Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Benner, Johann Hermann: Christliches Bedencken von dem vorsetzlichen Meineid. Frankfurt (Main) u. a., 1739.

Bild:
<< vorherige Seite
Christliches Bedencken
§. 29.

Der Meineid ist 4) die allerschänd-
lichste Verspottung der Obrigkeit, wel-
che man nach GOttes Vorschrift ehren,
und ihr gehorchen soll. Dann der Mein-
eidige betrieget den Richter wissentlich,
und bezeuget durch den äusersten Un-
gehorsam, daß er das Bild GOttes
an der Obrigkeit vor lächerlich und vor
nichts halte. Er verursachet durch
den Misbrauch des göttlichen Namens,
daß ihr verehrenswürdiges Amt ein
Werckzeug seiner Bosheit werden,
und daß sie ihr Urtheil seinen verfluch-
ten Leidenschaften unterwerfen muß.
Dadurch geschiehet es, daß der HErr,
den Seegen des vierten Gebotes einem
Meineidigen in Fluch verwandeln muß.
Anstat des verheisenen langen Le-
bens,
muß er die Tage eines solchen
Bösewichts abkürtzen. An stat des
versprochenen Wohlergehens, muß

er
Chriſtliches Bedencken
§. 29.

Der Meineid iſt 4) die allerſchaͤnd-
lichſte Verſpottung der Obrigkeit, wel-
che man nach GOttes Vorſchrift ehren,
und ihr gehorchen ſoll. Dann der Mein-
eidige betrieget den Richter wiſſentlich,
und bezeuget durch den aͤuſerſten Un-
gehorſam, daß er das Bild GOttes
an der Obrigkeit vor laͤcherlich und vor
nichts halte. Er verurſachet durch
den Misbrauch des goͤttlichen Namens,
daß ihr verehrenswuͤrdiges Amt ein
Werckzeug ſeiner Bosheit werden,
und daß ſie ihr Urtheil ſeinen verfluch-
ten Leidenſchaften unterwerfen muß.
Dadurch geſchiehet es, daß der HErr,
den Seegen des vierten Gebotes einem
Meineidigen in Fluch verwandeln muß.
Anſtat des verheiſenen langen Le-
bens,
muß er die Tage eines ſolchen
Boͤſewichts abkuͤrtzen. An ſtat des
verſprochenen Wohlergehens, muß

er
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0078" n="74"/>
      <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Chri&#x017F;tliches Bedencken</hi> </fw><lb/>
      <div n="1">
        <head>§. 29.</head><lb/>
        <p>Der Meineid i&#x017F;t 4) die aller&#x017F;cha&#x0364;nd-<lb/>
lich&#x017F;te Ver&#x017F;pottung der Obrigkeit, wel-<lb/>
che man nach GOttes Vor&#x017F;chrift ehren,<lb/>
und ihr gehorchen &#x017F;oll. Dann der Mein-<lb/>
eidige betrieget den Richter wi&#x017F;&#x017F;entlich,<lb/>
und bezeuget durch den a&#x0364;u&#x017F;er&#x017F;ten Un-<lb/>
gehor&#x017F;am, daß er das Bild GOttes<lb/>
an der Obrigkeit vor la&#x0364;cherlich und vor<lb/>
nichts halte. Er verur&#x017F;achet durch<lb/>
den Misbrauch des go&#x0364;ttlichen Namens,<lb/>
daß ihr verehrenswu&#x0364;rdiges Amt ein<lb/>
Werckzeug &#x017F;einer Bosheit werden,<lb/>
und daß &#x017F;ie ihr Urtheil &#x017F;einen verfluch-<lb/>
ten Leiden&#x017F;chaften unterwerfen muß.<lb/>
Dadurch ge&#x017F;chiehet es, daß der HErr,<lb/>
den Seegen des vierten Gebotes einem<lb/>
Meineidigen in Fluch verwandeln muß.<lb/>
An&#x017F;tat des verhei&#x017F;enen <hi rendition="#fr">langen Le-<lb/>
bens,</hi> muß er die Tage eines &#x017F;olchen<lb/>
Bo&#x0364;&#x017F;ewichts abku&#x0364;rtzen. An &#x017F;tat des<lb/>
ver&#x017F;prochenen <hi rendition="#fr">Wohlergehens,</hi> muß<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">er</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[74/0078] Chriſtliches Bedencken §. 29. Der Meineid iſt 4) die allerſchaͤnd- lichſte Verſpottung der Obrigkeit, wel- che man nach GOttes Vorſchrift ehren, und ihr gehorchen ſoll. Dann der Mein- eidige betrieget den Richter wiſſentlich, und bezeuget durch den aͤuſerſten Un- gehorſam, daß er das Bild GOttes an der Obrigkeit vor laͤcherlich und vor nichts halte. Er verurſachet durch den Misbrauch des goͤttlichen Namens, daß ihr verehrenswuͤrdiges Amt ein Werckzeug ſeiner Bosheit werden, und daß ſie ihr Urtheil ſeinen verfluch- ten Leidenſchaften unterwerfen muß. Dadurch geſchiehet es, daß der HErr, den Seegen des vierten Gebotes einem Meineidigen in Fluch verwandeln muß. Anſtat des verheiſenen langen Le- bens, muß er die Tage eines ſolchen Boͤſewichts abkuͤrtzen. An ſtat des verſprochenen Wohlergehens, muß er

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/benner_meineid_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/benner_meineid_1739/78
Zitationshilfe: Benner, Johann Hermann: Christliches Bedencken von dem vorsetzlichen Meineid. Frankfurt (Main) u. a., 1739, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_meineid_1739/78>, abgerufen am 21.11.2024.