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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.

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Stellung der Jesuiten unter Taiko-sama.
Gereiztheit die Drohung eines bevorstehenden Angriffes fallen: es
sei die Gewohnheit seines Königs, zuerst Priester in die neu ent-
deckten Länder zu senden, und diesen, sobald ihr Anhang stark
genug, seine Kriegsheere folgen zu lassen; die Portugiesen seien
eine Krämernation, die Spanier aber stolz und kampflustig. -- Ob
nicht in der That, wenn das Christenthum weitere Fortschritte
machte, die Spanier sich Japans bemächtigt hätten, ist mindestens
zweifelhaft. --

Die Jesuiten wichen nicht sofort dem Verbannungsedicte.
Sie schlossen zwar ihre Kirchen, legten die geistliche Tracht ab
und hörten auf öffentlich zu predigen und zu taufen, liessen aber
Taiko-sama zunächst vorstellen, dass erst in sechs Monaten ein
portugiesisches Schiff absegeln werde. Da es nun japanische Sitte
ist, dass sich die Obrigkeit um einen Verbannten weiter nicht kümmert,
so er nur geringe Kleidung anlegt, sich das Haupt scheert und
durch Unterwürfigkeit die Strafe verdient zu haben bekennt, so
beachtete der Kaiser72) die Jesuiten zunächst nicht weiter. Sie
liessen sich von ihren Freunden am Hofe in Allem leiten und
betrugen sich durchaus als rechtlose Verbannte. Der Capitän des
nach Macao abgehenden Schiffes wurde zu der Aussage veranlasst,
er könne nur drei von den Vätern mitnehmen, worauf Taiko-sama
ihnen im Zorn einige Häuser und Kirchen einreissen liess, die aber
bald wieder aufgebaut wurden, als seine Hofleute ihm die Befürchtung
einzuflössen wussten, dass mit den Geistlichen auch die portugie-
sischen Kaufleute das Land verlassen möchten. Von da an blieben
sie unbelästigt. Den portugiesischen Handel wollte Taiko-sama
durchaus nicht entbehren, auch mag die Nothwendigkeit sich den
guten Willen der christlichen Grossen, der einzigen im Reiche,
die durch ihre Eintracht ihm noch gefährlich werden konnten, zu
erhalten, viel zu der Unschlüssigkeit seines Benehmens gegen die
Missionare im ferneren Verlaufe seiner Regierung beigetragen haben.
Die Edicte wurden noch wiederholt verschärft, aber gegen die
portugiesischen Jesuiten von Taiko-sama niemals zur Ausführung
gebracht. Er blieb ihnen persönlich günstig, widersetzte sich jedoch
hartnäckig der öffentlichen Ausübung des Gottesdienstes und vor
Allem der Bekehrung der japanischen Fürsten und Edelen. Dass
sie im Stillen und verkleidet in den Häusern der Bekehrten Messe

72) Es sei erlaubt, Taiko-sama und seine Nachfolger in der Herrschaft der Kürze
halber Kaiser, die Mikado's aber von hier an Erbkaiser zu nennen.
I. 5

Stellung der Jesuiten unter Taïko-sama.
Gereiztheit die Drohung eines bevorstehenden Angriffes fallen: es
sei die Gewohnheit seines Königs, zuerst Priester in die neu ent-
deckten Länder zu senden, und diesen, sobald ihr Anhang stark
genug, seine Kriegsheere folgen zu lassen; die Portugiesen seien
eine Krämernation, die Spanier aber stolz und kampflustig. — Ob
nicht in der That, wenn das Christenthum weitere Fortschritte
machte, die Spanier sich Japans bemächtigt hätten, ist mindestens
zweifelhaft. —

