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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.

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Zusammenkunft mit Ando-Tsus-sima-no-Kami. V.
Japan derartige Zumuthungen westlicher Mächte mit Erfolg zurück-
wies; nun standen ihr aber diese beiden Tractate als unumgängliche
Folge des preussischen wie Schreckbilder vor Augen und diese
Aussicht bestärkte sie offenbar in ihrem zähen Widerstande.

Am 1. October liess der Minister des Auswärtigen den Ge-
sandten ersuchen, schon am folgenden Tage, statt am 4. October,
zu ihm zu kommen und nur ein kleines Gefolge mitzubringen, das
bei der Conferenz gegenwärtig sein könne; er bat ferner dass
unsere Flagge vor dem Palais bleiben und nicht, wie das erste
Mal, in den Vorhof gebracht werden möge; das sei gegen den
japanischen Gebrauch, dem sich die anderen Gesandten bisher
gefügt hätten. Der grade in Akabane anwesende Herr von Belle-
court
bestätigte diese Aussage, und so liess der Gesandte dem
Minister entbieten, dass er seine Wünsche erfüllen werde.

2. Octbr.Der Empfang war ähnlich wie das erste Mal. Draussen vor
dem Palais standen längs der ganzen Ausdehnung der Strassenfront
gleichgekleidete Hausofficianten mit weissen Stäben in abgemessenen
Entfernungen. Am Portal empfing Moriyama, im Vorzimmer die
Bunyo's. Bei Ando-Tsus-sima-no-Kami fand der Gesandte wieder
den ihm von der ersten Conferenz bekannten Staatsrath aus der
Versammlung der "Jungen alten Männer". Der andere Minister
Wakisaka-Nakatsukasa-no-Tayun, hiess es, sei noch immer
krank; nach der Ansicht der Europäer war derselbe in Ungnade
gefallen.

Die Conferenz dauerte drei Stunden; der Minister war in
seinem Wesen weniger förmlich und zurückhaltend als das erste
Mal und wiederholte mehrfach das Anerbieten eines schriftlichen
Versprechens, liess sich aber zu keinem weiteren Zugeständniss
bewegen. Die alten Argumente wurden abermals aufgetischt: die
Nachtheile, welche die Verträge bisher dem Lande gebracht hätten,
die dadurch herbeigeführte Aufregung im Volke, welche besonders
seit Abschluss des Vertrages mit Portugal hervorgetreten wäre, die
Unmöglichkeit so viele Millionen in kurzer Zeit von den künftigen
Vortheilen des Fremdenverkehrs zu überzeugen. Als Graf Eulenburg
dem Minister die in den Additional-Artikeln vom 30. Januar 1856
und in einem amtlichen Schreiben des folgenden Jahres gegebenen
Versicherungen vorhielt, dass dem Eingehen von Verträgen mit
anderen Nationen und selbst mit Portugal kein Hinderniss im Wege
stehe, wurden diese Documente herbeigeholt. Ando-Tsus-sima aber

Zusammenkunft mit Ando-Tsus-sima-no-Kami. V.
Japan derartige Zumuthungen westlicher Mächte mit Erfolg zurück-
wies; nun standen ihr aber diese beiden Tractate als unumgängliche
Folge des preussischen wie Schreckbilder vor Augen und diese
Aussicht bestärkte sie offenbar in ihrem zähen Widerstande.

Am 1. October liess der Minister des Auswärtigen den Ge-
sandten ersuchen, schon am folgenden Tage, statt am 4. October,
zu ihm zu kommen und nur ein kleines Gefolge mitzubringen, das
bei der Conferenz gegenwärtig sein könne; er bat ferner dass
unsere Flagge vor dem Palais bleiben und nicht, wie das erste
Mal, in den Vorhof gebracht werden möge; das sei gegen den
japanischen Gebrauch, dem sich die anderen Gesandten bisher
gefügt hätten. Der grade in Akabane anwesende Herr von Belle-
court
bestätigte diese Aussage, und so liess der Gesandte dem
Minister entbieten, dass er seine Wünsche erfüllen werde.

2. Octbr.Der Empfang war ähnlich wie das erste Mal. Draussen vor
dem Palais standen längs der ganzen Ausdehnung der Strassenfront
gleichgekleidete Hausofficianten mit weissen Stäben in abgemessenen
Entfernungen. Am Portal empfing Moriyama, im Vorzimmer die
Bunyo’s. Bei Ando-Tsus-sima-no-Kami fand der Gesandte wieder
den ihm von der ersten Conferenz bekannten Staatsrath aus der
Versammlung der »Jungen alten Männer«. Der andere Minister
Wakisaka-Nakatsukasa-no-Tayun, hiess es, sei noch immer
krank; nach der Ansicht der Europäer war derselbe in Ungnade
gefallen.

