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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.

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Die Engländer in Japan.
Verlust. Erst 1611 schickte die Compagnie wieder ein Schiff hinaus:
der Bevollmächtigte Jakob Specx überbrachte kostbare Geschenke
für den Fürsten von Firando, Jyeyas und Fide-tada, und befestigte
mit Hülfe des William Adams die Freundschaftsbeziehungen zum
japanischen Hofe. Er wird als der Begründer des niederländischen
Handels nach Japan angesehen. In Firando legte Specx eine
bleibende Factorei an, wo man die eingeführten Waaren lagern
und günstige Conjuncturen abwarten konnte. Von dieser Zeit an
kamen jährlich niederländische Schiffe nach Japan.

Inzwischen hatte man auch in England auf Veranlassung des
John Saris, der seit 1605 den britischen Handel in Bantam leitete,
Verbindungen mit Japan anzuknüpfen beschlossen; Saris selbst
wurde damit beauftragt. Er ging mit seinem Schiffe "the Clove"
im Juni 1613 vor Firando zu Anker, wurde von dem Fürsten, dem1613.
er ein Schreiben seines Souveräns überbrachte, mit grosser Aus-
zeichnung empfangen, und trat unter Leitung des aus Yeddo herbei-
gerufenen Adams 94) bald die Reise nach Hofe an. Jyeyas nahm
aus seinen Händen das Schreiben Jakob's I entgegen und gewährte
auch den Engländern ausgedehnte Handelsfreiheiten 95). -- Saris
gründete ebenfalls in Firando eine Factorei, bei welcher Adams
angestellt wurde; die Engländer machten aber schlechte Geschäfte
und konnten mit den Holländern, welche den Markt schon besser
kannten, nicht Schritt halten. Es kam zu Reibungen, die Handels-
vorsteher verklagten einander sogar gegenseitig bei Jyeyas. Da
gelangte 1620 die Nachricht von der Vereinigung der englischen
und holländischen Compagnie und der Befehl nach Firando, auch
dort die Geschäfte hinfort gemeinschaftlich zu betreiben, und zwar
zu einem Drittheile für englische, zu zwei Drittheilen für hollän-
dische Rechnung. Aber die Engländer gaben schon 1623 ihre
Factorei und den japanischen Handel ganz auf. Die Compagnie

94) Adams war Capitän Saris schon durch den Brief "an seine unbekannten Freunde
und Landsleute in Bantam" bekannt, den Jener durch die Holländer dorthin gelangen
liess. Er fordert darin die Engländer dringend auf, Handelsverbindungen mit Japan
anzuknüpfen. Saris fand den Brief vor, als er, auf der Reise nach Japan, in
Bantam anlegte.
95) Auch die Engländer erhielten von Fide-tada einen modificirten Handelspass,
nach welchem sie in Zukunft nur in Firando Handel treiben, bei schlechtem Wetter
aber auch in allen anderen Häfen Schutz finden sollten. -- Die officiellen Versionen
des ursprünglichen und des veränderten Handelspasses sind bei Rundall Memorials
of the Empire of Japon abgedruckt.

Die Engländer in Japan.
Verlust. Erst 1611 schickte die Compagnie wieder ein Schiff hinaus:
der Bevollmächtigte Jakob Specx überbrachte kostbare Geschenke
für den Fürsten von Firando, Jyeyas und Fide-tada, und befestigte
mit Hülfe des William Adams die Freundschaftsbeziehungen zum
japanischen Hofe. Er wird als der Begründer des niederländischen
Handels nach Japan angesehen. In Firando legte Specx eine
bleibende Factorei an, wo man die eingeführten Waaren lagern
und günstige Conjuncturen abwarten konnte. Von dieser Zeit an
kamen jährlich niederländische Schiffe nach Japan.

Inzwischen hatte man auch in England auf Veranlassung des
John Saris, der seit 1605 den britischen Handel in Bantam leitete,
Verbindungen mit Japan anzuknüpfen beschlossen; Saris selbst
wurde damit beauftragt. Er ging mit seinem Schiffe »the Clove«
im Juni 1613 vor Firando zu Anker, wurde von dem Fürsten, dem1613.
er ein Schreiben seines Souveräns überbrachte, mit grosser Aus-
zeichnung empfangen, und trat unter Leitung des aus Yeddo herbei-
gerufenen Adams 94) bald die Reise nach Hofe an. Jyeyas nahm
aus seinen Händen das Schreiben Jakob’s I entgegen und gewährte
auch den Engländern ausgedehnte Handelsfreiheiten 95). — Saris
gründete ebenfalls in Firando eine Factorei, bei welcher Adams
angestellt wurde; die Engländer machten aber schlechte Geschäfte
und konnten mit den Holländern, welche den Markt schon besser
kannten, nicht Schritt halten. Es kam zu Reibungen, die Handels-
vorsteher verklagten einander sogar gegenseitig bei Jyeyas. Da
gelangte 1620 die Nachricht von der Vereinigung der englischen
und holländischen Compagnie und der Befehl nach Firando, auch
dort die Geschäfte hinfort gemeinschaftlich zu betreiben, und zwar
zu einem Drittheile für englische, zu zwei Drittheilen für hollän-
dische Rechnung. Aber die Engländer gaben schon 1623 ihre
Factorei und den japanischen Handel ganz auf. Die Compagnie

