Benner, Johann Hermann: Hernhuterey in ihrer Schalckheit. Bd. 4. Gießen, 1748.vierter Theil. artikel zu verhandeln, auf Befehl des Heilandessich vorgenommen habe. Durch das inne hal- ten oder abbrechen/ sind alsdann die so wich- tige Sachen zu Stande gebracht: die Warheit ist durch ihr inne halten sonnenklaar, und die Schwierigkeiten sind gehoben. Die Brüder wollen immittelst zweierley thun, damit die Versamlung bey dem Jnnehalten nicht gantz müsig sitze. Erstlich wollen sie den HErrn suchen. Nicht zwar in der Schrift, dann da kan er, nach den Versamlungsregeln, unmög- lich zu Hause seyn. Dieweil tief in die Schrift gehen/ und die wiedersprechende Meinungen daraus entscheiden, bey ihnen eben soviel heist, als unfriedlich seyn, und den Heiland nicht bey sich haben. Also wollen sie auch den wahren Heiland nicht suchen/ der nirgend als in seinem Wort sich finden läset, wann von Glaubenswarheiten zu handeln ist. Sondern sie wollen etwas suchen, das Zinzendorf in sei- ner Sprache den Heiland nennet. Das ist sei- ne eigene Phantasie, und sein unfehlbarer Aus- spruch in Glaubenssachen. Drum stehet dar- bey: wir wollen (nebst dem Heiland) auch unsere Hertzen suchen. Dann wer es nicht macht, wie Zinzendorf alles präpatiret hat, der ist von seinem Hertzen abgekommen/ nach der Gemeinsprache zu reden. Sobald man sich nun gehorsamlich bequemet, und aufhöret mit der Schrift soviel Lärmens zu machen, M 2
vierter Theil. artikel zu verhandeln, auf Befehl des Heilandesſich vorgenommen habe. Durch das inne hal- ten oder abbrechen/ ſind alsdann die ſo wich- tige Sachen zu Stande gebracht: die Warheit iſt durch ihr inne halten ſonnenklaar, und die Schwierigkeiten ſind gehoben. Die Bruͤder wollen immittelſt zweierley thun, damit die Verſamlung bey dem Jnnehalten nicht gantz muͤſig ſitze. Erſtlich wollen ſie den HErrn ſuchen. Nicht zwar in der Schrift, dann da kan er, nach den Verſamlungsregeln, unmoͤg- lich zu Hauſe ſeyn. Dieweil tief in die Schrift gehen/ und die wiederſprechende Meinungen daraus entſcheiden, bey ihnen eben ſoviel heiſt, als unfriedlich ſeyn, und den Heiland nicht bey ſich haben. Alſo wollen ſie auch den wahren Heiland nicht ſuchen/ der nirgend als in ſeinem Wort ſich finden laͤſet, wann von Glaubenswarheiten zu handeln iſt. Sondern ſie wollen etwas ſuchen, das Zinzendorf in ſei- ner Sprache den Heiland nennet. Das iſt ſei- ne eigene Phantaſie, und ſein unfehlbarer Aus- ſpruch in Glaubensſachen. Drum ſtehet dar- bey: wir wollen (nebſt dem Heiland) auch unſere Hertzen ſuchen. Dann wer es nicht macht, wie Zinzendorf alles praͤpatiret hat, der iſt von ſeinem Hertzen abgekommen/ nach der Gemeinſprache zu reden. Sobald man ſich nun gehorſamlich bequemet, und aufhoͤret mit der Schrift ſoviel Laͤrmens zu machen, M 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0191" n="179"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">vierter Theil.