Die Jesuiten wichen nicht sofort dem Verbannungsedicte.
Sie schlossen zwar ihre Kirchen, legten die geistliche Tracht ab
und hörten auf öffentlich zu predigen und zu taufen, liessen aber
Taïko-sama zunächst vorstellen, dass erst in sechs Monaten ein
portugiesisches Schiff absegeln werde. Da es nun japanische Sitte
ist, dass sich die Obrigkeit um einen Verbannten weiter nicht kümmert,
so er nur geringe Kleidung anlegt, sich das Haupt scheert und
durch Unterwürfigkeit die Strafe verdient zu haben bekennt, so
beachtete der Kaiser72) die Jesuiten zunächst nicht weiter. Sie
liessen sich von ihren Freunden am Hofe in Allem leiten und
betrugen sich durchaus als rechtlose Verbannte. Der Capitän des
nach Macao abgehenden Schiffes wurde zu der Aussage veranlasst,
er könne nur drei von den Vätern mitnehmen, worauf Taïko-sama
ihnen im Zorn einige Häuser und Kirchen einreissen liess, die aber
bald wieder aufgebaut wurden, als seine Hofleute ihm die Befürchtung
einzuflössen wussten, dass mit den Geistlichen auch die portugie-
sischen Kaufleute das Land verlassen möchten. Von da an blieben
sie unbelästigt. Den portugiesischen Handel wollte Taïko-sama
durchaus nicht entbehren, auch mag die Nothwendigkeit sich den
guten Willen der christlichen Grossen, der einzigen im Reiche,
die durch ihre Eintracht ihm noch gefährlich werden konnten, zu
erhalten, viel zu der Unschlüssigkeit seines Benehmens gegen die
Missionare im ferneren Verlaufe seiner Regierung beigetragen haben.
Die Edicte wurden noch wiederholt verschärft, aber gegen die
portugiesischen Jesuiten von Taïko-sama niemals zur Ausführung
gebracht. Er blieb ihnen persönlich günstig, widersetzte sich jedoch
hartnäckig der öffentlichen Ausübung des Gottesdienstes und vor
Allem der Bekehrung der japanischen Fürsten und Edelen. Dass
sie im Stillen und verkleidet in den Häusern der Bekehrten Messe

72) Es sei erlaubt, Taïko-sama und seine Nachfolger in der Herrschaft der Kürze
halber Kaiser, die Mikado’s aber von hier an Erbkaiser zu nennen.
I. 5
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[65/0095] Stellung der Jesuiten unter Taïko-sama. Gereiztheit die Drohung eines bevorstehenden Angriffes fallen: es sei die Gewohnheit seines Königs, zuerst Priester in die neu ent- deckten Länder zu senden, und diesen, sobald ihr Anhang stark genug, seine Kriegsheere folgen zu lassen; die Portugiesen seien eine Krämernation, die Spanier aber stolz und kampflustig. — Ob nicht in der That, wenn das Christenthum weitere Fortschritte machte, die Spanier sich Japans bemächtigt hätten, ist mindestens zweifelhaft. — Die Jesuiten wichen nicht sofort dem Verbannungsedicte. Sie schlossen zwar ihre Kirchen, legten die geistliche Tracht ab und hörten auf öffentlich zu predigen und zu taufen, liessen aber Taïko-sama zunächst vorstellen, dass erst in sechs Monaten ein portugiesisches Schiff absegeln werde. Da es nun japanische Sitte ist, dass sich die Obrigkeit um einen Verbannten weiter nicht kümmert, so er nur geringe Kleidung anlegt, sich das Haupt scheert und durch Unterwürfigkeit die Strafe verdient zu haben bekennt, so beachtete der Kaiser 72) die Jesuiten zunächst nicht weiter. Sie liessen sich von ihren Freunden am Hofe in Allem leiten und betrugen sich durchaus als rechtlose Verbannte. Der Capitän des nach Macao abgehenden Schiffes wurde zu der Aussage veranlasst, er könne nur drei von den Vätern mitnehmen, worauf Taïko-sama ihnen im Zorn einige Häuser und Kirchen einreissen liess, die aber bald wieder aufgebaut wurden, als seine Hofleute ihm die Befürchtung einzuflössen wussten, dass mit den Geistlichen auch die portugie- sischen Kaufleute das Land verlassen möchten. Von da an blieben sie unbelästigt. Den portugiesischen Handel wollte Taïko-sama durchaus nicht entbehren, auch mag die Nothwendigkeit sich den guten Willen der christlichen Grossen, der einzigen im Reiche, die durch ihre Eintracht ihm noch gefährlich werden konnten, zu erhalten, viel zu der Unschlüssigkeit seines Benehmens gegen die Missionare im ferneren Verlaufe seiner Regierung beigetragen haben. Die Edicte wurden noch wiederholt verschärft, aber gegen die portugiesischen Jesuiten von Taïko-sama niemals zur Ausführung gebracht. Er blieb ihnen persönlich günstig, widersetzte sich jedoch hartnäckig der öffentlichen Ausübung des Gottesdienstes und vor Allem der Bekehrung der japanischen Fürsten und Edelen. Dass sie im Stillen und verkleidet in den Häusern der Bekehrten Messe 72) Es sei erlaubt, Taïko-sama und seine Nachfolger in der Herrschaft der Kürze halber Kaiser, die Mikado’s aber von hier an Erbkaiser zu nennen. I. 5

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/95>, abgerufen am 23.11.2024.