Benner, Johann Hermann: Christliches Bedencken von dem vorsetzlichen Meineid. Frankfurt (Main) u. a., 1739.Christliches Bedencken wissentlich auf seine Seele nimmt, undsich lossaget von aller Gemeinschaft mit GOtt; so gibt er dadurch zu erken- nen, daß ihm an beyden nichts gele- gen seye: daß ihm auf die Vollfüh- rung seines Betrugs, und Erreichung seiner boshaften Absicht, mehr ankom- me, als auf das ewige Heil seiner See- le. Er gewinnet, und zwar nicht die gantze Welt, das ihn jedoch nichts helfen würde, sondern die Voll- streckung seiner Bosheit, und nimt dafür schaden an seiner Seele. Er ist wie Esau, der um ein Gericht Speise, seine Erstgeburt verkau- Ebr. 12, 16.fete, und hernach keinen Raum fande zur Buse, ob er sie gleich mit Thränen suchete. Wer in der Bosheit so weit gekommen ist, der ist schon würcklich der Verzweiflung nahe, oder schon tief genug in diesel- bige versuncken. §. 28.
Chriſtliches Bedencken wiſſentlich auf ſeine Seele nimmt, undſich losſaget von aller Gemeinſchaft mit GOtt; ſo gibt er dadurch zu erken- nen, daß ihm an beyden nichts gele- gen ſeye: daß ihm auf die Vollfuͤh- rung ſeines Betrugs, und Erreichung ſeiner boshaften Abſicht, mehr ankom- me, als auf das ewige Heil ſeiner See- le. Er gewinnet, und zwar nicht die gantze Welt, das ihn jedoch nichts helfen wuͤrde, ſondern die Voll- ſtreckung ſeiner Bosheit, und nimt dafuͤr ſchaden an ſeiner Seele. Er iſt wie Eſau, der um ein Gericht Speiſe, ſeine Erſtgeburt verkau- Ebr. 12, 16.fete, und hernach keinen Raum fande zur Buſe, ob er ſie gleich mit Thraͤnen ſuchete. Wer in der Bosheit ſo weit gekommen iſt, der iſt ſchon wuͤrcklich der Verzweiflung nahe, oder ſchon tief genug in dieſel- bige verſuncken. §. 28.
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Chriſtliches Bedencken
wiſſentlich auf ſeine Seele nimmt, und
ſich losſaget von aller Gemeinſchaft mit
GOtt; ſo gibt er dadurch zu erken-
nen, daß ihm an beyden nichts gele-
gen ſeye: daß ihm auf die Vollfuͤh-
rung ſeines Betrugs, und Erreichung
ſeiner boshaften Abſicht, mehr ankom-
me, als auf das ewige Heil ſeiner See-
le. Er gewinnet, und zwar nicht
die gantze Welt, das ihn jedoch
nichts helfen wuͤrde, ſondern die Voll-
ſtreckung ſeiner Bosheit, und nimt
dafuͤr ſchaden an ſeiner Seele.
Er iſt wie Eſau, der um ein Gericht
Speiſe, ſeine Erſtgeburt verkau-
fete, und hernach keinen Raum
fande zur Buſe, ob er ſie gleich
mit Thraͤnen ſuchete. Wer in
der Bosheit ſo weit gekommen iſt, der
iſt ſchon wuͤrcklich der Verzweiflung
nahe, oder ſchon tief genug in dieſel-
bige verſuncken.
Ebr. 12, 16.
§. 28.
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