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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.

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Farbendruck. Landkarten. V.
sind. Alle werthvollen Bilder mögen in Museen und in den Häusern
der Grossen verschlossen und deshalb den Fremden unzugänglich
sein. Einzelne Handzeichnungen sind uns zu Gesicht gekommen
die von der äussersten Meisterschaft sprachen, Porträts, Genre-
bilder und Thierstücke in Tusche mit leichter Aquarelltönung; hier
ist auch die Farbe sein und harmonisch, und der Ausdruck der
Köpfe, bei den skizzenhaften Drucksachen gewöhnlich das mangel-
hafteste, sehr ausgezeichnet 5). Besonders schön sind manche ihrer
Malereien auf Seide, -- Vögel und Insecten zwischen Blumen und
Laubzweigen, -- und auf den Fächern finden sich oft die zierlichsten
Bildchen.

Die Japaner drucken auch kleine Gemälde mit vielen Platten
auf Seide, und leisten Erstaunliches darin; der Crepp giebt den
Farben eine merkwürdige Leuchtkraft und Tiefe, und die Präcision
des Druckes ist bewundernswerth, man überzeugt sich nur schwer
dass es nicht Malerei ist. -- Sie haben ferner, wahrscheinlich von
den Holländern, die Kunst zu radiren und in Kupfer zu stechen
gelernt, aber nur selten angewendet. Es war in Yeddo nur eine
geringe Anzahl kleiner radirter Blätter in wenigen Exemplaren zu
finden, meist landschaftliche Sachen, einige sehr vorzüglich. Ueber
den japanischen Ursprung kann kein Zweifel sein, zumal die beglei-
tende Schrift nur von Japanern herrühren kann und die künstlerische
Auffassung durchaus japanisch ist; merkwürdiger Weise scheint bei
einigen dieser Radirungen die Liniirmaschine angewandt zu sein, die
in Japan nicht zu Hause und wahrscheinlich mit anderen Instru-
menten von den Holländern eingeführt worden ist.

In allen Buchhandlungen findet man Landkarten und Atlanten,
theils einheimische über alle Theile des Reiches, theils Nachbil-
dungen europäischer Werke in Holzschnitt und Tondruck mit japa-
nischer Schrift; ferner sehr ausführliche Städtepläne, unter denen
einer von Yeddo von vier Fuss im Quadrat so übersichtlich und genau
war, dass wir alle unsere Wege darauf wiederfinden konnten.

Von der Wohlfeilheit der Bücher und der Leselust der
Japaner aller Stände war schon im einleitenden Abschnitt 6) die
Rede; sogar die Soldaten auf der Wache lesen, und man sieht

5) Die Sammlung der Kupferstiche und Handzeichnungen im königlichen Museum
zu Berlin besitzt einige derartige Zeichnungen, eine Reihe von Bildnissen in Tusche
und Wasserfarben und ein Aquarell, eine Hühnerfamilie darstellend.
6) S. 131.

Farbendruck. Landkarten. V.
sind. Alle werthvollen Bilder mögen in Museen und in den Häusern
der Grossen verschlossen und deshalb den Fremden unzugänglich
sein. Einzelne Handzeichnungen sind uns zu Gesicht gekommen
die von der äussersten Meisterschaft sprachen, Porträts, Genre-
bilder und Thierstücke in Tusche mit leichter Aquarelltönung; hier
ist auch die Farbe sein und harmonisch, und der Ausdruck der
Köpfe, bei den skizzenhaften Drucksachen gewöhnlich das mangel-
hafteste, sehr ausgezeichnet 5). Besonders schön sind manche ihrer
Malereien auf Seide, — Vögel und Insecten zwischen Blumen und
Laubzweigen, — und auf den Fächern finden sich oft die zierlichsten
Bildchen.

Die Japaner drucken auch kleine Gemälde mit vielen Platten
auf Seide, und leisten Erstaunliches darin; der Crepp giebt den
Farben eine merkwürdige Leuchtkraft und Tiefe, und die Präcision
des Druckes ist bewundernswerth, man überzeugt sich nur schwer
dass es nicht Malerei ist. — Sie haben ferner, wahrscheinlich von
den Holländern, die Kunst zu radiren und in Kupfer zu stechen
gelernt, aber nur selten angewendet. Es war in Yeddo nur eine
geringe Anzahl kleiner radirter Blätter in wenigen Exemplaren zu
finden, meist landschaftliche Sachen, einige sehr vorzüglich. Ueber
den japanischen Ursprung kann kein Zweifel sein, zumal die beglei-
tende Schrift nur von Japanern herrühren kann und die künstlerische
Auffassung durchaus japanisch ist; merkwürdiger Weise scheint bei
einigen dieser Radirungen die Liniirmaschine angewandt zu sein, die
in Japan nicht zu Hause und wahrscheinlich mit anderen Instru-
menten von den Holländern eingeführt worden ist.

