Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Benner, Johann Hermann: Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 3. Gießen, 1748.

Bild:
<< vorherige Seite

Herrnhuterey in ihrer Schalkheit
nöthige Eigenschaft von einem Glaubensbe-
kentnis: wofern in dieser Kürtze doch alles ste-
cket, was man bekennen will. Wann in einem
jeden Wort desselben eine gantze Warheit lie-
get, welche man durch eine weitere Erklärung
heraus wikkeln kan, so ist das eine Tugend der
Confeßion. Gnug, daß die Worte natürlich,
und von einer bekanten eingeschränckten Be-
deutung sind. Was würde Zinzendorf darzu
gesagt haben, wann die Bekenner gesetzet hät-
ten: ich glaube an die Mutter/ des Vaters
Gemahlin?
(§. 5. 82.) wäre dieses nicht all-
zukurtz
und abgebrochen? wüste jemand,
was man damit bekennen wolte? Doch wieder
auf die bescholtene Kürtze zu kommen: ein an-
ders ist bekennen, ein anders sein Bekentnis
ausführlich erläutern, und dem gemeinen Mann
erklären. Beydes ist sehr löblich. Also haben
die Bekenner wohl und rühmlich, und vor ihre
Absicht klug und höchst bedächtlich gehandelt:
und der seelige Luther hat eben dieses durch die
Erklärung gethan, weil seine Absicht kein Be-
kentnis, sondern eine Erklärung des Bekent-
nisses erforderte. Wann aber Luther das Be-
kentnis gescholten, und es bey dem allen den-
noch vor sein Glaubensbekentnis ausgegeben
hätte; so wäre Zinzendorf am besten in seine
Spur getreten. Dann er schilt das Bekent-
nis; und dieses Schelten soll gleichwohl ein
Zeugnis vor GOtt und Menschen seyn, daß
er dasselbe vor sein Glaubensbekentnis erkenne,

halte,

Herrnhuterey in ihrer Schalkheit
noͤthige Eigenſchaft von einem Glaubensbe-
kentnis: wofern in dieſer Kuͤrtze doch alles ſte-
cket, was man bekennen will. Wann in einem
jeden Wort deſſelben eine gantze Warheit lie-
get, welche man durch eine weitere Erklaͤrung
heraus wikkeln kan, ſo iſt das eine Tugend der
Confeßion. Gnug, daß die Worte natuͤrlich,
und von einer bekanten eingeſchraͤnckten Be-
deutung ſind. Was wuͤrde Zinzendorf darzu
geſagt haben, wann die Bekenner geſetzet haͤt-
ten: ich glaube an die Mutter/ des Vaters
Gemahlin?
(§. 5. 82.) waͤre dieſes nicht all-
zukurtz
und abgebrochen? wuͤſte jemand,
was man damit bekennen wolte? Doch wieder
auf die beſcholtene Kuͤrtze zu kommen: ein an-
ders iſt bekennen, ein anders ſein Bekentnis
ausfuͤhrlich erlaͤutern, und dem gemeinen Mann
erklaͤren. Beydes iſt ſehr loͤblich. Alſo haben
die Bekenner wohl und ruͤhmlich, und vor ihre
Abſicht klug und hoͤchſt bedaͤchtlich gehandelt:
und der ſeelige Luther hat eben dieſes durch die
Erklaͤrung gethan, weil ſeine Abſicht kein Be-
kentnis, ſondern eine Erklaͤrung des Bekent-
niſſes erforderte. Wann aber Luther das Be-
kentnis geſcholten, und es bey dem allen den-
noch vor ſein Glaubensbekentnis ausgegeben
haͤtte; ſo waͤre Zinzendorf am beſten in ſeine
Spur getreten. Dann er ſchilt das Bekent-
nis; und dieſes Schelten ſoll gleichwohl ein
Zeugnis vor GOtt und Menſchen ſeyn, daß
er daſſelbe vor ſein Glaubensbekentnis erkenne,

