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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.

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Rüstungen. Zerstörung des englischen Gesandtschaftshauses. Anh. II.
eine Menge Dampfboote. Sie erlaubte auch einigen Daimio's solche
zu erstehen, entweder weil sie es nicht hindern, oder weil sie der
Lockung des grossen Gewinnes nicht widerstehen konnte, der ihr
daraus erwuchs; denn sie verkaufte den Fürsten die zur Bezahlung
erforderlichen Dollars zum vollen Silberwerthe, 30 Procent über
den Wechselcours. Schon gegen Ende des Jahres 1862 lagen in
den Häfen etwa dreissig Dampfboote japanischen Eigenthums, von
denen freilich die wenigsten Kanonen führen konnten. Die Fürsten
von Fidsen und Satsuma brauchten die ihren vielfach zum Küsten-
handel und scheinen erfahrene Leute mit der Führung betraut zu
haben. Unter den von der Regierung gekauften waren manche von
Hause aus unbrauchbar; andere wurden es bald durch ungeschickte
Handhabung der Maschinen.

An dem englischen Gesandtschaftshause auf dem Goten-
yama
war fleissig gearbeitet worden und im Januar 1863 stand es
fertig da, doch sprach man unter den Japanern schon früher von
Bedenklichkeiten wegen wirklicher Besitznahme der Fremden. Der
Fürst von Nangato hätte gegen die Entweihung des Goten-
yama
in Miako feierlich protestirt und der Mikado Mitte Januar
einen Gesandten nach Yeddo geschickt, welcher vom Taikun kate-
gorisch die sofortige Zerstörung des Gebäudes fordern sollte. Kurz
darauf reiste dieser nach Miako ab, und gegen Ende des Monats
theilte die Regierung dem englischen Geschäftsträger mit, dass die
Uebernahme des Gebäudes ihn in grosse Gefahr bringen würde. Sie
sei bereit es auf ihre Kosten an einem anderen Ort aufbauen zu
lassen, da der Niederlassung der Fremden auf dem Goten-yama
unüberwindliche Hindernisse entgegenständen. Dieser Antrag wurde
am 30. Januar in sehr dringenden Ausdrücken wiederholt; Herr
Neale glaubte aber den Platz um so weniger aufgeben zu dürfen,
als der Gesandte selbst ihn ausgesucht hatte, und bestand auf
pünctlicher Erfüllung der eingegangenen Verpflichtungen. Am 1. Fe-
bruar erhielt er die Nachricht, dass das Gebäude abgebrannt
sei. Der Wächter des Grundstückes hatte an diesem Tage plötzlich
Flammen aus dem leeren Hause auflodern gesehen; dann folgten
heftige Detonationen, und nach wenigen Minuten war das Ganze
ein Schutthaufen. Massen von Schiesspulver und brennbaren Stoffen,
deren man in einem unversehrten Nebengebäude noch einen grossen
Vorrath fand, hatten die Vernichtung beschleunigt. Der das
Grundstück umgebende Palisadenzaun war durchbrochen und eine

Rüstungen. Zerstörung des englischen Gesandtschaftshauses. Anh. II.
eine Menge Dampfboote. Sie erlaubte auch einigen Daïmio’s solche
zu erstehen, entweder weil sie es nicht hindern, oder weil sie der
Lockung des grossen Gewinnes nicht widerstehen konnte, der ihr
daraus erwuchs; denn sie verkaufte den Fürsten die zur Bezahlung
erforderlichen Dollars zum vollen Silberwerthe, 30 Procent über
den Wechselcours. Schon gegen Ende des Jahres 1862 lagen in
den Häfen etwa dreissig Dampfboote japanischen Eigenthums, von
denen freilich die wenigsten Kanonen führen konnten. Die Fürsten
von Fidsen und Satsuma brauchten die ihren vielfach zum Küsten-
handel und scheinen erfahrene Leute mit der Führung betraut zu
haben. Unter den von der Regierung gekauften waren manche von
Hause aus unbrauchbar; andere wurden es bald durch ungeschickte
Handhabung der Maschinen.

