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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.

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XI. Nangasaki.
Vulcanberge, auf vier- bis fünftausend Fuss Meereshöhe lebt. Die
meisten die wir sahen maassen kaum zwei, einer jedoch über vier
Fuss. -- Von den in Japan gekauften Hunden starben die meisten
unterwegs merkwürdiger Weise an einer Seuche, welche bald
nach unserer Abreise auch unter denen ihres Heimathlandes aus-
brach; ein ausgezeichnetes Exemplar im Besitze des Grafen zu
Eulenburg
überstand die Reise aber gut und ist noch heute sehr
munter. Die schönsten sind im Lande selbst theuer, wenn auch
nicht in dem Maasse wie ihre englischen Abkömmlinge, die ächten
"King Charles" 2). -- Auch Hühner wurden in Menge, besonders
von den Officieren der Arkona an Bord genommen; es gibt davon
viele Varietäten, manche von ausgezeichneter Gestalt und köstlichem
Gefieder. Die ächtjapanischen Racen sind klein, die Hähne aber so
stark und kampflustig, dass sich auf der Arkona doppelt so grosse
Cochinchina-Hähne ängstlich vor ihnen in die Ecken duckten; sie
haben gewaltige Kämme und Sporen, und dichte wallende Schwanz-
federn, oft von der schönsten Zeichnung.

Von Bedeutung sind unter den Kaufläden nur einige Bronze-
und Porcelan-Handlungen; in letzteren wurden jedoch die in Yeddo
davon erregten Erwartungen nicht erfüllt. Die namhaftesten Porcelan-
Fabriken liegen im Fürstenthum Fidsen, nicht weit von Nangasaki;
hier sollte man grosse Auswahl und das Allerbeste finden. Alle
Gefässe aber die wir sahen waren von gröberer Masse und weniger
eigenthümlich als die in Yeddo feilgebotenen; das dortige Porcelan
sieht dem alten japanischen viel ähnlicher, Malerei und Zeichnung
sind sorgfältiger, künstlerischer, die Formen geschmackvoller und
origineller. Das in Nangasaki verkäufliche ist meist gewöhnliche
Fabrikwaare von grober bunter Malerei, die Muster selten von gutem
Geschmack. Hier ist Alles auf das europäische Bedürfniss berechnet;
man kauft ganze Tafel-Service mit Suppenterrinen, Saucieren, Tellern
jeder Grösse u. s. w., wie der Japaner sie niemals braucht, während

hinreichende Quantität an Bord haben muss, wenn der Transport gelingen soll.
Eine zweite Schwierigkeit ist, das Wundreiben der Thiere an den Borden des Gefässes
zu verhüten, das die beständigen Schwankungen des Schiffes verursachen. Mehrere
Exemplare starben daran, doch gelang es dem Zoologen der Expedition, einen
lebend hinüber zu befördern. Man setzt die Thiere am besten in eine Wanne mit
wenig Wasser, die in einem luftigen Raum unter Deck aufgehängt wird.
2) Die Aehnlichkeit der "King Charles" mit den japanischen Hunden ist so
gross, dass man der Ueberlieferung, nach der ihre Ureltern 1673 mit dem Schiffe
"Return" nach England gekommen wären, vollen Glauben schenken muss.

XI. Naṅgasaki.
Vulcanberge, auf vier- bis fünftausend Fuss Meereshöhe lebt. Die
meisten die wir sahen maassen kaum zwei, einer jedoch über vier
Fuss. — Von den in Japan gekauften Hunden starben die meisten
unterwegs merkwürdiger Weise an einer Seuche, welche bald
nach unserer Abreise auch unter denen ihres Heimathlandes aus-
brach; ein ausgezeichnetes Exemplar im Besitze des Grafen zu
Eulenburg
überstand die Reise aber gut und ist noch heute sehr
munter. Die schönsten sind im Lande selbst theuer, wenn auch
nicht in dem Maasse wie ihre englischen Abkömmlinge, die ächten
»King Charles« 2). — Auch Hühner wurden in Menge, besonders
von den Officieren der Arkona an Bord genommen; es gibt davon
viele Varietäten, manche von ausgezeichneter Gestalt und köstlichem
Gefieder. Die ächtjapanischen Racen sind klein, die Hähne aber so
stark und kampflustig, dass sich auf der Arkona doppelt so grosse
Cochinchina-Hähne ängstlich vor ihnen in die Ecken duckten; sie
haben gewaltige Kämme und Sporen, und dichte wallende Schwanz-
federn, oft von der schönsten Zeichnung.

Von Bedeutung sind unter den Kaufläden nur einige Bronze-
und Porcelan-Handlungen; in letzteren wurden jedoch die in Yeddo
davon erregten Erwartungen nicht erfüllt. Die namhaftesten Porcelan-
Fabriken liegen im Fürstenthum Fidsen, nicht weit von Naṅgasaki;
hier sollte man grosse Auswahl und das Allerbeste finden. Alle
Gefässe aber die wir sahen waren von gröberer Masse und weniger
eigenthümlich als die in Yeddo feilgebotenen; das dortige Porcelan
sieht dem alten japanischen viel ähnlicher, Malerei und Zeichnung
sind sorgfältiger, künstlerischer, die Formen geschmackvoller und
origineller. Das in Naṅgasaki verkäufliche ist meist gewöhnliche
Fabrikwaare von grober bunter Malerei, die Muster selten von gutem
Geschmack. Hier ist Alles auf das europäische Bedürfniss berechnet;
man kauft ganze Tafel-Service mit Suppenterrinen, Saucièren, Tellern
jeder Grösse u. s. w., wie der Japaner sie niemals braucht, während

hinreichende Quantität an Bord haben muss, wenn der Transport gelingen soll.
Eine zweite Schwierigkeit ist, das Wundreiben der Thiere an den Borden des Gefässes
zu verhüten, das die beständigen Schwankungen des Schiffes verursachen. Mehrere
Exemplare starben daran, doch gelang es dem Zoologen der Expedition, einen
lebend hinüber zu befördern. Man setzt die Thiere am besten in eine Wanne mit
wenig Wasser, die in einem luftigen Raum unter Deck aufgehängt wird.
2) Die Aehnlichkeit der »King Charles« mit den japanischen Hunden ist so
gross, dass man der Ueberlieferung, nach der ihre Ureltern 1673 mit dem Schiffe
»Return« nach England gekommen wären, vollen Glauben schenken muss.
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[191/0211] XI. Naṅgasaki. Vulcanberge, auf vier- bis fünftausend Fuss Meereshöhe lebt. Die meisten die wir sahen maassen kaum zwei, einer jedoch über vier Fuss. — Von den in Japan gekauften Hunden starben die meisten unterwegs merkwürdiger Weise an einer Seuche, welche bald nach unserer Abreise auch unter denen ihres Heimathlandes aus- brach; ein ausgezeichnetes Exemplar im Besitze des Grafen zu Eulenburg überstand die Reise aber gut und ist noch heute sehr munter. Die schönsten sind im Lande selbst theuer, wenn auch nicht in dem Maasse wie ihre englischen Abkömmlinge, die ächten »King Charles« 2). — Auch Hühner wurden in Menge, besonders von den Officieren der Arkona an Bord genommen; es gibt davon viele Varietäten, manche von ausgezeichneter Gestalt und köstlichem Gefieder. Die ächtjapanischen Racen sind klein, die Hähne aber so stark und kampflustig, dass sich auf der Arkona doppelt so grosse Cochinchina-Hähne ängstlich vor ihnen in die Ecken duckten; sie haben gewaltige Kämme und Sporen, und dichte wallende Schwanz- federn, oft von der schönsten Zeichnung. Von Bedeutung sind unter den Kaufläden nur einige Bronze- und Porcelan-Handlungen; in letzteren wurden jedoch die in Yeddo davon erregten Erwartungen nicht erfüllt. Die namhaftesten Porcelan- Fabriken liegen im Fürstenthum Fidsen, nicht weit von Naṅgasaki; hier sollte man grosse Auswahl und das Allerbeste finden. Alle Gefässe aber die wir sahen waren von gröberer Masse und weniger eigenthümlich als die in Yeddo feilgebotenen; das dortige Porcelan sieht dem alten japanischen viel ähnlicher, Malerei und Zeichnung sind sorgfältiger, künstlerischer, die Formen geschmackvoller und origineller. Das in Naṅgasaki verkäufliche ist meist gewöhnliche Fabrikwaare von grober bunter Malerei, die Muster selten von gutem Geschmack. Hier ist Alles auf das europäische Bedürfniss berechnet; man kauft ganze Tafel-Service mit Suppenterrinen, Saucièren, Tellern jeder Grösse u. s. w., wie der Japaner sie niemals braucht, während 1) 2) Die Aehnlichkeit der »King Charles« mit den japanischen Hunden ist so gross, dass man der Ueberlieferung, nach der ihre Ureltern 1673 mit dem Schiffe »Return« nach England gekommen wären, vollen Glauben schenken muss. 1) hinreichende Quantität an Bord haben muss, wenn der Transport gelingen soll. Eine zweite Schwierigkeit ist, das Wundreiben der Thiere an den Borden des Gefässes zu verhüten, das die beständigen Schwankungen des Schiffes verursachen. Mehrere Exemplare starben daran, doch gelang es dem Zoologen der Expedition, einen lebend hinüber zu befördern. Man setzt die Thiere am besten in eine Wanne mit wenig Wasser, die in einem luftigen Raum unter Deck aufgehängt wird.

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien02_1866/211>, abgerufen am 21.11.2024.