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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.

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V. Sebi. Gegenstände der Lackfabrication.
Augen pflegten bei unserer Bewunderung von patriotischer Freude
zu glänzen, und er versicherte dann ein über das andere Mal dass
so etwas nur in Nippon gemacht werde. Sebi fasste eine wirkliche
Zuneigung zu uns, und bewies sich gefällig, hülfreich und dienst-
fertig in Herbeischaffung von Allem was man nur wünschte, auch
wenn es nicht in seine Branche schlug. Er schleppte uns oft ganze
Ladungen seiner Waare nach Akabane, blieb immer zufrieden und
heiter, man mochte kaufen oder nicht, und wurde der allgemeine
Liebling. Seine Kunden bewirtheten ihn häufig mit Liqueuren und
süssem Wein, wo er dann leicht gesprächig wurde und uns wohl
Manches verrathen hätte; aber Niemand wusste japanisch genug
und so blieb die Unterhaltung unvollkommen und scherzhaft. Sebi
zeigte sich dankbar und geehrt durch die freundliche und humane
Behandlung welche allen Deutschen gegen Fremde natürlich ist,
und die den Preussen in Japan unwillkührlich die Zuneigung aller
Classen gewann und eine Stellung bereitete, welche die meisten
Ausländer nicht haben. -- Wir besuchten ihn auch oft in seiner
Niederlage und verbrachten dort manche angenehme Stunde. Man
kletterte eine halsbrechend steile Hühnersteige mit unmässig hohen
Stufen in das obere Stockwerk hinauf, wo Alles voll Kisten und
Kasten stand, denn es ist japanische Gewohnheit, für jedes noch
so kleine Geräth ein eigenes Behältniss zu haben. Bei jedem Ein-
kauf erhält man selbstverständlich ein sorgfältig gearbeitetes pas-
sendes Holzkästchen zur Verpackung; kostbare Lacksachen werden
sogar immer in doppelte Kasten verschlossen, von denen der innere
meist fein lackirt und mit Seidenschnüren zugebunden ist.

Die allerfeinsten modernen Lackwaaren, unter denen es
sehr schöne giebt, sind auch theuer, wenngleich nicht in dem
Maasse wie die alten, unverhältnissmässig wohlfeil dagegen und
fast durchweg sehr hübsch, gefällig und haltbar die minder feinen
Sachen. Man kauft in den Lackhandlungen kleine Schränke,
niedrige Tische, Präsentirbretter, Esskasten -- einen Satz aufeinander-
stehender viereckiger Holzschüsseln, worin man Speisen transportirt,
-- Gestelle zu Kohlenbecken, Rauchapparate -- mit Feuerbecken,
Aschbecher und Pfeifenhalter, -- Schreibzeuge, Medicinbüchs-
chen, Spiegelhalter, Kasten von allen Grössen und Formen, Trink-
schalen u. s. w. In reichen Haushaltungen ist alles Geräthe von
Lackarbeit, sogar die Waschbecken, und die Schöpfkellen wo-
mit man Pferde tränkt. Besonders kostbare Arbeit zeigen die

V. Sebi. Gegenstände der Lackfabrication.
Augen pflegten bei unserer Bewunderung von patriotischer Freude
zu glänzen, und er versicherte dann ein über das andere Mal dass
so etwas nur in Nippon gemacht werde. Sebi fasste eine wirkliche
Zuneigung zu uns, und bewies sich gefällig, hülfreich und dienst-
fertig in Herbeischaffung von Allem was man nur wünschte, auch
wenn es nicht in seine Branche schlug. Er schleppte uns oft ganze
Ladungen seiner Waare nach Akabane, blieb immer zufrieden und
heiter, man mochte kaufen oder nicht, und wurde der allgemeine
Liebling. Seine Kunden bewirtheten ihn häufig mit Liqueuren und
süssem Wein, wo er dann leicht gesprächig wurde und uns wohl
Manches verrathen hätte; aber Niemand wusste japanisch genug
und so blieb die Unterhaltung unvollkommen und scherzhaft. Sebi
zeigte sich dankbar und geehrt durch die freundliche und humane
Behandlung welche allen Deutschen gegen Fremde natürlich ist,
und die den Preussen in Japan unwillkührlich die Zuneigung aller
Classen gewann und eine Stellung bereitete, welche die meisten
Ausländer nicht haben. — Wir besuchten ihn auch oft in seiner
Niederlage und verbrachten dort manche angenehme Stunde. Man
kletterte eine halsbrechend steile Hühnersteige mit unmässig hohen
Stufen in das obere Stockwerk hinauf, wo Alles voll Kisten und
Kasten stand, denn es ist japanische Gewohnheit, für jedes noch
so kleine Geräth ein eigenes Behältniss zu haben. Bei jedem Ein-
kauf erhält man selbstverständlich ein sorgfältig gearbeitetes pas-
sendes Holzkästchen zur Verpackung; kostbare Lacksachen werden
sogar immer in doppelte Kasten verschlossen, von denen der innere
meist fein lackirt und mit Seidenschnüren zugebunden ist.

