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Benner, Johann Hermann: Die gegenwärtige Gestalt der Herrnhuterey in ihrer Schalckheit. Bd. 1. Gießen, 1746.

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seye; und weil GOtt, wann er die Wolfahrt
durch seine Würkungen im Gesetz und Evange-

lio
gantz nicht gehöre; sondern daß sie noch un-
ter dem Zorn liegen, den man einemjeden
aus Vorstellung seiner Sünden, mithin
durch Vorhalt des Gesetzes, zeigen muß.
Und das heiset Gesetz predigen. Jst es,
daß ein solcher Sünder das Gesetz vorhin
weiß; so darf er nur daran erinnert, die
Abweichung seiner Handlungen angezeiget,
und der Fluch eingeschärfet werden, wie es
sein Zustand mit sich bringet. Wäre er
aber so verwildert, daß weder durch die
Vernunft, noch durch die Offenbarung, ihm
die Gesetze, mithin die Sündlichkeit seines
Thuns und Zustandes, bekant geworden;
so ist offenbar, daß man ihn mit mehreren
Vorstellungen zur Erkentnis seiner selbst zu
bringen hätte, ohne ihm die Marter GOt-
tes dabei zu verschweigen. 2) Wo dieses
nicht geschiehet, so kan der Sünder viel ehe
sicherer und frecher, als der Wolfahrt theil-
haftig werden. Und 3) weil die Weisheit
GOttes nichts überhüpfet, sondern die
Ordnung der Mittel beobachtet: die Wür-
kungen aber durchs Gesetz, ein Mittel wer-
den zu den Würkungen des Evangelii, als
zu einer Zwischenabsicht/ (§. 26. 27.) so
gebühret es sich, in dieser Ordnung zu blei-
ben.
E 3

ſeye; und weil GOtt, wann er die Wolfahrt
durch ſeine Wuͤrkungen im Geſetz und Evange-

lio
gantz nicht gehoͤre; ſondern daß ſie noch un-
ter dem Zorn liegen, den man einemjeden
aus Vorſtellung ſeiner Suͤnden, mithin
durch Vorhalt des Geſetzes, zeigen muß.
Und das heiſet Geſetz predigen. Jſt es,
daß ein ſolcher Suͤnder das Geſetz vorhin
weiß; ſo darf er nur daran erinnert, die
Abweichung ſeiner Handlungen angezeiget,
und der Fluch eingeſchaͤrfet werden, wie es
ſein Zuſtand mit ſich bringet. Waͤre er
aber ſo verwildert, daß weder durch die
Vernunft, noch durch die Offenbarung, ihm
die Geſetze, mithin die Suͤndlichkeit ſeines
Thuns und Zuſtandes, bekant geworden;
ſo iſt offenbar, daß man ihn mit mehreren
Vorſtellungen zur Erkentnis ſeiner ſelbſt zu
bringen haͤtte, ohne ihm die Marter GOt-
tes dabei zu verſchweigen. 2) Wo dieſes
nicht geſchiehet, ſo kan der Suͤnder viel ehe
ſicherer und frecher, als der Wolfahrt theil-
haftig werden. Und 3) weil die Weisheit
GOttes nichts uͤberhuͤpfet, ſondern die
Ordnung der Mittel beobachtet: die Wuͤr-
kungen aber durchs Geſetz, ein Mittel wer-
den zu den Wuͤrkungen des Evangelii, als
zu einer Zwiſchenabſicht/ (§. 26. 27.) ſo
gebuͤhret es ſich, in dieſer Ordnung zu blei-
ben.
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[69/0069] ſeye; und weil GOtt, wann er die Wolfahrt durch ſeine Wuͤrkungen im Geſetz und Evange- lio (*) (*) gantz nicht gehoͤre; ſondern daß ſie noch un- ter dem Zorn liegen, den man einemjeden aus Vorſtellung ſeiner Suͤnden, mithin durch Vorhalt des Geſetzes, zeigen muß. Und das heiſet Geſetz predigen. Jſt es, daß ein ſolcher Suͤnder das Geſetz vorhin weiß; ſo darf er nur daran erinnert, die Abweichung ſeiner Handlungen angezeiget, und der Fluch eingeſchaͤrfet werden, wie es ſein Zuſtand mit ſich bringet. Waͤre er aber ſo verwildert, daß weder durch die Vernunft, noch durch die Offenbarung, ihm die Geſetze, mithin die Suͤndlichkeit ſeines Thuns und Zuſtandes, bekant geworden; ſo iſt offenbar, daß man ihn mit mehreren Vorſtellungen zur Erkentnis ſeiner ſelbſt zu bringen haͤtte, ohne ihm die Marter GOt- tes dabei zu verſchweigen. 2) Wo dieſes nicht geſchiehet, ſo kan der Suͤnder viel ehe ſicherer und frecher, als der Wolfahrt theil- haftig werden. Und 3) weil die Weisheit GOttes nichts uͤberhuͤpfet, ſondern die Ordnung der Mittel beobachtet: die Wuͤr- kungen aber durchs Geſetz, ein Mittel wer- den zu den Wuͤrkungen des Evangelii, als zu einer Zwiſchenabſicht/ (§. 26. 27.) ſo gebuͤhret es ſich, in dieſer Ordnung zu blei- ben. E 3

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Zitationshilfe: Benner, Johann Hermann: Die gegenwärtige Gestalt der Herrnhuterey in ihrer Schalckheit. Bd. 1. Gießen, 1746, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey01_1746/69>, abgerufen am 24.11.2024.