Benner, Johann Hermann: Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 3. Gießen, 1748.dritter Theil. freylich ein jeder nur vernünftiger Mensch, ih-rem Erfinder zu Gemüthe führen, und ihn vor den männlichen GOtt, besudelt hat, welche nicht im Stande sind, sich dieser ärger- lichen Fantasien zu erwehren? Gesetzt, er dächte und lehrete dergleichen mit Fürsatz nicht, (wie er doch würklich thut,) wäre es dann keine Sünde, die Schwachen zu ärgern? Seine Entschuldigung ist sehr philoso- phisch. Er spricht: Wann die eine Per- son der Gottheit ein Vater/ die an- dere eine Mutter/ die dritte ein Ehe- mann seyn muß; so folget daraus nicht/ daß sie männlich/ und weib- lichen Geschlechtes sind. Weil der Unterschied des Geschlechtes nicht einmal der menschlichen Natur noth- wendig eigen ist/ und weil es vor diesem Geschlechtsunterschied schon eine Menschheit gegeben hat. (§. 5.) Herrliche Erfindungen! wodurch das Räthsel, Aelia Lälia Crispis auf einmal aufgelöset wird. Wo ist doch die Zinzen- dorfische Welt, in welcher es eine mensch- liche Natur schon vor dem Geschlechtsun- terschiede, gegeben hat, die weder männ- liches noch weibliches Geschlechtes war. Jn unserer Welt war Adam der erste. Er Herrnhut. III. Theil. E
dritter Theil. freylich ein jeder nur vernuͤnftiger Menſch, ih-rem Erfinder zu Gemuͤthe fuͤhren, und ihn vor den maͤnnlichen GOtt, beſudelt hat, welche nicht im Stande ſind, ſich dieſer aͤrger- lichen Fantaſien zu erwehren? Geſetzt, er daͤchte und lehrete dergleichen mit Fuͤrſatz nicht, (wie er doch wuͤrklich thut,) waͤre es dann keine Suͤnde, die Schwachen zu aͤrgern? Seine Entſchuldigung iſt ſehr philoſo- phiſch. Er ſpricht: Wann die eine Per- ſon der Gottheit ein Vater/ die an- dere eine Mutter/ die dritte ein Ehe- mann ſeyn muß; ſo folget daraus nicht/ daß ſie maͤnnlich/ und weib- lichen Geſchlechtes ſind. Weil der Unterſchied des Geſchlechtes nicht einmal der menſchlichen Natur noth- wendig eigen iſt/ und weil es vor dieſem Geſchlechtsunterſchied ſchon eine Menſchheit gegeben hat. (§. 5.) Herrliche Erfindungen! wodurch das Raͤthſel, Aelia Laͤlia Criſpis auf einmal aufgeloͤſet wird. Wo iſt doch die Zinzen- dorfiſche Welt, in welcher es eine menſch- liche Natur ſchon vor dem Geſchlechtsun- terſchiede, gegeben hat, die weder maͤnn- liches noch weibliches Geſchlechtes war. Jn unſerer Welt war Adam der erſte. Er Herrnhut. III. Theil. E
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dritter Theil.
freylich ein jeder nur vernuͤnftiger Menſch, ih-
rem Erfinder zu Gemuͤthe fuͤhren, und ihn vor
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(*) maͤnnlichen GOtt, beſudelt hat, welche
nicht im Stande ſind, ſich dieſer aͤrger-
lichen Fantaſien zu erwehren? Geſetzt, er
daͤchte und lehrete dergleichen mit Fuͤrſatz
nicht, (wie er doch wuͤrklich thut,) waͤre
es dann keine Suͤnde, die Schwachen zu
aͤrgern?
Seine Entſchuldigung iſt ſehr philoſo-
phiſch. Er ſpricht: Wann die eine Per-
ſon der Gottheit ein Vater/ die an-
dere eine Mutter/ die dritte ein Ehe-
mann ſeyn muß; ſo folget daraus
nicht/ daß ſie maͤnnlich/ und weib-
lichen Geſchlechtes ſind. Weil der
Unterſchied des Geſchlechtes nicht
einmal der menſchlichen Natur noth-
wendig eigen iſt/ und weil es vor
dieſem Geſchlechtsunterſchied ſchon
eine Menſchheit gegeben hat. (§. 5.)
Herrliche Erfindungen! wodurch das
Raͤthſel, Aelia Laͤlia Criſpis auf einmal
aufgeloͤſet wird. Wo iſt doch die Zinzen-
dorfiſche Welt, in welcher es eine menſch-
liche Natur ſchon vor dem Geſchlechtsun-
terſchiede, gegeben hat, die weder maͤnn-
liches noch weibliches Geſchlechtes war.
Jn unſerer Welt war Adam der erſte.
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