</hi></fw><lb/> artikel zu verhandeln, auf Befehl des Heilandes<lb/> ſich vorgenommen habe. Durch das <hi rendition="#fr">inne hal-<lb/> ten</hi> oder <hi rendition="#fr">abbrechen/</hi> ſind alsdann die ſo wich-<lb/> tige Sachen zu Stande gebracht: die Warheit<lb/> iſt durch ihr <hi rendition="#fr">inne halten</hi> ſonnenklaar, und die<lb/> Schwierigkeiten ſind gehoben. Die Bruͤder<lb/> wollen immittelſt zweierley thun, damit die<lb/> Verſamlung bey dem <hi rendition="#fr">Jnnehalten</hi> nicht gantz<lb/> muͤſig ſitze. Erſtlich wollen ſie <hi rendition="#fr">den HErrn<lb/> ſuchen.</hi> Nicht zwar in der Schrift, dann da<lb/> kan er, nach den Verſamlungsregeln, unmoͤg-<lb/> lich zu Hauſe ſeyn. Dieweil <hi rendition="#fr">tief in die Schrift<lb/> gehen/</hi> und die wiederſprechende Meinungen<lb/> daraus entſcheiden, bey ihnen eben ſoviel heiſt,<lb/> als <hi rendition="#fr">unfriedlich</hi> ſeyn, und den Heiland <hi rendition="#fr">nicht<lb/> bey ſich haben.</hi> Alſo wollen ſie auch <hi rendition="#fr">den<lb/> wahren Heiland</hi> nicht <hi rendition="#fr">ſuchen/</hi> der nirgend als<lb/> in ſeinem Wort ſich finden laͤſet, wann von<lb/> Glaubenswarheiten zu handeln iſt. Sondern<lb/> ſie wollen etwas ſuchen, das Zinzendorf in ſei-<lb/> ner Sprache den Heiland nennet. Das iſt ſei-<lb/> ne eigene Phantaſie, und ſein unfehlbarer Aus-<lb/> ſpruch in Glaubensſachen. Drum ſtehet dar-<lb/> bey: <hi rendition="#fr">wir wollen</hi> (nebſt dem Heiland) auch<lb/><hi rendition="#fr">unſere Hertzen ſuchen.</hi> Dann wer es nicht<lb/> macht, wie Zinzendorf alles <hi rendition="#fr">praͤpatiret</hi> hat,<lb/><hi rendition="#fr">der iſt von ſeinem Hertzen abgekommen/</hi><lb/> nach der <hi rendition="#fr">Gemeinſprache</hi> zu reden. Sobald<lb/> man ſich nun gehorſamlich bequemet, und<lb/> aufhoͤret mit der Schrift ſoviel Laͤrmens zu<lb/> <fw place="bottom" type="sig">M 2</fw><fw place="bottom" type="catch">machen,</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [179/0191]
vierter Theil.
artikel zu verhandeln, auf Befehl des Heilandes
ſich vorgenommen habe. Durch das inne hal-
ten oder abbrechen/ ſind alsdann die ſo wich-
tige Sachen zu Stande gebracht: die Warheit
iſt durch ihr inne halten ſonnenklaar, und die
Schwierigkeiten ſind gehoben. Die Bruͤder
wollen immittelſt zweierley thun, damit die
Verſamlung bey dem Jnnehalten nicht gantz
muͤſig ſitze. Erſtlich wollen ſie den HErrn
ſuchen. Nicht zwar in der Schrift, dann da
kan er, nach den Verſamlungsregeln, unmoͤg-
lich zu Hauſe ſeyn. Dieweil tief in die Schrift
gehen/ und die wiederſprechende Meinungen
daraus entſcheiden, bey ihnen eben ſoviel heiſt,
als unfriedlich ſeyn, und den Heiland nicht
bey ſich haben. Alſo wollen ſie auch den
wahren Heiland nicht ſuchen/ der nirgend als
in ſeinem Wort ſich finden laͤſet, wann von
Glaubenswarheiten zu handeln iſt. Sondern
ſie wollen etwas ſuchen, das Zinzendorf in ſei-
ner Sprache den Heiland nennet. Das iſt ſei-
ne eigene Phantaſie, und ſein unfehlbarer Aus-
ſpruch in Glaubensſachen. Drum ſtehet dar-
bey: wir wollen (nebſt dem Heiland) auch
unſere Hertzen ſuchen. Dann wer es nicht
macht, wie Zinzendorf alles praͤpatiret hat,
der iſt von ſeinem Hertzen abgekommen/
nach der Gemeinſprache zu reden. Sobald
man ſich nun gehorſamlich bequemet, und
aufhoͤret mit der Schrift ſoviel Laͤrmens zu
machen,
M 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |