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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.

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Anh. II. Sicherheitsmaassregeln. -- Angriff auf den Pembroke.
den benachbarten Höhen. In Yokuhama lagen nur europäische
Mannschaften: die französische Corvette Monge brachte Anfang Juli
zweihundertfunfzig Mann vom dritten afrikanischen Jägerbataillon aus
China herüber, die englischen Kriegsschiffe landeten zahlreiche
Matrosen und Marine-Soldaten, die holländischen und amerikanischen
kleinere Detachements. Capitän Roderik Dew vom Encounter und
der französische Generalstabs-Officier Layrle führten den Oberbefehl
und organisirten einen regelmässigen Wacht- und Ronden-Dienst.
Das für die Vertheidigung sehr wichtige Vorgebirge südlich von
Yokuhama hatte die japanische Regierung den Franzosen überwiesen
und dort verpallisadirte Schanzen bauen lassen, wo eine Abtheilung
Marine-Füsiliere Stellung nahm.


Am verhängnissvollen 24. Juni 1863, dem Tage an dem in
Yokuhama die Entschädigung gezahlt und die Ausweisung der
Fremden insinuirt wurde, ging der amerikanische Handelsdampfer
Pembroke auf seiner Reise durch das Binnenmeer Abends unter dem
Schutz der kleinen Insel Nangasima östlich von Simonoseki 10) vor
Anker. Bald nach ihm kam eine Brigg europäischer Bauart unter
japanischer Flagge dort an, legte sich auf kurze Entfernung neben
ihn und feuerte einen blinden Schuss, der von verschiedenen Küsten-
puncten beantwortet wurde. Gegen ein Uhr Nachts lief dann noch
ein japanischer Dampfer ein und eröffnete plötzlich zugleich mit der
Brigg eine heftige Kanonade auf den Pembroke. Glücklicherweise
war es dunkel und der Commandant hatte, Argwohn schöpfend,
seine Feuer brennen lassen; er lichtete sofort Anker, entkam mit
Verlust des Vormastes und der grossen Raae, und dampfte direct
nach Shanghai.

Am 2. Juli ging der französische Dampf-Aviso Kien-tsan von
Yokuhama nach China ab und nahm seinen Weg durch das Binnen-

10) S. die Karte im I. Bd. Simonoseki ist eine bedeutende Handelsstadt am
Eingang des Binnenmeeres aus dem Krusenstern- oder Korea-Canal, der Ausgangs-
punct aller Reisenden, welche von Kiusiu nach Fiogo und Osaka gehen. Sie war
eine Hauptstation auf den Hofreisen der holländischen Handelsvorsteher, welche
immer mehrere Tage dort verweilten und sie mit Vorliebe beschreiben. Simonoseki
gehört zum Territorium des Fürsten von Nangato und Suwo, das die südwestlichste
Ecke der Insel Nippon bildet, und beherrscht mit seinen Batterieen die westliche
Einfahrt in das Binnenmeer vollständig. Siebold hat die Meerenge "Van der Capellen-
Strasse
" getauft.

Anh. II. Sicherheitsmaassregeln. — Angriff auf den Pembroke.
den benachbarten Höhen. In Yokuhama lagen nur europäische
Mannschaften: die französische Corvette Monge brachte Anfang Juli
zweihundertfunfzig Mann vom dritten afrikanischen Jägerbataillon aus
China herüber, die englischen Kriegsschiffe landeten zahlreiche
Matrosen und Marine-Soldaten, die holländischen und amerikanischen
kleinere Detachements. Capitän Roderik Dew vom Encounter und
der französische Generalstabs-Officier Layrle führten den Oberbefehl
und organisirten einen regelmässigen Wacht- und Ronden-Dienst.
Das für die Vertheidigung sehr wichtige Vorgebirge südlich von
Yokuhama hatte die japanische Regierung den Franzosen überwiesen
und dort verpallisadirte Schanzen bauen lassen, wo eine Abtheilung
Marine-Füsiliere Stellung nahm.


Am verhängnissvollen 24. Juni 1863, dem Tage an dem in
Yokuhama die Entschädigung gezahlt und die Ausweisung der
Fremden insinuirt wurde, ging der amerikanische Handelsdampfer
Pembroke auf seiner Reise durch das Binnenmeer Abends unter dem
Schutz der kleinen Insel Naṅgasima östlich von Simonoseki 10) vor
Anker. Bald nach ihm kam eine Brigg europäischer Bauart unter
japanischer Flagge dort an, legte sich auf kurze Entfernung neben
ihn und feuerte einen blinden Schuss, der von verschiedenen Küsten-
puncten beantwortet wurde. Gegen ein Uhr Nachts lief dann noch
ein japanischer Dampfer ein und eröffnete plötzlich zugleich mit der
Brigg eine heftige Kanonade auf den Pembroke. Glücklicherweise
war es dunkel und der Commandant hatte, Argwohn schöpfend,
seine Feuer brennen lassen; er lichtete sofort Anker, entkam mit
Verlust des Vormastes und der grossen Raae, und dampfte direct
nach Shanghai.

