Zur Vertreibung der Fremden liessen sich also die Minister trotz allen Reizungen und Einschüchterungen nicht herbei, und dass sie die Verträge weder auf gütlichem Wege rückgängig machen, noch den Verkehr in den geöffneten Häfen nach Wunsch in ihre Gewalt bekommen konnten, musste ihnen das Auftreten der Gesand- ten zeigen. Sie waren also in der Lage das unvermeidliche Uebel dulden zu müssen und konnten nur auf dessen möglichste Beschrän- kung sinnen, verlangten daher, während sie sich nach innen durch die Verbindung des Taikun mit dem Mikado-Hause zu stärken suchten, von den Gesandten immer dringender die aufzuschiebende Eröffnung der Häfen von Neagata und Fiogo, der Städte Yeddo und Osaka für den allgemeinen Verkehr, daneben auch das Zu- geständniss eines Ausfuhrverbotes für die wichtigsten Landes- erzeugnisse. Sie motivirten ihre Anträge weitläufig in einer schon unter dem 30. Mai an Herrn Alcock gerichteten Note und fügten derselben ein eigenhändiges Schreiben des Taikun an die Königin Victoria bei, welche Actenstücke erst durch Herrn Oliphant, der im Herbst genesen nach Europa zurückkehrte, an die englische Regierung gelangten. Der Reichsrath entschloss sich nun auch, zu Erledigung dieses und anderer Puncte von minderer Wichtigkeit eine Gesandtschaft an die Höfe der europäischen Vertragsmächte zu schicken, theilte seine Absicht deren Repräsentanten in Japan und brieflich auch dem Grafen Eulenburg mit, der damals in Tientsin den Vertrag mit China schloss, und trat mit den englischen und französischen Diplomaten über die Beförderung der Gesandten nach Europa in Unterhandlung. Es kostete grosse Mühe, die japanischen Würdenträger von der Zwecklosigkeit und Unbequemlichkeit eines so grossen Gefolges zu überzeugen, wie die Gesandten nach Amerika mitgenommen hatten, gelang aber endlich das Personal auf fünf- unddreissig Köpfe zu beschränken, die sich am 23. Januar 1862 an Bord der englischen Corvette Odin einschifften. -- Herr Alcock, der zu gleicher Zeit einen längeren Urlaub nach der Heimath erhielt, wartete noch die Antwort auf seine mit dem Schreiben des Taikun nach London gesandten Depeschen ab, und wohnte in der Zwischen- zeit meist in Yokuhama.
Die im Herbst gegen Ando Tsus-sima-no-kami laut ge- wordene Drohung wurde am 14. Februar 1862 zur That. Er begab sich an diesem Tage, wie gewöhnlich, im Norimon mit zahlreichem Gefolge nach dem Palast des Taikun; der Zug war eben auf dem
Anh. II. Gesandtschaft nach Europa.
Zur Vertreibung der Fremden liessen sich also die Minister trotz allen Reizungen und Einschüchterungen nicht herbei, und dass sie die Verträge weder auf gütlichem Wege rückgängig machen, noch den Verkehr in den geöffneten Häfen nach Wunsch in ihre Gewalt bekommen konnten, musste ihnen das Auftreten der Gesand- ten zeigen. Sie waren also in der Lage das unvermeidliche Uebel dulden zu müssen und konnten nur auf dessen möglichste Beschrän- kung sinnen, verlangten daher, während sie sich nach innen durch die Verbindung des Taïkūn mit dem Mikado-Hause zu stärken suchten, von den Gesandten immer dringender die aufzuschiebende Eröffnung der Häfen von Neagata und Fiogo, der Städte Yeddo und Osaka für den allgemeinen Verkehr, daneben auch das Zu- geständniss eines Ausfuhrverbotes für die wichtigsten Landes- erzeugnisse. Sie motivirten ihre Anträge weitläufig in einer schon unter dem 30. Mai an Herrn Alcock gerichteten Note und fügten derselben ein eigenhändiges Schreiben des Taïkūn an die Königin Victoria bei, welche Actenstücke erst durch Herrn Oliphant, der im Herbst genesen nach Europa zurückkehrte, an die englische Regierung gelangten. Der Reichsrath entschloss sich nun auch, zu Erledigung dieses und anderer Puncte von minderer Wichtigkeit eine Gesandtschaft an die Höfe der europäischen Vertragsmächte zu schicken, theilte seine Absicht deren Repräsentanten in Japan und brieflich auch dem Grafen Eulenburg mit, der damals in Tientsin den Vertrag mit China schloss, und trat mit den englischen und französischen Diplomaten über die Beförderung der Gesandten nach Europa in Unterhandlung. Es kostete grosse Mühe, die japanischen Würdenträger von der Zwecklosigkeit und Unbequemlichkeit eines so grossen Gefolges zu überzeugen, wie die Gesandten nach Amerika mitgenommen hatten, gelang aber endlich das Personal auf fünf- unddreissig Köpfe zu beschränken, die sich am 23. Januar 1862 an Bord der englischen Corvette Odin einschifften. — Herr Alcock, der zu gleicher Zeit einen längeren Urlaub nach der Heimath erhielt, wartete noch die Antwort auf seine mit dem Schreiben des Taïkūn nach London gesandten Depeschen ab, und wohnte in der Zwischen- zeit meist in Yokuhama.