94) Adams war Capitän Saris schon durch den Brief »an seine unbekannten Freunde
und Landsleute in Bantam« bekannt, den Jener durch die Holländer dorthin gelangen
liess. Er fordert darin die Engländer dringend auf, Handelsverbindungen mit Japan
anzuknüpfen. Saris fand den Brief vor, als er, auf der Reise nach Japan, in
Bantam anlegte.
95) Auch die Engländer erhielten von Fide-tada einen modificirten Handelspass,
nach welchem sie in Zukunft nur in Firando Handel treiben, bei schlechtem Wetter
aber auch in allen anderen Häfen Schutz finden sollten. — Die officiellen Versionen
des ursprünglichen und des veränderten Handelspasses sind bei Rundall Memorials
of the Empire of Japon abgedruckt.
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[89/0119] Die Engländer in Japan. Verlust. Erst 1611 schickte die Compagnie wieder ein Schiff hinaus: der Bevollmächtigte Jakob Specx überbrachte kostbare Geschenke für den Fürsten von Firando, Jyeyas und Fide-tada, und befestigte mit Hülfe des William Adams die Freundschaftsbeziehungen zum japanischen Hofe. Er wird als der Begründer des niederländischen Handels nach Japan angesehen. In Firando legte Specx eine bleibende Factorei an, wo man die eingeführten Waaren lagern und günstige Conjuncturen abwarten konnte. Von dieser Zeit an kamen jährlich niederländische Schiffe nach Japan. Inzwischen hatte man auch in England auf Veranlassung des John Saris, der seit 1605 den britischen Handel in Bantam leitete, Verbindungen mit Japan anzuknüpfen beschlossen; Saris selbst wurde damit beauftragt. Er ging mit seinem Schiffe »the Clove« im Juni 1613 vor Firando zu Anker, wurde von dem Fürsten, dem er ein Schreiben seines Souveräns überbrachte, mit grosser Aus- zeichnung empfangen, und trat unter Leitung des aus Yeddo herbei- gerufenen Adams 94) bald die Reise nach Hofe an. Jyeyas nahm aus seinen Händen das Schreiben Jakob’s I entgegen und gewährte auch den Engländern ausgedehnte Handelsfreiheiten 95). — Saris gründete ebenfalls in Firando eine Factorei, bei welcher Adams angestellt wurde; die Engländer machten aber schlechte Geschäfte und konnten mit den Holländern, welche den Markt schon besser kannten, nicht Schritt halten. Es kam zu Reibungen, die Handels- vorsteher verklagten einander sogar gegenseitig bei Jyeyas. Da gelangte 1620 die Nachricht von der Vereinigung der englischen und holländischen Compagnie und der Befehl nach Firando, auch dort die Geschäfte hinfort gemeinschaftlich zu betreiben, und zwar zu einem Drittheile für englische, zu zwei Drittheilen für hollän- dische Rechnung. Aber die Engländer gaben schon 1623 ihre Factorei und den japanischen Handel ganz auf. Die Compagnie 1613. 94) Adams war Capitän Saris schon durch den Brief »an seine unbekannten Freunde und Landsleute in Bantam« bekannt, den Jener durch die Holländer dorthin gelangen liess. Er fordert darin die Engländer dringend auf, Handelsverbindungen mit Japan anzuknüpfen. Saris fand den Brief vor, als er, auf der Reise nach Japan, in Bantam anlegte. 95) Auch die Engländer erhielten von Fide-tada einen modificirten Handelspass, nach welchem sie in Zukunft nur in Firando Handel treiben, bei schlechtem Wetter aber auch in allen anderen Häfen Schutz finden sollten. — Die officiellen Versionen des ursprünglichen und des veränderten Handelspasses sind bei Rundall Memorials of the Empire of Japon abgedruckt.

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/119>, abgerufen am 23.05.2024.