In allen Buchhandlungen findet man Landkarten und Atlanten,
theils einheimische über alle Theile des Reiches, theils Nachbil-
dungen europäischer Werke in Holzschnitt und Tondruck mit japa-
nischer Schrift; ferner sehr ausführliche Städtepläne, unter denen
einer von Yeddo von vier Fuss im Quadrat so übersichtlich und genau
war, dass wir alle unsere Wege darauf wiederfinden konnten.

Von der Wohlfeilheit der Bücher und der Leselust der
Japaner aller Stände war schon im einleitenden Abschnitt 6) die
Rede; sogar die Soldaten auf der Wache lesen, und man sieht

5) Die Sammlung der Kupferstiche und Handzeichnungen im königlichen Museum
zu Berlin besitzt einige derartige Zeichnungen, eine Reihe von Bildnissen in Tusche
und Wasserfarben und ein Aquarell, eine Hühnerfamilie darstellend.
6) S. 131.
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[314/0344] Farbendruck. Landkarten. V. sind. Alle werthvollen Bilder mögen in Museen und in den Häusern der Grossen verschlossen und deshalb den Fremden unzugänglich sein. Einzelne Handzeichnungen sind uns zu Gesicht gekommen die von der äussersten Meisterschaft sprachen, Porträts, Genre- bilder und Thierstücke in Tusche mit leichter Aquarelltönung; hier ist auch die Farbe sein und harmonisch, und der Ausdruck der Köpfe, bei den skizzenhaften Drucksachen gewöhnlich das mangel- hafteste, sehr ausgezeichnet 5). Besonders schön sind manche ihrer Malereien auf Seide, — Vögel und Insecten zwischen Blumen und Laubzweigen, — und auf den Fächern finden sich oft die zierlichsten Bildchen. Die Japaner drucken auch kleine Gemälde mit vielen Platten auf Seide, und leisten Erstaunliches darin; der Crepp giebt den Farben eine merkwürdige Leuchtkraft und Tiefe, und die Präcision des Druckes ist bewundernswerth, man überzeugt sich nur schwer dass es nicht Malerei ist. — Sie haben ferner, wahrscheinlich von den Holländern, die Kunst zu radiren und in Kupfer zu stechen gelernt, aber nur selten angewendet. Es war in Yeddo nur eine geringe Anzahl kleiner radirter Blätter in wenigen Exemplaren zu finden, meist landschaftliche Sachen, einige sehr vorzüglich. Ueber den japanischen Ursprung kann kein Zweifel sein, zumal die beglei- tende Schrift nur von Japanern herrühren kann und die künstlerische Auffassung durchaus japanisch ist; merkwürdiger Weise scheint bei einigen dieser Radirungen die Liniirmaschine angewandt zu sein, die in Japan nicht zu Hause und wahrscheinlich mit anderen Instru- menten von den Holländern eingeführt worden ist. In allen Buchhandlungen findet man Landkarten und Atlanten, theils einheimische über alle Theile des Reiches, theils Nachbil- dungen europäischer Werke in Holzschnitt und Tondruck mit japa- nischer Schrift; ferner sehr ausführliche Städtepläne, unter denen einer von Yeddo von vier Fuss im Quadrat so übersichtlich und genau war, dass wir alle unsere Wege darauf wiederfinden konnten. Von der Wohlfeilheit der Bücher und der Leselust der Japaner aller Stände war schon im einleitenden Abschnitt 6) die Rede; sogar die Soldaten auf der Wache lesen, und man sieht 5) Die Sammlung der Kupferstiche und Handzeichnungen im königlichen Museum zu Berlin besitzt einige derartige Zeichnungen, eine Reihe von Bildnissen in Tusche und Wasserfarben und ein Aquarell, eine Hühnerfamilie darstellend. 6) S. 131.

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/344>, abgerufen am 21.11.2024.