halte,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0094" n="78"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Herrnhuterey in ihrer Schalkheit</hi></fw><lb/>
no&#x0364;thige Eigen&#x017F;chaft von einem Glaubensbe-<lb/>
kentnis: wofern in die&#x017F;er Ku&#x0364;rtze doch alles &#x017F;te-<lb/>
cket, was man bekennen will. Wann in einem<lb/>
jeden Wort de&#x017F;&#x017F;elben eine gantze Warheit lie-<lb/>
get, welche man durch eine weitere Erkla&#x0364;rung<lb/>
heraus wikkeln kan, &#x017F;o i&#x017F;t das eine Tugend der<lb/>
Confeßion. Gnug, daß die Worte natu&#x0364;rlich,<lb/>
und von einer bekanten einge&#x017F;chra&#x0364;nckten Be-<lb/>
deutung &#x017F;ind. Was wu&#x0364;rde Zinzendorf darzu<lb/>
ge&#x017F;agt haben, wann die Bekenner ge&#x017F;etzet ha&#x0364;t-<lb/>
ten: ich glaube an die <hi rendition="#fr">Mutter</hi>/ des <hi rendition="#fr">Vaters<lb/>
Gemahlin?</hi> (§. 5. 82.) wa&#x0364;re die&#x017F;es nicht <hi rendition="#fr">all-<lb/>
zukurtz</hi> und <hi rendition="#fr">abgebrochen?</hi> wu&#x0364;&#x017F;te jemand,<lb/>
was man damit bekennen wolte? Doch wieder<lb/>
auf die be&#x017F;choltene Ku&#x0364;rtze zu kommen: ein an-<lb/>
ders i&#x017F;t bekennen, ein anders &#x017F;ein Bekentnis<lb/>
ausfu&#x0364;hrlich erla&#x0364;utern, und dem gemeinen Mann<lb/>
erkla&#x0364;ren. Beydes i&#x017F;t &#x017F;ehr lo&#x0364;blich. Al&#x017F;o haben<lb/>
die Bekenner wohl und ru&#x0364;hmlich, und vor ihre<lb/>
Ab&#x017F;icht klug und ho&#x0364;ch&#x017F;t beda&#x0364;chtlich gehandelt:<lb/>
und der &#x017F;eelige Luther hat eben die&#x017F;es durch die<lb/>
Erkla&#x0364;rung gethan, weil &#x017F;eine Ab&#x017F;icht kein Be-<lb/>
kentnis, &#x017F;ondern eine Erkla&#x0364;rung des Bekent-<lb/>
ni&#x017F;&#x017F;es erforderte. Wann aber Luther das Be-<lb/>
kentnis ge&#x017F;cholten, und es bey dem allen den-<lb/>
noch vor &#x017F;ein Glaubensbekentnis ausgegeben<lb/>
ha&#x0364;tte; &#x017F;o wa&#x0364;re Zinzendorf am be&#x017F;ten in &#x017F;eine<lb/>
Spur getreten. Dann er &#x017F;chilt das Bekent-<lb/>
nis; und die&#x017F;es Schelten &#x017F;oll gleichwohl ein<lb/>
Zeugnis vor GOtt und Men&#x017F;chen &#x017F;eyn, daß<lb/>
er da&#x017F;&#x017F;elbe vor &#x017F;ein Glaubensbekentnis erkenne,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">halte,</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[78/0094] Herrnhuterey in ihrer Schalkheit noͤthige Eigenſchaft von einem Glaubensbe- kentnis: wofern in dieſer Kuͤrtze doch alles ſte- cket, was man bekennen will. Wann in einem jeden Wort deſſelben eine gantze Warheit lie- get, welche man durch eine weitere Erklaͤrung heraus wikkeln kan, ſo iſt das eine Tugend der Confeßion. Gnug, daß die Worte natuͤrlich, und von einer bekanten eingeſchraͤnckten Be- deutung ſind. Was wuͤrde Zinzendorf darzu geſagt haben, wann die Bekenner geſetzet haͤt- ten: ich glaube an die Mutter/ des Vaters Gemahlin? (§. 5. 82.) waͤre dieſes nicht all- zukurtz und abgebrochen? wuͤſte jemand, was man damit bekennen wolte? Doch wieder auf die beſcholtene Kuͤrtze zu kommen: ein an- ders iſt bekennen, ein anders ſein Bekentnis ausfuͤhrlich erlaͤutern, und dem gemeinen Mann erklaͤren. Beydes iſt ſehr loͤblich. Alſo haben die Bekenner wohl und ruͤhmlich, und vor ihre Abſicht klug und hoͤchſt bedaͤchtlich gehandelt: und der ſeelige Luther hat eben dieſes durch die Erklaͤrung gethan, weil ſeine Abſicht kein Be- kentnis, ſondern eine Erklaͤrung des Bekent- niſſes erforderte. Wann aber Luther das Be- kentnis geſcholten, und es bey dem allen den- noch vor ſein Glaubensbekentnis ausgegeben haͤtte; ſo waͤre Zinzendorf am beſten in ſeine Spur getreten. Dann er ſchilt das Bekent- nis; und dieſes Schelten ſoll gleichwohl ein Zeugnis vor GOtt und Menſchen ſeyn, daß er daſſelbe vor ſein Glaubensbekentnis erkenne, halte,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey03_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey03_1748/94
Zitationshilfe: Benner, Johann Hermann: Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 3. Gießen, 1748, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey03_1748/94>, abgerufen am 24.11.2024.