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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.

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Beweggründe zur Reise nach Japan. I.
nach China ging, eine zuwartende Stellung einnehmen müssen, und
zwar in Schanghai, wo diese Monate die heissesten und unge-
sundesten des ganzen Jahres sind, oder in dem stürmischen Golfe
von Petsili, wo unter den obwaltenden Umständen an eine Lan-
dung nicht zu denken war. An beiden Orten wäre die Expedition
zu einer mehrmonatlichen Unthätigkeit verurtheilt gewesen, von der
sich auch für die Zukunft kein Vortheil absehen liess. Zu einer
Theilnahme am Kriege war erstens keine Veranlassung, -- denn eine
blosse Weigerung der chinesischen Regierung, mit Preussen einen
Vertrag abzuschliessen, konnte niemals als eine solche angesehen
werden, -- dann aber hatten die preussischen Kriegsschiffe viel zu
grossen Tiefgang, um die Barre vor den Taku-Forts passiren und
in den Peiho einlaufen zu können, der nur für Fahrzeuge geringer
Grösse schiffbar ist, waren also schon durch ihre Bauart von der
Möglichkeit der Theilnahme an den Feindseligkeiten ausgeschlossen;
die Alliirten hätten auch eine solche schwerlich gewünscht. Eine
rein zuwartende Stellung aber war der Würde der Gesandtschaft
nicht angemessen.

In Singapore konnte Graf Eulenburg nicht bleiben, ohne sich
der Gefahr auszusetzen, im entscheidenden Augenblicke nicht an
Ort und Stelle sein zu können. Der Südwest-Monsun weht nur in
den Sommermonaten und höchstens bis zum September. Der
Nordost-Monsun der Wintermonate aber ist an den chinesischen
Küsten so heftig und beständig, dass die Schiffe grosse Umwege
machen müssen um die nördlichen Häfen zu erreichen. Es han-
delte sich also darum, mit Hülfe des schon schwindenden Südwest-
windes noch einen Ort zu erreichen, wo die Expedition, ohne
unthätig zu sein, die Entwickelung der chinesischen Ereignisse
abwarten, und von wo sie schnell nach Nord-China hinübersegeln
könnte. Deshalb beschloss der Gesandte, jetzt gleich nach Yeddo
zu gehen, und trotz den ungünstigen Nachrichten über die Dispo-
sition der dortigen Regierung den Japanern zuerst seine Vorschläge
zu machen. Wurden sie zurückgewiesen, so hatte das weiter keine
Folgen für den chinesichen Vertrag; der Gesandte konnte im October
oder November nach dem Golf von Petsili gehen, wo dann wohl
eine Entscheidung eingetreten sein musste. Ein misslungener Ver-
such in China würde die unbedingte Zurückweisung in Japan
unfehlbar nach sich gezogen haben; dagegen hatte es nichts Be-
denkliches, nach glücklichem Abschluss mit China nach Japan

Beweggründe zur Reise nach Japan. I.
nach China ging, eine zuwartende Stellung einnehmen müssen, und
zwar in Schanghai, wo diese Monate die heissesten und unge-
sundesten des ganzen Jahres sind, oder in dem stürmischen Golfe
von Petšili, wo unter den obwaltenden Umständen an eine Lan-
dung nicht zu denken war. An beiden Orten wäre die Expedition
zu einer mehrmonatlichen Unthätigkeit verurtheilt gewesen, von der
sich auch für die Zukunft kein Vortheil absehen liess. Zu einer
Theilnahme am Kriege war erstens keine Veranlassung, — denn eine
blosse Weigerung der chinesischen Regierung, mit Preussen einen
Vertrag abzuschliessen, konnte niemals als eine solche angesehen
werden, — dann aber hatten die preussischen Kriegsschiffe viel zu
grossen Tiefgang, um die Barre vor den Taku-Forts passiren und
in den Peïho einlaufen zu können, der nur für Fahrzeuge geringer
Grösse schiffbar ist, waren also schon durch ihre Bauart von der
Möglichkeit der Theilnahme an den Feindseligkeiten ausgeschlossen;
die Alliirten hätten auch eine solche schwerlich gewünscht. Eine
rein zuwartende Stellung aber war der Würde der Gesandtschaft
nicht angemessen.

