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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.

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Strassenverkehr. Daimio-Züge. V.
besucht, trägt seine Kisten und Ballen auf dem Rücken; sie sind
gewöhnlich in ein weites Tuch gepackt, dessen Enden vor der
Stirn zusammengebunden werden. -- Uebrigens schafft man in Yeddo
Lasten auch vielfach auf Handwagen und sehr unförmlichen Büffel-
karren fort. Was aus der Stadt herausgeht wird auf Packpferde
verladen, deren langen Zügen man in allen Vorstädten begegnet. --
Reiten darf nur der Samrai; jedem Pferde läuft, es mag noch so
schnell gehen, wenigstens ein Stallknecht voraus, welcher mit
lautem Jauchzen die Menge zum Ausweichen auffordert. Höhere
Beamten lassen ihre Pferde am Zügel führen und haben gewöhnlich
noch mehrere Begleiter bei sich, die ihnen Piken und Hellebarden,
die Insignien ihrer Würde vorauftragen; die höchsten Staatsbeamten
und die Daimio's erscheinen nur bei Feuersbrünsten zu Pferde auf
der Strasse und werden sonst in Norimon's getragen. Die Form,
Farbe und Grösse dieser Sänfte, besonders auch die Wölbung des
Tragebalkens und die Zahl der Träger zeigt den Rang des Besitzers
an; auch die Menge der Begleiter und die Anordnung der oft meh-
rere tausend Mann starken Escorte richtet sich nach seiner Stellung.
Bei vornehmen Männern schreiten Herolde voran, dann folgt eine
Abtheilung Soldaten, dann die Pikenträger mit langen Lanzen
und Hellebarden. Die Spitzen derselben stecken in Lederfutte-
ralen und sind sehr verschieden geformt, im japanischen Adels-
lexicon findet man bei jeder Familie die ihr zukommenden In-
signien und Feldzeichen abgebildet. In Futteralen ist alles Spitze
und Schneidende, so auch häufig selbst die Flinten verborgen,
welche gewöhnlich die Leibwache führt. -- Der Sänfte zunächst
gehen auf beiden Seiten die Leibdiener, dahinter das Leibpferd,
prächtig gesattelt und aufgezäumt und von zwei Stallknechten ge-
führt, dann wieder Bewaffnete und eine Menge Diener mit lackirten
Körben, Kisten und Kasten, welche die Rüstung, das Sterbekleid
und andere Anzüge, ein Theeservice, Küchen- und Reisegeräth,
kurz Alles enthalten sollen, dessen ein vornehmer Mann in jeder
Lage des Lebens bedürfen kann um standesgemäss aufzutreten.
Bei sehr hoch gestellten Personen folgen mehrere Leibpferde, und
ihre ersten Beamten in Sänften oder zu Ross, auch diese wieder
von ihren Pikenträgern und Dienern begleitet. Die Kleidung aller
Trabanten ist von einerlei Schnitt und Farbe, hat aber nichts das

bringt Blatt 3, eine Strasse in Yeddo darstellend, die im Text beschriebene Staffage
theilweise zur Anschauung.

Strassenverkehr. Daïmio-Züge. V.
besucht, trägt seine Kisten und Ballen auf dem Rücken; sie sind
gewöhnlich in ein weites Tuch gepackt, dessen Enden vor der
Stirn zusammengebunden werden. — Uebrigens schafft man in Yeddo
Lasten auch vielfach auf Handwagen und sehr unförmlichen Büffel-
karren fort. Was aus der Stadt herausgeht wird auf Packpferde
verladen, deren langen Zügen man in allen Vorstädten begegnet. —
Reiten darf nur der Samraï; jedem Pferde läuft, es mag noch so
schnell gehen, wenigstens ein Stallknecht voraus, welcher mit
lautem Jauchzen die Menge zum Ausweichen auffordert. Höhere
Beamten lassen ihre Pferde am Zügel führen und haben gewöhnlich
noch mehrere Begleiter bei sich, die ihnen Piken und Hellebarden,
die Insignien ihrer Würde vorauftragen; die höchsten Staatsbeamten
und die Daïmio’s erscheinen nur bei Feuersbrünsten zu Pferde auf
der Strasse und werden sonst in Norimon’s getragen. Die Form,
Farbe und Grösse dieser Sänfte, besonders auch die Wölbung des
Tragebalkens und die Zahl der Träger zeigt den Rang des Besitzers
an; auch die Menge der Begleiter und die Anordnung der oft meh-
rere tausend Mann starken Escorte richtet sich nach seiner Stellung.
Bei vornehmen Männern schreiten Herolde voran, dann folgt eine
Abtheilung Soldaten, dann die Pikenträger mit langen Lanzen
und Hellebarden. Die Spitzen derselben stecken in Lederfutte-
ralen und sind sehr verschieden geformt, im japanischen Adels-
lexicon findet man bei jeder Familie die ihr zukommenden In-
signien und Feldzeichen abgebildet. In Futteralen ist alles Spitze
und Schneidende, so auch häufig selbst die Flinten verborgen,
welche gewöhnlich die Leibwache führt. — Der Sänfte zunächst
gehen auf beiden Seiten die Leibdiener, dahinter das Leibpferd,
prächtig gesattelt und aufgezäumt und von zwei Stallknechten ge-
führt, dann wieder Bewaffnete und eine Menge Diener mit lackirten
Körben, Kisten und Kasten, welche die Rüstung, das Sterbekleid
und andere Anzüge, ein Theeservice, Küchen- und Reisegeräth,
kurz Alles enthalten sollen, dessen ein vornehmer Mann in jeder
Lage des Lebens bedürfen kann um standesgemäss aufzutreten.
Bei sehr hoch gestellten Personen folgen mehrere Leibpferde, und
ihre ersten Beamten in Sänften oder zu Ross, auch diese wieder
von ihren Pikenträgern und Dienern begleitet. Die Kleidung aller
Trabanten ist von einerlei Schnitt und Farbe, hat aber nichts das

