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Benner, Johann Hermann: Die gegenwärtige Gestalt der Herrnhuterey in ihrer Schalckheit. Bd. 1. Gießen, 1746.

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wohl ohne Meldung des Jahres, Tages, und
Personen, oder wenn auch dieses nichts verschlü-
ge, doch von einem Manne dargeleget worden,
der sich aller Glaubhaftig-und Aufrichtigkeit selbst
begeben hat (siehe unten §. 18.) und deme man
folglich Unrecht thun müste, wenn ihm ohne an-
derweitige Gründe weiter als man siehet, ge-
trauet würde. Er weiset nirgends an, wohin
seine Papiere gehören, und welchen Satz sie
erhärten sollen. Wer ehrlich und ordentlich han-
deln will, der thut sonst dieses. Sie haben auch
insgesamt vom ersten bis zum letzten dasjenige
nicht in sich, was zum Beweis dienen könte,
der Herr Graf und sein Anhang seye das nicht,
was man siehet und mit Händen greifet. Dann
im Fal auch etwas anders im Brief stehet, als
man aus den gräflichen Büchern und Thaten sie-
het oder höret, so ist der Brief eben so verdäch-
tig als die Bücher und Thaten sind, und es er-
scheinet aus solchen Briefen nichts anders, als
was man schon lange weiß, daß nemlich läug-
nen und lügen alsdann unumgänglich seye, wenn
jemand seine Schoossünden gerne beibehalten
und forttreiben, und sie zu diesem Ende mit ei-
nem guten Namen bemänteln will. Damit pfle-
get aber vor GOtt niemand auszukommen, ja
nicht einmal vor dem unpartheiischen Richtstuhl
der Warheit. Unsers Herrn Grafen ärgerliche
Schriften und falsche Lehren sind da, und es ist
fast lächerlich, durch Vorlegung alter und neuer
Briefe, jenes abzulehnen. Man müste sie alle

bey-

wohl ohne Meldung des Jahres, Tages, und
Perſonen, oder wenn auch dieſes nichts verſchluͤ-
ge, doch von einem Manne dargeleget worden,
der ſich aller Glaubhaftig-und Aufrichtigkeit ſelbſt
begeben hat (ſiehe unten §. 18.) und deme man
folglich Unrecht thun muͤſte, wenn ihm ohne an-
derweitige Gruͤnde weiter als man ſiehet, ge-
trauet wuͤrde. Er weiſet nirgends an, wohin
ſeine Papiere gehoͤren, und welchen Satz ſie
erhaͤrten ſollen. Wer ehrlich und ordentlich han-
deln will, der thut ſonſt dieſes. Sie haben auch
insgeſamt vom erſten bis zum letzten dasjenige
nicht in ſich, was zum Beweis dienen koͤnte,
der Herr Graf und ſein Anhang ſeye das nicht,
was man ſiehet und mit Haͤnden greifet. Dann
im Fal auch etwas anders im Brief ſtehet, als
man aus den graͤflichen Buͤchern und Thaten ſie-
het oder hoͤret, ſo iſt der Brief eben ſo verdaͤch-
tig als die Buͤcher und Thaten ſind, und es er-
ſcheinet aus ſolchen Briefen nichts anders, als
was man ſchon lange weiß, daß nemlich laͤug-
nen und luͤgen alsdann unumgaͤnglich ſeye, wenn
jemand ſeine Schoosſuͤnden gerne beibehalten
und forttreiben, und ſie zu dieſem Ende mit ei-
nem guten Namen bemaͤnteln will. Damit pfle-
get aber vor GOtt niemand auszukommen, ja
nicht einmal vor dem unpartheiiſchen Richtſtuhl
der Warheit. Unſers Herrn Grafen aͤrgerliche
Schriften und falſche Lehren ſind da, und es iſt
faſt laͤcherlich, durch Vorlegung alter und neuer
Briefe, jenes abzulehnen. Man muͤſte ſie alle

bey-
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[22/0022] wohl ohne Meldung des Jahres, Tages, und Perſonen, oder wenn auch dieſes nichts verſchluͤ- ge, doch von einem Manne dargeleget worden, der ſich aller Glaubhaftig-und Aufrichtigkeit ſelbſt begeben hat (ſiehe unten §. 18.) und deme man folglich Unrecht thun muͤſte, wenn ihm ohne an- derweitige Gruͤnde weiter als man ſiehet, ge- trauet wuͤrde. Er weiſet nirgends an, wohin ſeine Papiere gehoͤren, und welchen Satz ſie erhaͤrten ſollen. Wer ehrlich und ordentlich han- deln will, der thut ſonſt dieſes. Sie haben auch insgeſamt vom erſten bis zum letzten dasjenige nicht in ſich, was zum Beweis dienen koͤnte, der Herr Graf und ſein Anhang ſeye das nicht, was man ſiehet und mit Haͤnden greifet. Dann im Fal auch etwas anders im Brief ſtehet, als man aus den graͤflichen Buͤchern und Thaten ſie- het oder hoͤret, ſo iſt der Brief eben ſo verdaͤch- tig als die Buͤcher und Thaten ſind, und es er- ſcheinet aus ſolchen Briefen nichts anders, als was man ſchon lange weiß, daß nemlich laͤug- nen und luͤgen alsdann unumgaͤnglich ſeye, wenn jemand ſeine Schoosſuͤnden gerne beibehalten und forttreiben, und ſie zu dieſem Ende mit ei- nem guten Namen bemaͤnteln will. Damit pfle- get aber vor GOtt niemand auszukommen, ja nicht einmal vor dem unpartheiiſchen Richtſtuhl der Warheit. Unſers Herrn Grafen aͤrgerliche Schriften und falſche Lehren ſind da, und es iſt faſt laͤcherlich, durch Vorlegung alter und neuer Briefe, jenes abzulehnen. Man muͤſte ſie alle bey-

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Zitationshilfe: Benner, Johann Hermann: Die gegenwärtige Gestalt der Herrnhuterey in ihrer Schalckheit. Bd. 1. Gießen, 1746, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey01_1746/22>, abgerufen am 21.11.2024.