Benner, Johann Hermann: Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 3. Gießen, 1748.dritter Theil. lichen Liebe, die keine Hinterlist vermuthet, dochwenigstens der Freundlichkeit, gegen einen Man, von welchen man dazumal noch nicht voraus- sahe, daß Treue Unschuld und Ehrlichkeit ihn gäntzlich verlassen würde. Solcher gestalt hat- te er einen protestantischen Geburtsbrief, von Hause; und aus fremder Hand einen Paß, kraft dessen ihm die Grentzen der Protestanten überall offen stunden. Meines Erachtens, ist dieses der gewöhnlichste Grif aller Leute von dieser Art, wann sie landverderbliche Künste mit mehrerer Sicherheit treiben, und das was ihre Thaten wehrt sind, auf eine Zeitlang vermeiden wollen. Nach und nach lernte er so glüklich ab- und zu- thun, daß nach deme es Zeit und Ort erfoderte/ weder der Catholik, noch der Wiedertäufer, noch der Siebentäger, noch der Dümpler, et- was an seiner Lehre auszusetzen fande. Endlich waren die Feinde der Gottheit (*) Christi und des (*) Jch bin anfangs sehr behutsam gegan- gen, was die socinianische Jrgeisterei des Zinzendorfs belanget, weil mich GOtt da- für bewahren wird, meinem Nechsten et- was aufzubürden, davon ich keine gnug- same Uberzeugung hätte. Das kan der geneigte Leser nach Belieben im Zinzen- dorfischen Unfug, (lerna Z.) s. 201. 338. finden. Aber ich habe seit deme lei- der allzuviele Proben gesehen, darauf ich nun A 3
dritter Theil. lichen Liebe, die keine Hinterliſt vermuthet, dochwenigſtens der Freundlichkeit, gegen einen Man, von welchen man dazumal noch nicht voraus- ſahe, daß Treue Unſchuld und Ehrlichkeit ihn gaͤntzlich verlaſſen wuͤrde. Solcher geſtalt hat- te er einen proteſtantiſchen Geburtsbrief, von Hauſe; und aus fremder Hand einen Paß, kraft deſſen ihm die Grentzen der Proteſtanten uͤberall offen ſtunden. Meines Erachtens, iſt dieſes der gewoͤhnlichſte Grif aller Leute von dieſer Art, wann ſie landverderbliche Kuͤnſte mit mehrerer Sicherheit treiben, und das was ihre Thaten wehrt ſind, auf eine Zeitlang vermeiden wollen. Nach und nach lernte er ſo gluͤklich ab- und zu- thun, daß nach deme es Zeit und Ort erfoderte/ weder der Catholik, noch der Wiedertaͤufer, noch der Siebentaͤger, noch der Duͤmpler, et- was an ſeiner Lehre auszuſetzen fande. Endlich waren die Feinde der Gottheit (*) Chriſti und des (*) Jch bin anfangs ſehr behutſam gegan- gen, was die ſocinianiſche Jrgeiſterei des Zinzendorfs belanget, weil mich GOtt da- fuͤr bewahren wird, meinem Nechſten et- was aufzubuͤrden, davon ich keine gnug- ſame Uberzeugung haͤtte. Das kan der geneigte Leſer nach Belieben im Zinzen- dorfiſchen Unfug, (lerna Z.) ſ. 201. 338. finden. Aber ich habe ſeit deme lei- der allzuviele Proben geſehen, darauf ich nun A 3
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dritter Theil.
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von welchen man dazumal noch nicht voraus-
ſahe, daß Treue Unſchuld und Ehrlichkeit ihn
gaͤntzlich verlaſſen wuͤrde. Solcher geſtalt hat-
te er einen proteſtantiſchen Geburtsbrief, von
Hauſe; und aus fremder Hand einen Paß, kraft
deſſen ihm die Grentzen der Proteſtanten uͤberall
offen ſtunden. Meines Erachtens, iſt dieſes der
gewoͤhnlichſte Grif aller Leute von dieſer Art,
wann ſie landverderbliche Kuͤnſte mit mehrerer
Sicherheit treiben, und das was ihre Thaten
wehrt ſind, auf eine Zeitlang vermeiden wollen.
Nach und nach lernte er ſo gluͤklich ab- und zu-
thun, daß nach deme es Zeit und Ort erfoderte/
weder der Catholik, noch der Wiedertaͤufer,
noch der Siebentaͤger, noch der Duͤmpler, et-
was an ſeiner Lehre auszuſetzen fande. Endlich
waren die Feinde der Gottheit (*) Chriſti und
des
(*) Jch bin anfangs ſehr behutſam gegan-
gen, was die ſocinianiſche Jrgeiſterei des
Zinzendorfs belanget, weil mich GOtt da-
fuͤr bewahren wird, meinem Nechſten et-
was aufzubuͤrden, davon ich keine gnug-
ſame Uberzeugung haͤtte. Das kan der
geneigte Leſer nach Belieben im Zinzen-
dorfiſchen Unfug, (lerna Z.) ſ. 201.
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der allzuviele Proben geſehen, darauf ich
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