Benner, Johann Hermann: Christliches Bedencken von dem vorsetzlichen Meineid. Frankfurt (Main) u. a., 1739.Christliches Bedencken solchem Fall sich los schwöret, wanner angegeben und durch verschiedene Umstände gnugsam verdächtig wird: der beleidiget erstlich, den Richter, der GOttes Stelle vertrit; sodann die Person welche ihn angibt, und die Warheit saget die er einer Verläum- dung und Lästerung durch seinen Mein- eid schuldig machet, mithin in diesem stück ihre Ehre kräncket; ferner das unschuldige Kind, das er um sein Recht und gehörige Verpflegung bringet, und dadurch an einem unmündigen zu einem Todschläger wird; dann er 1. Joh. 4, 15.schlieset sein Hertz vor ihm zu, wie Johannes redet, da er doch sein Fleisch und Blut ist, und handelt da- durch ärger als die unvernünftige Thie- re, die ihrer jungen sich annehmen, nach dem Trieb, welchen der Schöp- fer ihnen eingepflantzet hat. Er wird dadurch zu einem Beleidiger der Way- sen,
Chriſtliches Bedencken ſolchem Fall ſich los ſchwoͤret, wanner angegeben und durch verſchiedene Umſtaͤnde gnugſam verdaͤchtig wird: der beleidiget erſtlich, den Richter, der GOttes Stelle vertrit; ſodann die Perſon welche ihn angibt, und die Warheit ſaget die er einer Verlaͤum- dung und Laͤſterung durch ſeinen Mein- eid ſchuldig machet, mithin in dieſem ſtuͤck ihre Ehre kraͤncket; ferner das unſchuldige Kind, das er um ſein Recht und gehoͤrige Verpflegung bringet, und dadurch an einem unmuͤndigen zu einem Todſchlaͤger wird; dann er 1. Joh. 4, 15.ſchlieſet ſein Hertz vor ihm zu, wie Johannes redet, da er doch ſein Fleiſch und Blut iſt, und handelt da- durch aͤrger als die unvernuͤnftige Thie- re, die ihrer jungen ſich annehmen, nach dem Trieb, welchen der Schoͤp- fer ihnen eingepflantzet hat. Er wird dadurch zu einem Beleidiger der Way- ſen,
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Chriſtliches Bedencken
ſolchem Fall ſich los ſchwoͤret, wann
er angegeben und durch verſchiedene
Umſtaͤnde gnugſam verdaͤchtig wird:
der beleidiget erſtlich, den Richter,
der GOttes Stelle vertrit; ſodann
die Perſon welche ihn angibt, und die
Warheit ſaget die er einer Verlaͤum-
dung und Laͤſterung durch ſeinen Mein-
eid ſchuldig machet, mithin in dieſem
ſtuͤck ihre Ehre kraͤncket; ferner das
unſchuldige Kind, das er um ſein Recht
und gehoͤrige Verpflegung bringet,
und dadurch an einem unmuͤndigen zu
einem Todſchlaͤger wird; dann er
ſchlieſet ſein Hertz vor ihm zu,
wie Johannes redet, da er doch ſein
Fleiſch und Blut iſt, und handelt da-
durch aͤrger als die unvernuͤnftige Thie-
re, die ihrer jungen ſich annehmen,
nach dem Trieb, welchen der Schoͤp-
fer ihnen eingepflantzet hat. Er wird
dadurch zu einem Beleidiger der Way-
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1. Joh. 4,
15.
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