bringt Blatt 3, eine Strasse in Yeddo darstellend, die im Text beschriebene Staffage
theilweise zur Anschauung.
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[322/0352] Strassenverkehr. Daïmio-Züge. V. besucht, trägt seine Kisten und Ballen auf dem Rücken; sie sind gewöhnlich in ein weites Tuch gepackt, dessen Enden vor der Stirn zusammengebunden werden. — Uebrigens schafft man in Yeddo Lasten auch vielfach auf Handwagen und sehr unförmlichen Büffel- karren fort. Was aus der Stadt herausgeht wird auf Packpferde verladen, deren langen Zügen man in allen Vorstädten begegnet. — Reiten darf nur der Samraï; jedem Pferde läuft, es mag noch so schnell gehen, wenigstens ein Stallknecht voraus, welcher mit lautem Jauchzen die Menge zum Ausweichen auffordert. Höhere Beamten lassen ihre Pferde am Zügel führen und haben gewöhnlich noch mehrere Begleiter bei sich, die ihnen Piken und Hellebarden, die Insignien ihrer Würde vorauftragen; die höchsten Staatsbeamten und die Daïmio’s erscheinen nur bei Feuersbrünsten zu Pferde auf der Strasse und werden sonst in Norimon’s getragen. Die Form, Farbe und Grösse dieser Sänfte, besonders auch die Wölbung des Tragebalkens und die Zahl der Träger zeigt den Rang des Besitzers an; auch die Menge der Begleiter und die Anordnung der oft meh- rere tausend Mann starken Escorte richtet sich nach seiner Stellung. Bei vornehmen Männern schreiten Herolde voran, dann folgt eine Abtheilung Soldaten, dann die Pikenträger mit langen Lanzen und Hellebarden. Die Spitzen derselben stecken in Lederfutte- ralen und sind sehr verschieden geformt, im japanischen Adels- lexicon findet man bei jeder Familie die ihr zukommenden In- signien und Feldzeichen abgebildet. In Futteralen ist alles Spitze und Schneidende, so auch häufig selbst die Flinten verborgen, welche gewöhnlich die Leibwache führt. — Der Sänfte zunächst gehen auf beiden Seiten die Leibdiener, dahinter das Leibpferd, prächtig gesattelt und aufgezäumt und von zwei Stallknechten ge- führt, dann wieder Bewaffnete und eine Menge Diener mit lackirten Körben, Kisten und Kasten, welche die Rüstung, das Sterbekleid und andere Anzüge, ein Theeservice, Küchen- und Reisegeräth, kurz Alles enthalten sollen, dessen ein vornehmer Mann in jeder Lage des Lebens bedürfen kann um standesgemäss aufzutreten. Bei sehr hoch gestellten Personen folgen mehrere Leibpferde, und ihre ersten Beamten in Sänften oder zu Ross, auch diese wieder von ihren Pikenträgern und Dienern begleitet. Die Kleidung aller Trabanten ist von einerlei Schnitt und Farbe, hat aber nichts das 8) 8) bringt Blatt 3, eine Strasse in Yeddo darstellend, die im Text beschriebene Staffage theilweise zur Anschauung.

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/352>, abgerufen am 21.11.2024.