Die allerfeinsten modernen Lackwaaren, unter denen es
sehr schöne giebt, sind auch theuer, wenngleich nicht in dem
Maasse wie die alten, unverhältnissmässig wohlfeil dagegen und
fast durchweg sehr hübsch, gefällig und haltbar die minder feinen
Sachen. Man kauft in den Lackhandlungen kleine Schränke,
niedrige Tische, Präsentirbretter, Esskasten — einen Satz aufeinander-
stehender viereckiger Holzschüsseln, worin man Speisen transportirt,
— Gestelle zu Kohlenbecken, Rauchapparate — mit Feuerbecken,
Aschbecher und Pfeifenhalter, — Schreibzeuge, Medicinbüchs-
chen, Spiegelhalter, Kasten von allen Grössen und Formen, Trink-
schalen u. s. w. In reichen Haushaltungen ist alles Geräthe von
Lackarbeit, sogar die Waschbecken, und die Schöpfkellen wo-
mit man Pferde tränkt. Besonders kostbare Arbeit zeigen die

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[317/0347] V. Sebi. Gegenstände der Lackfabrication. Augen pflegten bei unserer Bewunderung von patriotischer Freude zu glänzen, und er versicherte dann ein über das andere Mal dass so etwas nur in Nippon gemacht werde. Sebi fasste eine wirkliche Zuneigung zu uns, und bewies sich gefällig, hülfreich und dienst- fertig in Herbeischaffung von Allem was man nur wünschte, auch wenn es nicht in seine Branche schlug. Er schleppte uns oft ganze Ladungen seiner Waare nach Akabane, blieb immer zufrieden und heiter, man mochte kaufen oder nicht, und wurde der allgemeine Liebling. Seine Kunden bewirtheten ihn häufig mit Liqueuren und süssem Wein, wo er dann leicht gesprächig wurde und uns wohl Manches verrathen hätte; aber Niemand wusste japanisch genug und so blieb die Unterhaltung unvollkommen und scherzhaft. Sebi zeigte sich dankbar und geehrt durch die freundliche und humane Behandlung welche allen Deutschen gegen Fremde natürlich ist, und die den Preussen in Japan unwillkührlich die Zuneigung aller Classen gewann und eine Stellung bereitete, welche die meisten Ausländer nicht haben. — Wir besuchten ihn auch oft in seiner Niederlage und verbrachten dort manche angenehme Stunde. Man kletterte eine halsbrechend steile Hühnersteige mit unmässig hohen Stufen in das obere Stockwerk hinauf, wo Alles voll Kisten und Kasten stand, denn es ist japanische Gewohnheit, für jedes noch so kleine Geräth ein eigenes Behältniss zu haben. Bei jedem Ein- kauf erhält man selbstverständlich ein sorgfältig gearbeitetes pas- sendes Holzkästchen zur Verpackung; kostbare Lacksachen werden sogar immer in doppelte Kasten verschlossen, von denen der innere meist fein lackirt und mit Seidenschnüren zugebunden ist. Die allerfeinsten modernen Lackwaaren, unter denen es sehr schöne giebt, sind auch theuer, wenngleich nicht in dem Maasse wie die alten, unverhältnissmässig wohlfeil dagegen und fast durchweg sehr hübsch, gefällig und haltbar die minder feinen Sachen. Man kauft in den Lackhandlungen kleine Schränke, niedrige Tische, Präsentirbretter, Esskasten — einen Satz aufeinander- stehender viereckiger Holzschüsseln, worin man Speisen transportirt, — Gestelle zu Kohlenbecken, Rauchapparate — mit Feuerbecken, Aschbecher und Pfeifenhalter, — Schreibzeuge, Medicinbüchs- chen, Spiegelhalter, Kasten von allen Grössen und Formen, Trink- schalen u. s. w. In reichen Haushaltungen ist alles Geräthe von Lackarbeit, sogar die Waschbecken, und die Schöpfkellen wo- mit man Pferde tränkt. Besonders kostbare Arbeit zeigen die

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/347>, abgerufen am 22.11.2024.