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Benner, Johann Hermann: Hernhuterey in ihrer Schalckheit. Bd. 4. Gießen, 1748.

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Herrnhuterey in ihrer Schalkheit
hat etwa der Heiland die Macht, Sachen durch
das Loos anzugeben, da hingegen der Wille der
Brüder hernach die Freyheit sich vorbehält,
das angegebene wieder zu verwerfen? Jn beiden
Fällen ist er ein recht armseeliger und sclavischer
Heiland.

Jch will die Sache noch etwas mehr erläutern.
Wann der Heiland die Materien angegeben
hat, so muß er auch die Versamlungsregeln
angegeben haben. Beweis: die Versamlungs-
regeln
geben Maas und Ziel, wie, und wie-
weit man die Materien abhandeln solle. Was
hülfe es aber den Heiland, wann er zwar allein
die Macht hätte, Materien vorzuschreiben, die
Brüder hingegen, behielten sich die Freiheit vor,
diese Materien nach der Schrift, oder wieder
die Schrift, halb oder gantz, genau oder oben-
hin, abzuhandeln, ja sogar, sie unausgemacht
zu lassen, und je ehe je lieber wieder abzudan-
cken? Also war das Angeben der Versamlungs-
regeln, von Seiten des Heilandes eben so nö-
thig, und gewisser maasen noch nöthiger, als
das Angeben der Materien. Wann es dem-
nach wahr wäre, daß der Heiland die Materien
befolen hätte; so müste er auch die Regeln der
Abhandlung befolen haben. Nun aber ist er-
weislich, daß die vorgeschriebene Versamlungs-
regeln, den Regeln des Heilandes gerade
entgegen sind. Entweder müssen die ächte Re-
geln dieses Heilandes, Warheit seyn, und die

entge-

Herrnhuterey in ihrer Schalkheit
hat etwa der Heiland die Macht, Sachen durch
das Loos anzugeben, da hingegen der Wille der
Bruͤder hernach die Freyheit ſich vorbehaͤlt,
das angegebene wieder zu verwerfen? Jn beiden
Faͤllen iſt er ein recht armſeeliger und ſclaviſcher
Heiland.

Jch will die Sache noch etwas mehr erlaͤutern.
Wann der Heiland die Materien angegeben
hat, ſo muß er auch die Verſamlungsregeln
angegeben haben. Beweis: die Verſamlungs-
regeln
geben Maas und Ziel, wie, und wie-
weit man die Materien abhandeln ſolle. Was
huͤlfe es aber den Heiland, wann er zwar allein
die Macht haͤtte, Materien vorzuſchreiben, die
Bruͤder hingegen, behielten ſich die Freiheit vor,
dieſe Materien nach der Schrift, oder wieder
die Schrift, halb oder gantz, genau oder oben-
hin, abzuhandeln, ja ſogar, ſie unausgemacht
zu laſſen, und je ehe je lieber wieder abzudan-
cken? Alſo war das Angeben der Verſamlungs-
regeln, von Seiten des Heilandes eben ſo noͤ-
thig, und gewiſſer maaſen noch noͤthiger, als
das Angeben der Materien. Wann es dem-
nach wahr waͤre, daß der Heiland die Materien
befolen haͤtte; ſo muͤſte er auch die Regeln der
Abhandlung befolen haben. Nun aber iſt er-
weislich, daß die vorgeſchriebene Verſamlungs-
regeln, den Regeln des Heilandes gerade
entgegen ſind. Entweder muͤſſen die aͤchte Re-
geln dieſes Heilandes, Warheit ſeyn, und die

entge-
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[174/0186] Herrnhuterey in ihrer Schalkheit hat etwa der Heiland die Macht, Sachen durch das Loos anzugeben, da hingegen der Wille der Bruͤder hernach die Freyheit ſich vorbehaͤlt, das angegebene wieder zu verwerfen? Jn beiden Faͤllen iſt er ein recht armſeeliger und ſclaviſcher Heiland. Jch will die Sache noch etwas mehr erlaͤutern. Wann der Heiland die Materien angegeben hat, ſo muß er auch die Verſamlungsregeln angegeben haben. Beweis: die Verſamlungs- regeln geben Maas und Ziel, wie, und wie- weit man die Materien abhandeln ſolle. Was huͤlfe es aber den Heiland, wann er zwar allein die Macht haͤtte, Materien vorzuſchreiben, die Bruͤder hingegen, behielten ſich die Freiheit vor, dieſe Materien nach der Schrift, oder wieder die Schrift, halb oder gantz, genau oder oben- hin, abzuhandeln, ja ſogar, ſie unausgemacht zu laſſen, und je ehe je lieber wieder abzudan- cken? Alſo war das Angeben der Verſamlungs- regeln, von Seiten des Heilandes eben ſo noͤ- thig, und gewiſſer maaſen noch noͤthiger, als das Angeben der Materien. Wann es dem- nach wahr waͤre, daß der Heiland die Materien befolen haͤtte; ſo muͤſte er auch die Regeln der Abhandlung befolen haben. Nun aber iſt er- weislich, daß die vorgeſchriebene Verſamlungs- regeln, den Regeln des Heilandes gerade entgegen ſind. Entweder muͤſſen die aͤchte Re- geln dieſes Heilandes, Warheit ſeyn, und die entge-

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Zitationshilfe: Benner, Johann Hermann: Hernhuterey in ihrer Schalckheit. Bd. 4. Gießen, 1748, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey04_1748/186>, abgerufen am 24.11.2024.