Die Conferenz dauerte drei Stunden; der Minister war in
seinem Wesen weniger förmlich und zurückhaltend als das erste
Mal und wiederholte mehrfach das Anerbieten eines schriftlichen
Versprechens, liess sich aber zu keinem weiteren Zugeständniss
bewegen. Die alten Argumente wurden abermals aufgetischt: die
Nachtheile, welche die Verträge bisher dem Lande gebracht hätten,
die dadurch herbeigeführte Aufregung im Volke, welche besonders
seit Abschluss des Vertrages mit Portugal hervorgetreten wäre, die
Unmöglichkeit so viele Millionen in kurzer Zeit von den künftigen
Vortheilen des Fremdenverkehrs zu überzeugen. Als Graf Eulenburg
dem Minister die in den Additional-Artikeln vom 30. Januar 1856
und in einem amtlichen Schreiben des folgenden Jahres gegebenen
Versicherungen vorhielt, dass dem Eingehen von Verträgen mit
anderen Nationen und selbst mit Portugal kein Hinderniss im Wege
stehe, wurden diese Documente herbeigeholt. Ando-Tsus-sima aber

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[350/0380] Zusammenkunft mit Ando-Tsus-sima-no-Kami. V. Japan derartige Zumuthungen westlicher Mächte mit Erfolg zurück- wies; nun standen ihr aber diese beiden Tractate als unumgängliche Folge des preussischen wie Schreckbilder vor Augen und diese Aussicht bestärkte sie offenbar in ihrem zähen Widerstande. Am 1. October liess der Minister des Auswärtigen den Ge- sandten ersuchen, schon am folgenden Tage, statt am 4. October, zu ihm zu kommen und nur ein kleines Gefolge mitzubringen, das bei der Conferenz gegenwärtig sein könne; er bat ferner dass unsere Flagge vor dem Palais bleiben und nicht, wie das erste Mal, in den Vorhof gebracht werden möge; das sei gegen den japanischen Gebrauch, dem sich die anderen Gesandten bisher gefügt hätten. Der grade in Akabane anwesende Herr von Belle- court bestätigte diese Aussage, und so liess der Gesandte dem Minister entbieten, dass er seine Wünsche erfüllen werde. Der Empfang war ähnlich wie das erste Mal. Draussen vor dem Palais standen längs der ganzen Ausdehnung der Strassenfront gleichgekleidete Hausofficianten mit weissen Stäben in abgemessenen Entfernungen. Am Portal empfing Moriyama, im Vorzimmer die Bunyo’s. Bei Ando-Tsus-sima-no-Kami fand der Gesandte wieder den ihm von der ersten Conferenz bekannten Staatsrath aus der Versammlung der »Jungen alten Männer«. Der andere Minister Wakisaka-Nakatsukasa-no-Tayun, hiess es, sei noch immer krank; nach der Ansicht der Europäer war derselbe in Ungnade gefallen. 2. Octbr. Die Conferenz dauerte drei Stunden; der Minister war in seinem Wesen weniger förmlich und zurückhaltend als das erste Mal und wiederholte mehrfach das Anerbieten eines schriftlichen Versprechens, liess sich aber zu keinem weiteren Zugeständniss bewegen. Die alten Argumente wurden abermals aufgetischt: die Nachtheile, welche die Verträge bisher dem Lande gebracht hätten, die dadurch herbeigeführte Aufregung im Volke, welche besonders seit Abschluss des Vertrages mit Portugal hervorgetreten wäre, die Unmöglichkeit so viele Millionen in kurzer Zeit von den künftigen Vortheilen des Fremdenverkehrs zu überzeugen. Als Graf Eulenburg dem Minister die in den Additional-Artikeln vom 30. Januar 1856 und in einem amtlichen Schreiben des folgenden Jahres gegebenen Versicherungen vorhielt, dass dem Eingehen von Verträgen mit anderen Nationen und selbst mit Portugal kein Hinderniss im Wege stehe, wurden diese Documente herbeigeholt. Ando-Tsus-sima aber

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/380>, abgerufen am 22.11.2024.