Benner, Johann Hermann: Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 3. Gießen, 1748.dritter Theil. Aber sie verfähret gantz anders. Sie
zeiget uns erstlich diese Wohlthaten mit eigentlichen Worten an. Von den leiblichen, sagt sie: GOtt ist es, der uns in diese Welt bringet, erhält, ver- sorget, regieret. Von den geistlichen: GOtt ist es, der die Buse und den Glauben in uns würcket, uns rechtfer- tiget und zu Kindern annimt, uns täg- lich und reichlich die Sünden vergiebet, das Gute in uns erhält, vermehret, uns vollbereitet, kräftiget, gründet, uns unsträflich behält, bis auf den Tag Chri- sti, uns von den Todten auferwecket, verherrlichet etc. Wann dieses geschehen ist, so gebrauchet sie ein Bild, diese geist- liche Sachen in etwas begreiflich zu ma- chen. Wer nun die eigentliche Begriffe und darauf gerichtete Benennungen dieser Wohlthaten, bey seit setzet, und sogar zur Aufrichtung des Glaubens sie undienlich achtet, (§. 93.) der han- delt gegen die heilige Schrift. Er nimt das Nebenwort das blos zur bildlichen Erläuterung eines schon vorausgesetzten Begrifs, vom heiligen Geist gebrauchet wird, und lässet das eigentliche fahren. Mithin behält er nichts übrig, als einen gantz unbestimten, und zur wahren Er- kentnis, folglich zum Glauben, nicht hinreichenden Begrif. Zin- dritter Theil. Aber ſie verfaͤhret gantz anders. Sie
zeiget uns erſtlich dieſe Wohlthaten mit eigentlichen Worten an. Von den leiblichen, ſagt ſie: GOtt iſt es, der uns in dieſe Welt bringet, erhaͤlt, ver- ſorget, regieret. Von den geiſtlichen: GOtt iſt es, der die Buſe und den Glauben in uns wuͤrcket, uns rechtfer- tiget und zu Kindern annimt, uns taͤg- lich und reichlich die Suͤnden vergiebet, das Gute in uns erhaͤlt, vermehret, uns vollbereitet, kraͤftiget, gruͤndet, uns unſtraͤflich behaͤlt, bis auf den Tag Chri- ſti, uns von den Todten auferwecket, verherrlichet ꝛc. Wann dieſes geſchehen iſt, ſo gebrauchet ſie ein Bild, dieſe geiſt- liche Sachen in etwas begreiflich zu ma- chen. Wer nun die eigentliche Begriffe und darauf gerichtete Benennungen dieſer Wohlthaten, bey ſeit ſetzet, und ſogar zur Aufrichtung des Glaubens ſie undienlich achtet, (§. 93.) der han- delt gegen die heilige Schrift. Er nimt das Nebenwort das blos zur bildlichen Erlaͤuterung eines ſchon vorausgeſetzten Begrifs, vom heiligen Geiſt gebrauchet wird, und laͤſſet das eigentliche fahren. Mithin behaͤlt er nichts uͤbrig, als einen gantz unbeſtimten, und zur wahren Er- kentnis, folglich zum Glauben, nicht hinreichenden Begrif. Zin- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0191" n="175"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">dritter Theil.</hi> </fw><lb/> <note next="#seg2pn_30_4" xml:id="seg2pn_30_3" prev="#seg2pn_30_2" place="foot" n="(*)">Aber ſie verfaͤhret gantz anders. Sie<lb/> zeiget uns erſtlich dieſe Wohlthaten mit<lb/><hi rendition="#fr">eigentlichen Worten</hi> an. Von den<lb/><hi rendition="#fr">leiblichen,</hi> ſagt ſie: GOtt iſt es, der<lb/> uns in dieſe Welt bringet, erhaͤlt, ver-<lb/> ſorget, regieret. Von den geiſtlichen:<lb/> GOtt iſt es, der die Buſe und den<lb/> Glauben in uns wuͤrcket, uns rechtfer-<lb/> tiget und zu Kindern annimt, uns taͤg-<lb/> lich und reichlich die Suͤnden vergiebet,<lb/> das Gute in uns erhaͤlt, vermehret, uns<lb/> vollbereitet, kraͤftiget, gruͤndet, uns<lb/> unſtraͤflich behaͤlt, bis auf den Tag Chri-<lb/> ſti, uns von den Todten auferwecket,<lb/> verherrlichet ꝛc. Wann dieſes geſchehen<lb/> iſt, ſo gebrauchet ſie ein <hi rendition="#fr">Bild,</hi> dieſe geiſt-<lb/> liche Sachen in etwas begreiflich zu ma-<lb/> chen. Wer nun die eigentliche Begriffe<lb/> und darauf gerichtete Benennungen<lb/> dieſer Wohlthaten, bey ſeit ſetzet, und<lb/> ſogar <hi rendition="#fr">zur Aufrichtung des Glaubens<lb/> ſie undienlich</hi> achtet, (§. 93.) der han-<lb/> delt gegen die heilige Schrift. Er nimt<lb/> das Nebenwort das blos zur bildlichen<lb/> Erlaͤuterung eines ſchon vorausgeſetzten<lb/> Begrifs, vom heiligen Geiſt gebrauchet<lb/> wird, und laͤſſet das <hi rendition="#fr">eigentliche</hi> fahren.<lb/> Mithin behaͤlt er nichts uͤbrig, als einen<lb/> gantz unbeſtimten, und zur wahren Er-<lb/> kentnis, folglich zum Glauben, nicht<lb/> hinreichenden Begrif.<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Zin-</fw></note><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [175/0191]
dritter Theil.
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(*) Aber ſie verfaͤhret gantz anders. Sie
zeiget uns erſtlich dieſe Wohlthaten mit
eigentlichen Worten an. Von den
leiblichen, ſagt ſie: GOtt iſt es, der
uns in dieſe Welt bringet, erhaͤlt, ver-
ſorget, regieret. Von den geiſtlichen:
GOtt iſt es, der die Buſe und den
Glauben in uns wuͤrcket, uns rechtfer-
tiget und zu Kindern annimt, uns taͤg-
lich und reichlich die Suͤnden vergiebet,
das Gute in uns erhaͤlt, vermehret, uns
vollbereitet, kraͤftiget, gruͤndet, uns
unſtraͤflich behaͤlt, bis auf den Tag Chri-
ſti, uns von den Todten auferwecket,
verherrlichet ꝛc. Wann dieſes geſchehen
iſt, ſo gebrauchet ſie ein Bild, dieſe geiſt-
liche Sachen in etwas begreiflich zu ma-
chen. Wer nun die eigentliche Begriffe
und darauf gerichtete Benennungen
dieſer Wohlthaten, bey ſeit ſetzet, und
ſogar zur Aufrichtung des Glaubens
ſie undienlich achtet, (§. 93.) der han-
delt gegen die heilige Schrift. Er nimt
das Nebenwort das blos zur bildlichen
Erlaͤuterung eines ſchon vorausgeſetzten
Begrifs, vom heiligen Geiſt gebrauchet
wird, und laͤſſet das eigentliche fahren.
Mithin behaͤlt er nichts uͤbrig, als einen
gantz unbeſtimten, und zur wahren Er-
kentnis, folglich zum Glauben, nicht
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