vollkommenen Fantasten machen möge. Und was wäre das vor ein Heiland?
Hiese dann dieses den Leuten das Ver- ständnis eröfnen? und noch darzu sich ver- wundern, daß sie diese ärgerliche Narrheit nicht schon vorher gewust, und in der Schrift sogar gesuchet hätten? in der Schrift des al- ten Testamentes, in welcher nach Zinzendorfs Eingeben, nicht einmal die wahre Dreieinig- keit stehen soll. (§. 111.)
§. 129.
2) Nikodem soll verlegen gewesen seyn, wo er das Geschäfte (nemlich die Geburt und den Mutterleib zwischen der Zeugung und Ehe) suchen solte. Zinzendorf misset hier den Rabbiner nach seinem eigenen Maasstab. Dann Er, Zinzendorf, ist gewis sehr verle- gen gewesen, wo er diesen Mutterleib finden möchte; bis ihm endlich geträumet hat, er ste- he sogar in der Bibel. Sein Gedanckenspiel gehet in folgendem Ton: Hier sehe ich daß Ni- kodemus über den Mutterleib verlegen ist. Jch bin noch verlegener gewesen als Er. Nun aber habe ich einen Mutterleib erfunden, in welchem sich meine Verlegenheit geschwind verlohren hat. Also muß der HErr Christus eben diese Erfindung bereits dem Nikodem ent- decket haben, damit ist Nikodem seiner Ver- legenheit los geworden. etc. etc. Es ist währ, Nikodem werde seiner Verlegenheit loß, weil er sich vorgenommen hatte nicht auf seinem
vori-
dritter Theil.
vollkommenen Fantaſten machen moͤge. Und was waͤre das vor ein Heiland?
Hieſe dann dieſes den Leuten das Ver- ſtaͤndnis eroͤfnen? und noch darzu ſich ver- wundern, daß ſie dieſe aͤrgerliche Narrheit nicht ſchon vorher gewuſt, und in der Schrift ſogar geſuchet haͤtten? in der Schrift des al- ten Teſtamentes, in welcher nach Zinzendorfs Eingeben, nicht einmal die wahre Dreieinig- keit ſtehen ſoll. (§. 111.)
§. 129.
2) Nikodem ſoll verlegen geweſen ſeyn, wo er das Geſchaͤfte (nemlich die Geburt und den Mutterleib zwiſchen der Zeugung und Ehe) ſuchen ſolte. Zinzendorf miſſet hier den Rabbiner nach ſeinem eigenen Maasſtab. Dann Er, Zinzendorf, iſt gewis ſehr verle- gen geweſen, wo er dieſen Mutterleib finden moͤchte; bis ihm endlich getraͤumet hat, er ſte- he ſogar in der Bibel. Sein Gedanckenſpiel gehet in folgendem Ton: Hier ſehe ich daß Ni- kodemus uͤber den Mutterleib verlegen iſt. Jch bin noch verlegener geweſen als Er. Nun aber habe ich einen Mutterleib erfunden, in welchem ſich meine Verlegenheit geſchwind verlohren hat. Alſo muß der HErr Chriſtus eben dieſe Erfindung bereits dem Nikodem ent- decket haben, damit iſt Nikodem ſeiner Ver- legenheit los geworden. ꝛc. ꝛc. Es iſt waͤhr, Nikodem werde ſeiner Verlegenheit loß, weil er ſich vorgenommen hatte nicht auf ſeinem
vori-
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dritter Theil.
vollkommenen Fantaſten machen moͤge. Und
was waͤre das vor ein Heiland?
Hieſe dann dieſes den Leuten das Ver-
ſtaͤndnis eroͤfnen? und noch darzu ſich ver-
wundern, daß ſie dieſe aͤrgerliche Narrheit
nicht ſchon vorher gewuſt, und in der Schrift
ſogar geſuchet haͤtten? in der Schrift des al-
ten Teſtamentes, in welcher nach Zinzendorfs
Eingeben, nicht einmal die wahre Dreieinig-
keit ſtehen ſoll. (§. 111.)
§. 129.
2) Nikodem ſoll verlegen geweſen ſeyn,
wo er das Geſchaͤfte (nemlich die Geburt
und den Mutterleib zwiſchen der Zeugung und
Ehe) ſuchen ſolte. Zinzendorf miſſet hier
den Rabbiner nach ſeinem eigenen Maasſtab.
Dann Er, Zinzendorf, iſt gewis ſehr verle-
gen geweſen, wo er dieſen Mutterleib finden
moͤchte; bis ihm endlich getraͤumet hat, er ſte-
he ſogar in der Bibel. Sein Gedanckenſpiel
gehet in folgendem Ton: Hier ſehe ich daß Ni-
kodemus uͤber den Mutterleib verlegen iſt. Jch
bin noch verlegener geweſen als Er. Nun
aber habe ich einen Mutterleib erfunden, in
welchem ſich meine Verlegenheit geſchwind
verlohren hat. Alſo muß der HErr Chriſtus
eben dieſe Erfindung bereits dem Nikodem ent-
decket haben, damit iſt Nikodem ſeiner Ver-
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Benner, Johann Hermann: Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 3. Gießen, 1748, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey03_1748/255>, abgerufen am 16.02.2025.
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