An dem englischen Gesandtschaftshause auf dem Goten-
yama
war fleissig gearbeitet worden und im Januar 1863 stand es
fertig da, doch sprach man unter den Japanern schon früher von
Bedenklichkeiten wegen wirklicher Besitznahme der Fremden. Der
Fürst von Naṅgato hätte gegen die Entweihung des Goten-
yama
in Miako feierlich protestirt und der Mikado Mitte Januar
einen Gesandten nach Yeddo geschickt, welcher vom Taïkūn kate-
gorisch die sofortige Zerstörung des Gebäudes fordern sollte. Kurz
darauf reiste dieser nach Miako ab, und gegen Ende des Monats
theilte die Regierung dem englischen Geschäftsträger mit, dass die
Uebernahme des Gebäudes ihn in grosse Gefahr bringen würde. Sie
sei bereit es auf ihre Kosten an einem anderen Ort aufbauen zu
lassen, da der Niederlassung der Fremden auf dem Goten-yama
unüberwindliche Hindernisse entgegenständen. Dieser Antrag wurde
am 30. Januar in sehr dringenden Ausdrücken wiederholt; Herr
Neale glaubte aber den Platz um so weniger aufgeben zu dürfen,
als der Gesandte selbst ihn ausgesucht hatte, und bestand auf
pünctlicher Erfüllung der eingegangenen Verpflichtungen. Am 1. Fe-
bruar erhielt er die Nachricht, dass das Gebäude abgebrannt
sei. Der Wächter des Grundstückes hatte an diesem Tage plötzlich
Flammen aus dem leeren Hause auflodern gesehen; dann folgten
heftige Detonationen, und nach wenigen Minuten war das Ganze
ein Schutthaufen. Massen von Schiesspulver und brennbaren Stoffen,
deren man in einem unversehrten Nebengebäude noch einen grossen
Vorrath fand, hatten die Vernichtung beschleunigt. Der das
Grundstück umgebende Palisadenzaun war durchbrochen und eine

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[274/0294] Rüstungen. Zerstörung des englischen Gesandtschaftshauses. Anh. II. eine Menge Dampfboote. Sie erlaubte auch einigen Daïmio’s solche zu erstehen, entweder weil sie es nicht hindern, oder weil sie der Lockung des grossen Gewinnes nicht widerstehen konnte, der ihr daraus erwuchs; denn sie verkaufte den Fürsten die zur Bezahlung erforderlichen Dollars zum vollen Silberwerthe, 30 Procent über den Wechselcours. Schon gegen Ende des Jahres 1862 lagen in den Häfen etwa dreissig Dampfboote japanischen Eigenthums, von denen freilich die wenigsten Kanonen führen konnten. Die Fürsten von Fidsen und Satsuma brauchten die ihren vielfach zum Küsten- handel und scheinen erfahrene Leute mit der Führung betraut zu haben. Unter den von der Regierung gekauften waren manche von Hause aus unbrauchbar; andere wurden es bald durch ungeschickte Handhabung der Maschinen. An dem englischen Gesandtschaftshause auf dem Goten- yama war fleissig gearbeitet worden und im Januar 1863 stand es fertig da, doch sprach man unter den Japanern schon früher von Bedenklichkeiten wegen wirklicher Besitznahme der Fremden. Der Fürst von Naṅgato hätte gegen die Entweihung des Goten- yama in Miako feierlich protestirt und der Mikado Mitte Januar einen Gesandten nach Yeddo geschickt, welcher vom Taïkūn kate- gorisch die sofortige Zerstörung des Gebäudes fordern sollte. Kurz darauf reiste dieser nach Miako ab, und gegen Ende des Monats theilte die Regierung dem englischen Geschäftsträger mit, dass die Uebernahme des Gebäudes ihn in grosse Gefahr bringen würde. Sie sei bereit es auf ihre Kosten an einem anderen Ort aufbauen zu lassen, da der Niederlassung der Fremden auf dem Goten-yama unüberwindliche Hindernisse entgegenständen. Dieser Antrag wurde am 30. Januar in sehr dringenden Ausdrücken wiederholt; Herr Neale glaubte aber den Platz um so weniger aufgeben zu dürfen, als der Gesandte selbst ihn ausgesucht hatte, und bestand auf pünctlicher Erfüllung der eingegangenen Verpflichtungen. Am 1. Fe- bruar erhielt er die Nachricht, dass das Gebäude abgebrannt sei. Der Wächter des Grundstückes hatte an diesem Tage plötzlich Flammen aus dem leeren Hause auflodern gesehen; dann folgten heftige Detonationen, und nach wenigen Minuten war das Ganze ein Schutthaufen. Massen von Schiesspulver und brennbaren Stoffen, deren man in einem unversehrten Nebengebäude noch einen grossen Vorrath fand, hatten die Vernichtung beschleunigt. Der das Grundstück umgebende Palisadenzaun war durchbrochen und eine

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien02_1866/294>, abgerufen am 25.11.2024.