Benner, Johann Hermann: Christliches Bedencken von dem vorsetzlichen Meineid. Frankfurt (Main) u. a., 1739.Christliches Bedencken sten den man beleidiget hat, bespre-chen. Also ist unvermeidlich, daß der beleidiger sein begangenes Unrecht aus- drücklich bekenne. Welches auch da- her offenbar ist, weil es im folgenden heiset, der beleidigte Theil, solle als- dann, wann diese Bekentnis geschehen ist, willfährig seyn, zum verzei- hen. Sey willfährig deinem Wiedersacher, bald, solange du noch auf dem Wege bist. Es ist demnach diese Versöhnung ein geschäfte zwischen beyden, nemlich zwischen dem, der beleidiget hat, und der beleidiget worden ist. Es muß der beleidiger den Anfang machen, und seine Bereitwilligkeit zu aufhebung des zugefügten Unrechts, dem andern zu erkennen geben. Nicht darf er warten, bis der andere, oder er selbst, darüber hinstirbet. §. 19.
Chriſtliches Bedencken ſten den man beleidiget hat, beſpre-chen. Alſo iſt unvermeidlich, daß der beleidiger ſein begangenes Unrecht aus- druͤcklich bekenne. Welches auch da- her offenbar iſt, weil es im folgenden heiſet, der beleidigte Theil, ſolle als- dann, wann dieſe Bekentnis geſchehen iſt, willfaͤhrig ſeyn, zum verzei- hen. Sey willfaͤhrig deinem Wiederſacher, bald, ſolange du noch auf dem Wege biſt. Es iſt demnach dieſe Verſoͤhnung ein geſchaͤfte zwiſchen beyden, nemlich zwiſchen dem, der beleidiget hat, und der beleidiget worden iſt. Es muß der beleidiger den Anfang machen, und ſeine Bereitwilligkeit zu aufhebung des zugefuͤgten Unrechts, dem andern zu erkennen geben. Nicht darf er warten, bis der andere, oder er ſelbſt, daruͤber hinſtirbet. §. 19.
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Chriſtliches Bedencken
ſten den man beleidiget hat, beſpre-
chen. Alſo iſt unvermeidlich, daß der
beleidiger ſein begangenes Unrecht aus-
druͤcklich bekenne. Welches auch da-
her offenbar iſt, weil es im folgenden
heiſet, der beleidigte Theil, ſolle als-
dann, wann dieſe Bekentnis geſchehen
iſt, willfaͤhrig ſeyn, zum verzei-
hen. Sey willfaͤhrig deinem
Wiederſacher, bald, ſolange
du noch auf dem Wege biſt.
Es iſt demnach dieſe Verſoͤhnung ein
geſchaͤfte zwiſchen beyden,
nemlich zwiſchen dem, der beleidiget
hat, und der beleidiget worden iſt.
Es muß der beleidiger den Anfang
machen, und ſeine Bereitwilligkeit zu
aufhebung des zugefuͤgten Unrechts,
dem andern zu erkennen geben. Nicht
darf er warten, bis der andere, oder
er ſelbſt, daruͤber hinſtirbet.
§. 19.
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