Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Benner, Johann Hermann: Hernhuterey in ihrer Schalckheit. Bd. 4. Gießen, 1748.

Bild:
<< vorherige Seite

Herrnhuterey in ihrer Schalkheit
Nun da haben die weise Brüder schon ein Mittel
gefunden. Wann der Heiland sich gelüsten lä-
set, durch diesen Weg einzuschleichen; so wollen
sie ihn nach den Versamlungsregeln, nament-
lich nach dem 5ten Artikel tractiren. Er soll nem-
lich sich ein- vor allemal bescheiden, keinen Lär-
men in der Versamlung anzufangen. Sobald
er mit seiner Schrift kommen, und einen Zinzen-
dorfischen Glaubensartikel damit angreifen, und
wiederlegen will: so wird man dieses ohne alles
Bedencken als unfriedsam erklären. Wird er
sich nun bequemen, friedsam zu seyn, nemlich
sogleich zu schweigen, und dem Syndicus recht
zu geben, so haben die Brüder ein Kennzeichen,
daß er, der Heiland, zugegen ist. Alsdann
wollen sie ihm eine wahre Gegenwart zugestehen.
Dann solcher gestalt gehet es friedsam zu/ und
wird doch was daraus.
Dann wann die
Schrift und der Heiland schweiget, so ist ein
Generalfriede aller Sekten, und Zinzendorf ge-
winnet allemal, oder in seiner Sprache zu re-
den, es wird was daraus. Aber bey diesem
allem, ist gleichwol noch nicht recht zu trauen.
Dann wie stehet es, wann eines/ oder das
andere fehlet?
wann weder der Heiland, um
mit dem Jrgeist friede zu haben, schweigen will,
noch auch wie natürlich, etwas vor Zinzendor-
fen daraus wird? Antwort: Dann wollen
wir inne halten.
Dann will die Ver-
samlung plötzlich vergessen, daß sie, Glaubens-

artikel

Herrnhuterey in ihrer Schalkheit
Nun da haben die weiſe Bruͤder ſchon ein Mittel
gefunden. Wann der Heiland ſich geluͤſten laͤ-
ſet, durch dieſen Weg einzuſchleichen; ſo wollen
ſie ihn nach den Verſamlungsregeln, nament-
lich nach dem 5ten Artikel tractiren. Er ſoll nem-
lich ſich ein- vor allemal beſcheiden, keinen Laͤr-
men in der Verſamlung anzufangen. Sobald
er mit ſeiner Schrift kommen, und einen Zinzen-
dorfiſchen Glaubensartikel damit angreifen, und
wiederlegen will: ſo wird man dieſes ohne alles
Bedencken als unfriedſam erklaͤren. Wird er
ſich nun bequemen, friedſam zu ſeyn, nemlich
ſogleich zu ſchweigen, und dem Syndicus recht
zu geben, ſo haben die Bruͤder ein Kennzeichen,
daß er, der Heiland, zugegen iſt. Alsdann
wollen ſie ihm eine wahre Gegenwart zugeſtehen.
Dann ſolcher geſtalt gehet es friedſam zu/ und
wird doch was daraus.
Dann wann die
Schrift und der Heiland ſchweiget, ſo iſt ein
Generalfriede aller Sekten, und Zinzendorf ge-
winnet allemal, oder in ſeiner Sprache zu re-
den, es wird was daraus. Aber bey dieſem
allem, iſt gleichwol noch nicht recht zu trauen.
Dann wie ſtehet es, wann eines/ oder das
andere fehlet?
wann weder der Heiland, um
mit dem Jrgeiſt friede zu haben, ſchweigen will,
noch auch wie natuͤrlich, etwas vor Zinzendor-
fen daraus wird? Antwort: Dann wollen
wir inne halten.
Dann will die Ver-
ſamlung ploͤtzlich vergeſſen, daß ſie, Glaubens-

