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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.

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Vertrags-Angelegenheiten. VII.
Ueber den Neubau des abgebrannten Taikün-Palastes theilte er
mit14), dass etwa der siebente Theil noch fehle, und man nicht
hoffen dürfe ihn in diesem (japanischen) Jahre zu vollenden; zwei-
tausend Menschen seien bei den Bauarbeiten und eben so viele mit
Herbeischaffung des Materials beschäftigt; die Arbeit der Zimmer-
leute ginge rasch genug von statten, aber die innere Ausschmückung,
namentlich die Malerei der Wandbekleidungen erfordere viel
Sorgfalt und Geschicklichkeit, und verzögere die Vollendung in
das Ungewisse.

Des Gesandten Befürchtung, dass die Vorfälle in Yokuhama
seine schwachen Aussichten auf Erfolg gänzlich vernichten möchten,
erfüllte sich glücklicher Weise nicht. -- Er musste auf die Beant-
wortung seiner Note vom 12. October einen ganzen Monat warten
und während dessen standen die Verhandlungen still; Ando Tsus-sima
schien die angekündigte Rückkehr der japanischen Gesandten aus
Amerika abwarten zu wollen, doch liess der Inhalt seines Schreibens,
welches wenige Tage nach Ankunft des Niagara an Graf Eulenburg
gelangte, auf keine Einwirkung derselben schliessen. Der Minister
bestand darin auf seiner Behauptung, dass die in den Additional-
Artikeln scheinbar gegebenen Versprechungen in Wahrheit nicht
beständen und jedenfalls durch den späteren holländischen Vertrag
ausser Kraft gesetzt wären. Er suchte den Gesandten nochmals
zu überzeugen, dass die Stimmung des Volkes den Vertrag mit
Preussen in diesem Augenblick durchaus nicht gestatte, dass sein
Versprechen, denselben später und zwar zu einem bestimmten
Termin
abzuschliessen, aufrichtig gemeint sei und sicher gehalten
werden solle. Graf Eulenburg selbst hatte im Laufe des November
keine persönliche Zusammenkunft mit dem Minister; dieser äusserte
aber gegen Herrn Harris schon Ende October, die Regierung würde
auch jetzt schon auf einen Vertrag mit hinausgeschobenem Termine
der Wirksamkeit eingehen, wenn sie nur einen Schimmer von Hoffnung
auf die Einwilligung der Amerikaner in die aufgeschobene Er-
schliessung der Häfen hätte. Das war, wie auch aus den Aeusserungen
des Ministers gegen Herrn Alcock erhellte, der Angelpunct seiner
Wünsche und Sorgen: "er hätte dann der öffentlichen Meinung ein
Aequivalent für den preussischen Vertrag zu bieten und würde
weniger beunruhigt sein". -- Graf Eulenburg konnte in seiner

14) S. Bd. I. S. 281.

Vertrags-Angelegenheiten. VII.
Ueber den Neubau des abgebrannten Taïkün-Palastes theilte er
mit14), dass etwa der siebente Theil noch fehle, und man nicht
hoffen dürfe ihn in diesem (japanischen) Jahre zu vollenden; zwei-
tausend Menschen seien bei den Bauarbeiten und eben so viele mit
Herbeischaffung des Materials beschäftigt; die Arbeit der Zimmer-
leute ginge rasch genug von statten, aber die innere Ausschmückung,
namentlich die Malerei der Wandbekleidungen erfordere viel
Sorgfalt und Geschicklichkeit, und verzögere die Vollendung in
das Ungewisse.

