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Benner, Johann Hermann: Die Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 2. Gießen, 1747.

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Herrnhuterey in ihrer Schalkheit
lich verursachter düsterheit, es nicht verstehen,
noch daraus klug werden können, bis er selbst
mit einer neuen offenbarung darzu komt. Der
heilige Geist konte deutlich reden; aber nach des
Grafen meinung wolte er nicht. Also war er
nicht so gütig gegen die menschen, als er hätte
seyn müssen, wann sie ihn verstehen solten. Wie
stimmet das mit der weisheit des heiligen Gei-
stes, daß er eine göttliche schrift verfertigen solle,
die zuvor dem leser, wegen ihrer ekelhaften dü-
sterheit, zum abscheu werden muß, ehe sie diesel-
be zu lesen begehren? machte sich der heilige Geist
nicht selbst dadurch ein hindernis, das er durch
ein neues wunder erst wieder heben müste, ehe
nur der leser einen vernünftigen verstand aus die-
sem wort herausbringen könte? Ist nicht die ver-
derbte menschliche natur vorhin wiederspenstig
gnug, gegen alles, was geistlich heiset? Muß
der heilige Geist, da er diesen wiederwillen heben
will, erst neue gelegenheit zu einem billigen eckel
verschaffen? Müste sein wort nicht lächerlich wer-
den, wann es wahr wäre, daß er ohne alle noth
und ursache, von einer zunst thörichter und blin-
der Rabbinen, die art der sprache erborget hät-
te, mit welcher alle völker belehret, und zur sce-
ligkeit klug gemacht werden solten, 2. Tim 3,
15.

§. 59.

Doch, man nehme nur 3) die eigene Erfah-
rung zu hülfe. Ich frage einen jeden, welcher
das neue testament lieset, ob er die claßicalische

wort-

Herrnhuterey in ihrer Schalkheit
lich verurſachter duͤſterheit, es nicht verſtehen,
noch daraus klug werden koͤnnen, bis er ſelbſt
mit einer neuen offenbarung darzu komt. Der
heilige Geiſt konte deutlich reden; aber nach des
Grafen meinung wolte er nicht. Alſo war er
nicht ſo guͤtig gegen die menſchen, als er haͤtte
ſeyn muͤſſen, wann ſie ihn verſtehen ſolten. Wie
ſtimmet das mit der weisheit des heiligen Gei-
ſtes, daß er eine goͤttliche ſchrift verfertigen ſolle,
die zuvor dem leſer, wegen ihrer ekelhaften duͤ-
ſterheit, zum abſcheu werden muß, ehe ſie dieſel-
be zu leſen begehren? machte ſich der heilige Geiſt
nicht ſelbſt dadurch ein hindernis, das er durch
ein neues wunder erſt wieder heben muͤſte, ehe
nur der leſer einen vernuͤnftigen verſtand aus die-
ſem wort herausbringen koͤnte? Iſt nicht die ver-
derbte menſchliche natur vorhin wiederſpenſtig
gnug, gegen alles, was geiſtlich heiſet? Muß
der heilige Geiſt, da er dieſen wiederwillen heben
will, erſt neue gelegenheit zu einem billigen eckel
verſchaffen? Muͤſte ſein wort nicht laͤcherlich wer-
den, wann es wahr waͤre, daß er ohne alle noth
und urſache, von einer zunſt thoͤrichter und blin-
der Rabbinen, die art der ſprache erborget haͤt-
te, mit welcher alle voͤlker belehret, und zur ſce-
ligkeit klug gemacht werden ſolten, 2. Tim 3,
15.

§. 59.

Doch, man nehme nur 3) die eigene Erfah-
rung zu huͤlfe. Ich frage einen jeden, welcher
das neue teſtament lieſet, ob er die claßicaliſche

wort-
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[80/0090] Herrnhuterey in ihrer Schalkheit lich verurſachter duͤſterheit, es nicht verſtehen, noch daraus klug werden koͤnnen, bis er ſelbſt mit einer neuen offenbarung darzu komt. Der heilige Geiſt konte deutlich reden; aber nach des Grafen meinung wolte er nicht. Alſo war er nicht ſo guͤtig gegen die menſchen, als er haͤtte ſeyn muͤſſen, wann ſie ihn verſtehen ſolten. Wie ſtimmet das mit der weisheit des heiligen Gei- ſtes, daß er eine goͤttliche ſchrift verfertigen ſolle, die zuvor dem leſer, wegen ihrer ekelhaften duͤ- ſterheit, zum abſcheu werden muß, ehe ſie dieſel- be zu leſen begehren? machte ſich der heilige Geiſt nicht ſelbſt dadurch ein hindernis, das er durch ein neues wunder erſt wieder heben muͤſte, ehe nur der leſer einen vernuͤnftigen verſtand aus die- ſem wort herausbringen koͤnte? Iſt nicht die ver- derbte menſchliche natur vorhin wiederſpenſtig gnug, gegen alles, was geiſtlich heiſet? Muß der heilige Geiſt, da er dieſen wiederwillen heben will, erſt neue gelegenheit zu einem billigen eckel verſchaffen? Muͤſte ſein wort nicht laͤcherlich wer- den, wann es wahr waͤre, daß er ohne alle noth und urſache, von einer zunſt thoͤrichter und blin- der Rabbinen, die art der ſprache erborget haͤt- te, mit welcher alle voͤlker belehret, und zur ſce- ligkeit klug gemacht werden ſolten, 2. Tim 3, 15. §. 59. Doch, man nehme nur 3) die eigene Erfah- rung zu huͤlfe. Ich frage einen jeden, welcher das neue teſtament lieſet, ob er die claßicaliſche wort-

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Zitationshilfe: Benner, Johann Hermann: Die Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 2. Gießen, 1747, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey02_1747/90>, abgerufen am 21.11.2024.