Die im Herbst gegen Ando Tsus-sima-no-kami laut ge- wordene Drohung wurde am 14. Februar 1862 zur That. Er begab sich an diesem Tage, wie gewöhnlich, im Norimon mit zahlreichem Gefolge nach dem Palast des Taïkūn; der Zug war eben auf dem
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Anh. II. Gesandtschaft nach Europa.
Zur Vertreibung der Fremden liessen sich also die Minister
trotz allen Reizungen und Einschüchterungen nicht herbei, und dass
sie die Verträge weder auf gütlichem Wege rückgängig machen,
noch den Verkehr in den geöffneten Häfen nach Wunsch in ihre
Gewalt bekommen konnten, musste ihnen das Auftreten der Gesand-
ten zeigen. Sie waren also in der Lage das unvermeidliche Uebel
dulden zu müssen und konnten nur auf dessen möglichste Beschrän-
kung sinnen, verlangten daher, während sie sich nach innen durch
die Verbindung des Taïkūn mit dem Mikado-Hause zu stärken
suchten, von den Gesandten immer dringender die aufzuschiebende
Eröffnung der Häfen von Neagata und Fiogo, der Städte Yeddo
und Osaka für den allgemeinen Verkehr, daneben auch das Zu-
geständniss eines Ausfuhrverbotes für die wichtigsten Landes-
erzeugnisse. Sie motivirten ihre Anträge weitläufig in einer schon
unter dem 30. Mai an Herrn Alcock gerichteten Note und fügten
derselben ein eigenhändiges Schreiben des Taïkūn an die Königin
Victoria bei, welche Actenstücke erst durch Herrn Oliphant, der
im Herbst genesen nach Europa zurückkehrte, an die englische
Regierung gelangten. Der Reichsrath entschloss sich nun auch, zu
Erledigung dieses und anderer Puncte von minderer Wichtigkeit
eine Gesandtschaft an die Höfe der europäischen Vertragsmächte
zu schicken, theilte seine Absicht deren Repräsentanten in Japan
und brieflich auch dem Grafen Eulenburg mit, der damals in Tientsin
den Vertrag mit China schloss, und trat mit den englischen und
französischen Diplomaten über die Beförderung der Gesandten nach
Europa in Unterhandlung. Es kostete grosse Mühe, die japanischen
Würdenträger von der Zwecklosigkeit und Unbequemlichkeit eines
so grossen Gefolges zu überzeugen, wie die Gesandten nach Amerika
mitgenommen hatten, gelang aber endlich das Personal auf fünf-
unddreissig Köpfe zu beschränken, die sich am 23. Januar 1862 an
Bord der englischen Corvette Odin einschifften. — Herr Alcock,
der zu gleicher Zeit einen längeren Urlaub nach der Heimath erhielt,
wartete noch die Antwort auf seine mit dem Schreiben des Taïkūn
nach London gesandten Depeschen ab, und wohnte in der Zwischen-
zeit meist in Yokuhama.
Die im Herbst gegen Ando Tsus-sima-no-kami laut ge-
wordene Drohung wurde am 14. Februar 1862 zur That. Er begab
sich an diesem Tage, wie gewöhnlich, im Norimon mit zahlreichem
Gefolge nach dem Palast des Taïkūn; der Zug war eben auf dem
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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien02_1866/283>, abgerufen am 22.11.2024.
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