand, warum er ſolchen Eifer unterlaͤſet,
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[164/0164] (*) (*) vor eine Jdee? Der Religionsmann ſoll fortfahren alſo von den Bruͤdern zu den- ken: Jch thue den Leuten guts: ich ha- be ſie lieb: ich ſehe ſie gerne/ darum daß ſie Chriſto angehoͤren/ daß ſie des Heilands ſeine Leute ſind. Hierbei muß ich im Vorbeigehen etwas be- merken. Der Graf theilet die gantze Welt ein, in Bruͤder und Religionsleute, wie ehedem die Apoſtel, in Juden und Grie- chen. Wann er nun ein Lutheriſcher Pfar- rer iſt; ſo iſt er nothwendig ein Pfarrer der Religionsleute. Dieſe aber ſind keine Leute des Heilandes/ wie er bekennet, oder, ſie gehoͤren Chriſto nicht an. Ein Lutheriſcher Pfarrer iſt nothwendig ein Re- ligionsmann: ſonſt waͤre er ein Betrieger. Mithin muß 1) der Herr Graf Chriſto nicht angehoͤren, und 2) wenn man dieſes (gegen ſeine eigene Grundſaͤtze) zugeben wolte; ſo muͤſte er ein ſchreklich untreuer Pfarrer ſeyn, wann er Religionsmaͤnnern, die nach ſeiner Meinung, eben deswegen Chriſto nicht angehoͤren, weil ſie ſolche Maͤnner und keine Bruͤder ſind, nicht mit allem Eifer darzu hilft, daß ſie auch des Heilands Leute werden. Ja 3) ſein Vor- wand, warum er ſolchen Eifer unterlaͤſet, iſt noch viel ſchaͤndlicher. Er ſorget, wenn er den Religionsmaͤnnern ans Hertz gien- ge,

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Zitationshilfe: Benner, Johann Hermann: Die gegenwärtige Gestalt der Herrnhuterey in ihrer Schalckheit. Bd. 1. Gießen, 1746, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey01_1746/164>, abgerufen am 22.11.2024.