Am 2. Juli ging der französische Dampf-Aviso Kien-tšaṅ von
Yokuhama nach China ab und nahm seinen Weg durch das Binnen-

10) S. die Karte im I. Bd. Simonoseki ist eine bedeutende Handelsstadt am
Eingang des Binnenmeeres aus dem Krusenstern- oder Korea-Canal, der Ausgangs-
punct aller Reisenden, welche von Kiusiu nach Fiogo und Osaka gehen. Sie war
eine Hauptstation auf den Hofreisen der holländischen Handelsvorsteher, welche
immer mehrere Tage dort verweilten und sie mit Vorliebe beschreiben. Simonoseki
gehört zum Territorium des Fürsten von Naṅgato und Suwo, das die südwestlichste
Ecke der Insel Nippon bildet, und beherrscht mit seinen Batterieen die westliche
Einfahrt in das Binnenmeer vollständig. Siebold hat die Meerenge »Van der Capellen-
Strasse
« getauft.
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[287/0307] Anh. II. Sicherheitsmaassregeln. — Angriff auf den Pembroke. den benachbarten Höhen. In Yokuhama lagen nur europäische Mannschaften: die französische Corvette Monge brachte Anfang Juli zweihundertfunfzig Mann vom dritten afrikanischen Jägerbataillon aus China herüber, die englischen Kriegsschiffe landeten zahlreiche Matrosen und Marine-Soldaten, die holländischen und amerikanischen kleinere Detachements. Capitän Roderik Dew vom Encounter und der französische Generalstabs-Officier Layrle führten den Oberbefehl und organisirten einen regelmässigen Wacht- und Ronden-Dienst. Das für die Vertheidigung sehr wichtige Vorgebirge südlich von Yokuhama hatte die japanische Regierung den Franzosen überwiesen und dort verpallisadirte Schanzen bauen lassen, wo eine Abtheilung Marine-Füsiliere Stellung nahm. Am verhängnissvollen 24. Juni 1863, dem Tage an dem in Yokuhama die Entschädigung gezahlt und die Ausweisung der Fremden insinuirt wurde, ging der amerikanische Handelsdampfer Pembroke auf seiner Reise durch das Binnenmeer Abends unter dem Schutz der kleinen Insel Naṅgasima östlich von Simonoseki 10) vor Anker. Bald nach ihm kam eine Brigg europäischer Bauart unter japanischer Flagge dort an, legte sich auf kurze Entfernung neben ihn und feuerte einen blinden Schuss, der von verschiedenen Küsten- puncten beantwortet wurde. Gegen ein Uhr Nachts lief dann noch ein japanischer Dampfer ein und eröffnete plötzlich zugleich mit der Brigg eine heftige Kanonade auf den Pembroke. Glücklicherweise war es dunkel und der Commandant hatte, Argwohn schöpfend, seine Feuer brennen lassen; er lichtete sofort Anker, entkam mit Verlust des Vormastes und der grossen Raae, und dampfte direct nach Shanghai. Am 2. Juli ging der französische Dampf-Aviso Kien-tšaṅ von Yokuhama nach China ab und nahm seinen Weg durch das Binnen- 10) S. die Karte im I. Bd. Simonoseki ist eine bedeutende Handelsstadt am Eingang des Binnenmeeres aus dem Krusenstern- oder Korea-Canal, der Ausgangs- punct aller Reisenden, welche von Kiusiu nach Fiogo und Osaka gehen. Sie war eine Hauptstation auf den Hofreisen der holländischen Handelsvorsteher, welche immer mehrere Tage dort verweilten und sie mit Vorliebe beschreiben. Simonoseki gehört zum Territorium des Fürsten von Naṅgato und Suwo, das die südwestlichste Ecke der Insel Nippon bildet, und beherrscht mit seinen Batterieen die westliche Einfahrt in das Binnenmeer vollständig. Siebold hat die Meerenge »Van der Capellen- Strasse« getauft.

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien02_1866/307>, abgerufen am 22.11.2024.