artikel
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0190" n="178"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Herrnhuterey in ihrer Schalkheit</hi></fw><lb/>
Nun da haben die wei&#x017F;e Bru&#x0364;der &#x017F;chon ein Mittel<lb/>
gefunden. Wann der Heiland &#x017F;ich gelu&#x0364;&#x017F;ten la&#x0364;-<lb/>
&#x017F;et, durch die&#x017F;en Weg einzu&#x017F;chleichen; &#x017F;o wollen<lb/>
&#x017F;ie ihn nach den Ver&#x017F;amlungsregeln, nament-<lb/>
lich nach dem 5ten <hi rendition="#fr">Artikel</hi> tractiren. Er &#x017F;oll nem-<lb/>
lich &#x017F;ich ein- vor allemal be&#x017F;cheiden, keinen La&#x0364;r-<lb/>
men in der Ver&#x017F;amlung anzufangen. Sobald<lb/>
er mit &#x017F;einer Schrift kommen, und einen Zinzen-<lb/>
dorfi&#x017F;chen Glaubensartikel damit angreifen, und<lb/>
wiederlegen will: &#x017F;o wird man die&#x017F;es ohne alles<lb/>
Bedencken als <hi rendition="#fr">unfried&#x017F;am</hi> erkla&#x0364;ren. Wird er<lb/>
&#x017F;ich nun bequemen, fried&#x017F;am zu &#x017F;eyn, nemlich<lb/>
&#x017F;ogleich zu &#x017F;chweigen, und dem Syndicus recht<lb/>
zu geben, &#x017F;o haben die Bru&#x0364;der <hi rendition="#fr">ein Kennzeichen,</hi><lb/>
daß er, der Heiland, zugegen i&#x017F;t. Alsdann<lb/>
wollen &#x017F;ie ihm eine wahre Gegenwart zuge&#x017F;tehen.<lb/>
Dann &#x017F;olcher ge&#x017F;talt <hi rendition="#fr">gehet es fried&#x017F;am zu/ und<lb/>
wird doch was daraus.</hi> Dann wann die<lb/>
Schrift und der Heiland &#x017F;chweiget, &#x017F;o i&#x017F;t ein<lb/>
Generalfriede aller Sekten, und Zinzendorf ge-<lb/>
winnet allemal, oder in &#x017F;einer Sprache zu re-<lb/>
den, <hi rendition="#fr">es wird was daraus.</hi> Aber bey die&#x017F;em<lb/>
allem, i&#x017F;t gleichwol noch nicht recht zu trauen.<lb/>
Dann wie &#x017F;tehet es, wann <hi rendition="#fr">eines/ oder das<lb/>
andere fehlet?</hi> wann weder der Heiland, um<lb/>
mit dem Jrgei&#x017F;t friede zu haben, &#x017F;chweigen will,<lb/>
noch auch wie natu&#x0364;rlich, <hi rendition="#fr">etwas</hi> vor Zinzendor-<lb/>
fen <hi rendition="#fr">daraus wird?</hi> Antwort: Dann <hi rendition="#fr">wollen<lb/>
wir inne halten.</hi> Dann will die Ver-<lb/>
&#x017F;amlung plo&#x0364;tzlich verge&#x017F;&#x017F;en, daß &#x017F;ie, Glaubens-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">artikel</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[178/0190] Herrnhuterey in ihrer Schalkheit Nun da haben die weiſe Bruͤder ſchon ein Mittel gefunden. Wann der Heiland ſich geluͤſten laͤ- ſet, durch dieſen Weg einzuſchleichen; ſo wollen ſie ihn nach den Verſamlungsregeln, nament- lich nach dem 5ten Artikel tractiren. Er ſoll nem- lich ſich ein- vor allemal beſcheiden, keinen Laͤr- men in der Verſamlung anzufangen. Sobald er mit ſeiner Schrift kommen, und einen Zinzen- dorfiſchen Glaubensartikel damit angreifen, und wiederlegen will: ſo wird man dieſes ohne alles Bedencken als unfriedſam erklaͤren. Wird er ſich nun bequemen, friedſam zu ſeyn, nemlich ſogleich zu ſchweigen, und dem Syndicus recht zu geben, ſo haben die Bruͤder ein Kennzeichen, daß er, der Heiland, zugegen iſt. Alsdann wollen ſie ihm eine wahre Gegenwart zugeſtehen. Dann ſolcher geſtalt gehet es friedſam zu/ und wird doch was daraus. Dann wann die Schrift und der Heiland ſchweiget, ſo iſt ein Generalfriede aller Sekten, und Zinzendorf ge- winnet allemal, oder in ſeiner Sprache zu re- den, es wird was daraus. Aber bey dieſem allem, iſt gleichwol noch nicht recht zu trauen. Dann wie ſtehet es, wann eines/ oder das andere fehlet? wann weder der Heiland, um mit dem Jrgeiſt friede zu haben, ſchweigen will, noch auch wie natuͤrlich, etwas vor Zinzendor- fen daraus wird? Antwort: Dann wollen wir inne halten. Dann will die Ver- ſamlung ploͤtzlich vergeſſen, daß ſie, Glaubens- artikel

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey04_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey04_1748/190
Zitationshilfe: Benner, Johann Hermann: Hernhuterey in ihrer Schalckheit. Bd. 4. Gießen, 1748, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey04_1748/190>, abgerufen am 24.11.2024.