Des Gesandten Befürchtung, dass die Vorfälle in Yokuhama
seine schwachen Aussichten auf Erfolg gänzlich vernichten möchten,
erfüllte sich glücklicher Weise nicht. — Er musste auf die Beant-
wortung seiner Note vom 12. October einen ganzen Monat warten
und während dessen standen die Verhandlungen still; Ando Tsus-sima
schien die angekündigte Rückkehr der japanischen Gesandten aus
Amerika abwarten zu wollen, doch liess der Inhalt seines Schreibens,
welches wenige Tage nach Ankunft des Niagara an Graf Eulenburg
gelangte, auf keine Einwirkung derselben schliessen. Der Minister
bestand darin auf seiner Behauptung, dass die in den Additional-
Artikeln scheinbar gegebenen Versprechungen in Wahrheit nicht
beständen und jedenfalls durch den späteren holländischen Vertrag
ausser Kraft gesetzt wären. Er suchte den Gesandten nochmals
zu überzeugen, dass die Stimmung des Volkes den Vertrag mit
Preussen in diesem Augenblick durchaus nicht gestatte, dass sein
Versprechen, denselben später und zwar zu einem bestimmten
Termin
abzuschliessen, aufrichtig gemeint sei und sicher gehalten
werden solle. Graf Eulenburg selbst hatte im Laufe des November
keine persönliche Zusammenkunft mit dem Minister; dieser äusserte
aber gegen Herrn Harris schon Ende October, die Regierung würde
auch jetzt schon auf einen Vertrag mit hinausgeschobenem Termine
der Wirksamkeit eingehen, wenn sie nur einen Schimmer von Hoffnung
auf die Einwilligung der Amerikaner in die aufgeschobene Er-
schliessung der Häfen hätte. Das war, wie auch aus den Aeusserungen
des Ministers gegen Herrn Alcock erhellte, der Angelpunct seiner
Wünsche und Sorgen: »er hätte dann der öffentlichen Meinung ein
Aequivalent für den preussischen Vertrag zu bieten und würde
weniger beunruhigt sein«. — Graf Eulenburg konnte in seiner

14) S. Bd. I. S. 281.
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[106/0126] Vertrags-Angelegenheiten. VII. Ueber den Neubau des abgebrannten Taïkün-Palastes theilte er mit 14), dass etwa der siebente Theil noch fehle, und man nicht hoffen dürfe ihn in diesem (japanischen) Jahre zu vollenden; zwei- tausend Menschen seien bei den Bauarbeiten und eben so viele mit Herbeischaffung des Materials beschäftigt; die Arbeit der Zimmer- leute ginge rasch genug von statten, aber die innere Ausschmückung, namentlich die Malerei der Wandbekleidungen erfordere viel Sorgfalt und Geschicklichkeit, und verzögere die Vollendung in das Ungewisse. Des Gesandten Befürchtung, dass die Vorfälle in Yokuhama seine schwachen Aussichten auf Erfolg gänzlich vernichten möchten, erfüllte sich glücklicher Weise nicht. — Er musste auf die Beant- wortung seiner Note vom 12. October einen ganzen Monat warten und während dessen standen die Verhandlungen still; Ando Tsus-sima schien die angekündigte Rückkehr der japanischen Gesandten aus Amerika abwarten zu wollen, doch liess der Inhalt seines Schreibens, welches wenige Tage nach Ankunft des Niagara an Graf Eulenburg gelangte, auf keine Einwirkung derselben schliessen. Der Minister bestand darin auf seiner Behauptung, dass die in den Additional- Artikeln scheinbar gegebenen Versprechungen in Wahrheit nicht beständen und jedenfalls durch den späteren holländischen Vertrag ausser Kraft gesetzt wären. Er suchte den Gesandten nochmals zu überzeugen, dass die Stimmung des Volkes den Vertrag mit Preussen in diesem Augenblick durchaus nicht gestatte, dass sein Versprechen, denselben später und zwar zu einem bestimmten Termin abzuschliessen, aufrichtig gemeint sei und sicher gehalten werden solle. Graf Eulenburg selbst hatte im Laufe des November keine persönliche Zusammenkunft mit dem Minister; dieser äusserte aber gegen Herrn Harris schon Ende October, die Regierung würde auch jetzt schon auf einen Vertrag mit hinausgeschobenem Termine der Wirksamkeit eingehen, wenn sie nur einen Schimmer von Hoffnung auf die Einwilligung der Amerikaner in die aufgeschobene Er- schliessung der Häfen hätte. Das war, wie auch aus den Aeusserungen des Ministers gegen Herrn Alcock erhellte, der Angelpunct seiner Wünsche und Sorgen: »er hätte dann der öffentlichen Meinung ein Aequivalent für den preussischen Vertrag zu bieten und würde weniger beunruhigt sein«. — Graf Eulenburg konnte in seiner 14) S. Bd. I. S. 281.

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien02_1866/126>, abgerufen am 21.11.2024.