In Singapore konnte Graf Eulenburg nicht bleiben, ohne sich
der Gefahr auszusetzen, im entscheidenden Augenblicke nicht an
Ort und Stelle sein zu können. Der Südwest-Monsun weht nur in
den Sommermonaten und höchstens bis zum September. Der
Nordost-Monsun der Wintermonate aber ist an den chinesischen
Küsten so heftig und beständig, dass die Schiffe grosse Umwege
machen müssen um die nördlichen Häfen zu erreichen. Es han-
delte sich also darum, mit Hülfe des schon schwindenden Südwest-
windes noch einen Ort zu erreichen, wo die Expedition, ohne
unthätig zu sein, die Entwickelung der chinesischen Ereignisse
abwarten, und von wo sie schnell nach Nord-China hinübersegeln
könnte. Deshalb beschloss der Gesandte, jetzt gleich nach Yeddo
zu gehen, und trotz den ungünstigen Nachrichten über die Dispo-
sition der dortigen Regierung den Japanern zuerst seine Vorschläge
zu machen. Wurden sie zurückgewiesen, so hatte das weiter keine
Folgen für den chinesichen Vertrag; der Gesandte konnte im October
oder November nach dem Golf von Petšili gehen, wo dann wohl
eine Entscheidung eingetreten sein musste. Ein misslungener Ver-
such in China würde die unbedingte Zurückweisung in Japan
unfehlbar nach sich gezogen haben; dagegen hatte es nichts Be-
denkliches, nach glücklichem Abschluss mit China nach Japan

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[216/0246] Beweggründe zur Reise nach Japan. I. nach China ging, eine zuwartende Stellung einnehmen müssen, und zwar in Schanghai, wo diese Monate die heissesten und unge- sundesten des ganzen Jahres sind, oder in dem stürmischen Golfe von Petšili, wo unter den obwaltenden Umständen an eine Lan- dung nicht zu denken war. An beiden Orten wäre die Expedition zu einer mehrmonatlichen Unthätigkeit verurtheilt gewesen, von der sich auch für die Zukunft kein Vortheil absehen liess. Zu einer Theilnahme am Kriege war erstens keine Veranlassung, — denn eine blosse Weigerung der chinesischen Regierung, mit Preussen einen Vertrag abzuschliessen, konnte niemals als eine solche angesehen werden, — dann aber hatten die preussischen Kriegsschiffe viel zu grossen Tiefgang, um die Barre vor den Taku-Forts passiren und in den Peïho einlaufen zu können, der nur für Fahrzeuge geringer Grösse schiffbar ist, waren also schon durch ihre Bauart von der Möglichkeit der Theilnahme an den Feindseligkeiten ausgeschlossen; die Alliirten hätten auch eine solche schwerlich gewünscht. Eine rein zuwartende Stellung aber war der Würde der Gesandtschaft nicht angemessen. In Singapore konnte Graf Eulenburg nicht bleiben, ohne sich der Gefahr auszusetzen, im entscheidenden Augenblicke nicht an Ort und Stelle sein zu können. Der Südwest-Monsun weht nur in den Sommermonaten und höchstens bis zum September. Der Nordost-Monsun der Wintermonate aber ist an den chinesischen Küsten so heftig und beständig, dass die Schiffe grosse Umwege machen müssen um die nördlichen Häfen zu erreichen. Es han- delte sich also darum, mit Hülfe des schon schwindenden Südwest- windes noch einen Ort zu erreichen, wo die Expedition, ohne unthätig zu sein, die Entwickelung der chinesischen Ereignisse abwarten, und von wo sie schnell nach Nord-China hinübersegeln könnte. Deshalb beschloss der Gesandte, jetzt gleich nach Yeddo zu gehen, und trotz den ungünstigen Nachrichten über die Dispo- sition der dortigen Regierung den Japanern zuerst seine Vorschläge zu machen. Wurden sie zurückgewiesen, so hatte das weiter keine Folgen für den chinesichen Vertrag; der Gesandte konnte im October oder November nach dem Golf von Petšili gehen, wo dann wohl eine Entscheidung eingetreten sein musste. Ein misslungener Ver- such in China würde die unbedingte Zurückweisung in Japan unfehlbar nach sich gezogen haben; dagegen hatte es nichts Be- denkliches, nach glücklichem Abschluss mit China nach Japan

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/246>, abgerufen am 24.11.2024.