[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.Geschenke für den Taikun. X. Gärtchen, seine hellen freundlichen Zimmer schmückten ausgesuchtejapanische Kunstarbeiten, seine Dienerschaft zeigte nur zufriedene Gesichter und die angenehmste Sorgsamkeit. Heuskens Leibdiener, ein zwölfjähriger Knabe mit den klügsten Augen und etwas schwer- müthigem Ausdruck, der Sohn eines entlassenen Beamten, trug die beiden Schwerter und das kleidsame Kostüm seines Standes mit grosser Würde; sein anständiges feines Benehmen machte ihn zum Liebling auf allen Legationen, wo er oft als Bote seines Herrn erschien, aber durch kein Geschenk zu verwöhnen, durch keinen Scherz aus der gemessenen Haltung zu bringen war, die sich auf seiner in Akabane gefertigten Photographie so deutlich ausspricht. Dort war man jetzt eifrig mit Auspacken und Aufstellen der Heusken hatte mit Moriyama den holländischen Text des Geschenke für den Taïkūn. X. Gärtchen, seine hellen freundlichen Zimmer schmückten ausgesuchtejapanische Kunstarbeiten, seine Dienerschaft zeigte nur zufriedene Gesichter und die angenehmste Sorgsamkeit. Heuskens Leibdiener, ein zwölfjähriger Knabe mit den klügsten Augen und etwas schwer- müthigem Ausdruck, der Sohn eines entlassenen Beamten, trug die beiden Schwerter und das kleidsame Kostüm seines Standes mit grosser Würde; sein anständiges feines Benehmen machte ihn zum Liebling auf allen Legationen, wo er oft als Bote seines Herrn erschien, aber durch kein Geschenk zu verwöhnen, durch keinen Scherz aus der gemessenen Haltung zu bringen war, die sich auf seiner in Akabane gefertigten Photographie so deutlich ausspricht. Dort war man jetzt eifrig mit Auspacken und Aufstellen der Heusken hatte mit Moriyama den holländischen Text des <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0166" n="146"/><fw place="top" type="header">Geschenke für den <hi rendition="#k">Taïkūn</hi>. 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Geschenke für den Taïkūn. X.
Gärtchen, seine hellen freundlichen Zimmer schmückten ausgesuchte
japanische Kunstarbeiten, seine Dienerschaft zeigte nur zufriedene
Gesichter und die angenehmste Sorgsamkeit. Heuskens Leibdiener,
ein zwölfjähriger Knabe mit den klügsten Augen und etwas schwer-
müthigem Ausdruck, der Sohn eines entlassenen Beamten, trug die
beiden Schwerter und das kleidsame Kostüm seines Standes mit
grosser Würde; sein anständiges feines Benehmen machte ihn zum
Liebling auf allen Legationen, wo er oft als Bote seines Herrn
erschien, aber durch kein Geschenk zu verwöhnen, durch keinen
Scherz aus der gemessenen Haltung zu bringen war, die sich auf
seiner in Akabane gefertigten Photographie so deutlich ausspricht.
Dort war man jetzt eifrig mit Auspacken und Aufstellen der
letzten Geschenke für den Taïkūn beschäftigt. Das lebensgrosse
Bildniss Seiner königlichen Hoheit des Regenten, die schönen Litho-
phanieen, die zahlreichen Prachtwerke und Photographieen erregten
die lebhafte Bewunderung der japanischen Gelehrten, welche unter
Leitung des Attaché von Bunsen den Gebrauch des mitgebrachten
electrischen Telegraphen erlernten. Die Behörde hatte es abgelehnt,
denselben am Ort seiner Bestimmung durch unsere Mechaniker auf-
stellen und mit den Leitungsdräthen versehen zu lassen, und schickte
nur einige gelehrte Yakunine nach Akabane die sich mit der Con-
struction des Apparates vertraut und in der Handhabung sehr an-
stellig zeigten. Sie sprachen mit dem Attaché von Bunsen hollän-
disch; als dieser sich aber einen Augenblick entfernte, redete der Eine
die Mechaniker plötzlich deutsch an, zwar gebrochen, doch ganz
verständlich. Er begriff auch ihre Antworten recht gut, und zeigte
nachher Herrn von Bunsen einen in Breda mit deutschen Lettern
gedruckten Leitfaden unserer Sprache mit den Worten: »Das muss
ich lehren, das ist meine Bedienung.«
Heusken hatte mit Moriyama den holländischen Text des
Vertrages sorgfältig collationirt, wir glaubten Alles im Reinen. Am
15. Januar sollten die Geschenke übergeben werden, am 14. früh-
stückten die zur Besichtigung derselben eingeladenen Vertreter von
England und Amerika mit ihren Attaché’s in Akabane. Noch immer
war die Weihnachtsdecoration der Empfangsräume frisch und grün,
die Sonne schien hell und frühlingswarm durch die weissen Papier-
scheiben; unsere Tafel war mitten unter den Geschenken gedeckt,
ein magisches Licht glühte und glitzerte auf allen den reichen
Gegenständen, und eine Art Festrausch bemeisterte sich unmerklich
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