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Benner, Johann Hermann: Hernhuterey in ihrer Schalckheit. Bd. 4. Gießen, 1748.

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Herrnhuterey in ihrer Schalkheit
§. 54.

Jch frage weiter: warum nennen die versam-
lete Brüder diejenige Sachen gefährlich/ dar-
über man zu tief in die Schrift gehet? die Ant-
wort stehet dabey: weil sie zu nahe gehen. Weil
die herrnhutische Lehrsätze und andere ihres glei-
chen, zu genau beleuchtet werden, wenn man
recht in die Schrift gehet. Je weiter man von
der Schrift bleibet, desto mehr bleibet das Lehr-
gebäude der herrnhuter und Sektenmeister ver-
schonet. Aber es siehet gefährlich um derglei-
chen Werck aus, wann die Schrift ihm nahe
komt.
Dieselbe ist ein göttlich Feuer, und die
herrnhutische Geister haben mit Holtz, Heu und
Stoppeln gebauet. 1. Cor. 3, 12. Wie will ein
solch Gebäude nun bestehen, wann dieses Feuer
vom HErrn, seine Macht beweiset?

§. 55.

Die andere Ursache, warum es gefährlich
seyn soll, tief in die Schrift zu gehen/ heiset
also: weil die Sachen noch nicht gnug prä-
pariret/
oder vorher eingerichtet sind. Die
Sachen worüber in den Versämlungen gehan-
delt werden solte, sind Glaubensartikel/ wie
wir oben aus dem Einladungsbrief erwiesen ha-
ben. Diese muß man so tief aus der Schrift er-
örtern, als nur immer möglich ist, weil sie nir-
gend anderswo, dann in der Schrift, als der
eintzigen Erkentnisquelle, zu finden sind. Aber

höret
Herrnhuterey in ihrer Schalkheit
§. 54.

Jch frage weiter: warum nennen die verſam-
lete Bruͤder diejenige Sachen gefaͤhrlich/ dar-
uͤber man zu tief in die Schrift gehet? die Ant-
wort ſtehet dabey: weil ſie zu nahe gehen. Weil
die herrnhutiſche Lehrſaͤtze und andere ihres glei-
chen, zu genau beleuchtet werden, wenn man
recht in die Schrift gehet. Je weiter man von
der Schrift bleibet, deſto mehr bleibet das Lehr-
gebaͤude der herrnhuter und Sektenmeiſter ver-
ſchonet. Aber es ſiehet gefaͤhrlich um derglei-
chen Werck aus, wann die Schrift ihm nahe
komt.
Dieſelbe iſt ein goͤttlich Feuer, und die
herrnhutiſche Geiſter haben mit Holtz, Heu und
Stoppeln gebauet. 1. Cor. 3, 12. Wie will ein
ſolch Gebaͤude nun beſtehen, wann dieſes Feuer
vom HErrn, ſeine Macht beweiſet?

§. 55.

Die andere Urſache, warum es gefaͤhrlich
ſeyn ſoll, tief in die Schrift zu gehen/ heiſet
alſo: weil die Sachen noch nicht gnug praͤ-
pariret/
oder vorher eingerichtet ſind. Die
Sachen woruͤber in den Verſaͤmlungen gehan-
delt werden ſolte, ſind Glaubensartikel/ wie
wir oben aus dem Einladungsbrief erwieſen ha-
ben. Dieſe muß man ſo tief aus der Schrift er-
oͤrtern, als nur immer moͤglich iſt, weil ſie nir-
gend anderswo, dann in der Schrift, als der
eintzigen Erkentnisquelle, zu finden ſind. Aber

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[176/0188] Herrnhuterey in ihrer Schalkheit §. 54. Jch frage weiter: warum nennen die verſam- lete Bruͤder diejenige Sachen gefaͤhrlich/ dar- uͤber man zu tief in die Schrift gehet? die Ant- wort ſtehet dabey: weil ſie zu nahe gehen. Weil die herrnhutiſche Lehrſaͤtze und andere ihres glei- chen, zu genau beleuchtet werden, wenn man recht in die Schrift gehet. Je weiter man von der Schrift bleibet, deſto mehr bleibet das Lehr- gebaͤude der herrnhuter und Sektenmeiſter ver- ſchonet. Aber es ſiehet gefaͤhrlich um derglei- chen Werck aus, wann die Schrift ihm nahe komt. Dieſelbe iſt ein goͤttlich Feuer, und die herrnhutiſche Geiſter haben mit Holtz, Heu und Stoppeln gebauet. 1. Cor. 3, 12. Wie will ein ſolch Gebaͤude nun beſtehen, wann dieſes Feuer vom HErrn, ſeine Macht beweiſet? §. 55. Die andere Urſache, warum es gefaͤhrlich ſeyn ſoll, tief in die Schrift zu gehen/ heiſet alſo: weil die Sachen noch nicht gnug praͤ- pariret/ oder vorher eingerichtet ſind. Die Sachen woruͤber in den Verſaͤmlungen gehan- delt werden ſolte, ſind Glaubensartikel/ wie wir oben aus dem Einladungsbrief erwieſen ha- ben. Dieſe muß man ſo tief aus der Schrift er- oͤrtern, als nur immer moͤglich iſt, weil ſie nir- gend anderswo, dann in der Schrift, als der eintzigen Erkentnisquelle, zu finden ſind. Aber hoͤret

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Zitationshilfe: Benner, Johann Hermann: Hernhuterey in ihrer Schalckheit. Bd. 4. Gießen, 1748, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey04_1748/188>, abgerufen am 01.05.2024.