Benner, Johann Hermann: Die Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 2. Gießen, 1747.anderer Theil. stimme der gräflichen leute soviel subtiler, undihr sausen sanfter als jenes, das doch gleichwol vom heiligen Geist sich herschreiben soll? ich däch- te, wem der heilige Geist ins herz geredet, mit- hin ihm das herz geöfnet hat, (wie vor bekant angenommen wird,) bei dem seye das ohrenspal- ten und schleifen eine vergebliche mühe. Dann was bedarf der heilige Geist der ohren, wann er einen unmittelbaren weg in das herz genommen hat? Gewiß, dem wären die ohren gnug geschlif- fen, wer den heiligen Geist in dem heiligthum des herzens reden höret. Man erwege doch das leichtfertige gewäsche dieses predigers. Die lam- mesboten sollen des H. Geistes stelle vertreten. Dieses thun sie, wann sie mit den wilden ein ge- scheutes und ein menschliches wort reden in der sprache dieses volks: nachdem der H. Geist sein geistlich wort schon ehedem in des lieben GOt- tes natursprache zu ihnen geredet hat. Wann nun die herrnhuter solcher gestalt ihr wort thun, so ist das die subtile stimme und das sanfte sau- sen des H. Geistes. Also war die erste anspra- che des H. Geistes weder sanft, noch subtil, und doch war es die geistliche ansprache, die natur- sprache GOttes. Die soll so grob und un- sanft gewesen seyn, bis der Graf leute gefunden hat, die durch ihr gescheutes und menschliches wort/ ihr das sanfte und subtile verleihen, wo- durch die ohren recht ausgeschliffen, und zärter gespaltet werden, als von dem H. Geist gesche- hen seyn soll. Wer siehet nicht, daß diese ganze erfin- E 4
anderer Theil. ſtimme der graͤflichen leute ſoviel ſubtiler, undihr ſauſen ſanfter als jenes, das doch gleichwol vom heiligen Geiſt ſich herſchreiben ſoll? ich daͤch- te, wem der heilige Geiſt ins herz geredet, mit- hin ihm das herz geoͤfnet hat, (wie vor bekant angenommen wird,) bei dem ſeye das ohrenſpal- ten und ſchleifen eine vergebliche muͤhe. Dann was bedarf der heilige Geiſt der ohren, wann er einen unmittelbaren weg in das herz genommen hat? Gewiß, dem waͤren die ohren gnug geſchlif- fen, wer den heiligen Geiſt in dem heiligthum des herzens reden hoͤret. Man erwege doch das leichtfertige gewaͤſche dieſes predigers. Die lam- mesboten ſollen des H. Geiſtes ſtelle vertreten. Dieſes thun ſie, wann ſie mit den wilden ein ge- ſcheutes und ein menſchliches wort reden in der ſprache dieſes volks: nachdem der H. Geiſt ſein geiſtlich wort ſchon ehedem in des lieben GOt- tes naturſprache zu ihnen geredet hat. Wann nun die herrnhuter ſolcher geſtalt ihr wort thun, ſo iſt das die ſubtile ſtimme und das ſanfte ſau- ſen des H. Geiſtes. Alſo war die erſte anſpra- che des H. Geiſtes weder ſanft, noch ſubtil, und doch war es die geiſtliche anſprache, die natur- ſprache GOttes. Die ſoll ſo grob und un- ſanft geweſen ſeyn, bis der Graf leute gefunden hat, die durch ihr geſcheutes und menſchliches wort/ ihr das ſanfte und ſubtile verleihen, wo- durch die ohren recht ausgeſchliffen, und zaͤrter geſpaltet werden, als von dem H. Geiſt geſche- hen ſeyn ſoll. Wer ſiehet nicht, daß dieſe ganze erfin- E 4
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anderer Theil.
ſtimme der graͤflichen leute ſoviel ſubtiler, und
ihr ſauſen ſanfter als jenes, das doch gleichwol
vom heiligen Geiſt ſich herſchreiben ſoll? ich daͤch-
te, wem der heilige Geiſt ins herz geredet, mit-
hin ihm das herz geoͤfnet hat, (wie vor bekant
angenommen wird,) bei dem ſeye das ohrenſpal-
ten und ſchleifen eine vergebliche muͤhe. Dann
was bedarf der heilige Geiſt der ohren, wann er
einen unmittelbaren weg in das herz genommen
hat? Gewiß, dem waͤren die ohren gnug geſchlif-
fen, wer den heiligen Geiſt in dem heiligthum
des herzens reden hoͤret. Man erwege doch das
leichtfertige gewaͤſche dieſes predigers. Die lam-
mesboten ſollen des H. Geiſtes ſtelle vertreten.
Dieſes thun ſie, wann ſie mit den wilden ein ge-
ſcheutes und ein menſchliches wort reden in der
ſprache dieſes volks: nachdem der H. Geiſt ſein
geiſtlich wort ſchon ehedem in des lieben GOt-
tes naturſprache zu ihnen geredet hat. Wann
nun die herrnhuter ſolcher geſtalt ihr wort thun,
ſo iſt das die ſubtile ſtimme und das ſanfte ſau-
ſen des H. Geiſtes. Alſo war die erſte anſpra-
che des H. Geiſtes weder ſanft, noch ſubtil, und
doch war es die geiſtliche anſprache, die natur-
ſprache GOttes. Die ſoll ſo grob und un-
ſanft geweſen ſeyn, bis der Graf leute gefunden
hat, die durch ihr geſcheutes und menſchliches
wort/ ihr das ſanfte und ſubtile verleihen, wo-
durch die ohren recht ausgeſchliffen, und zaͤrter
geſpaltet werden, als von dem H. Geiſt geſche-
hen ſeyn ſoll. Wer ſiehet nicht, daß dieſe ganze
erfin-
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Zitationshilfe: | Benner, Johann Hermann: Die Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 2. Gießen, 1747, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey02_1747/81>, abgerufen am 16.02.2025. |