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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.

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Anh. II. Operationen gegen Simonoseki.
man durch das Fernrohr grosse Bewegung; Soldaten laufen zwischen
den Schanzen ab und zu und nach den höher gelegenen Dörfern
hinauf, reitende Boten fliegen den Strand entlang nach Simonoseki.
Die Brustwehren bedecken sich mit Mannschaft, man erkennt
deutlich die blinkende Rüstung der Officiere. Um sieben Uhr hat
die Semiramis sich auf den Spring gelegt 11) und eröffnet das Feuer
gegen die nächste Batterie, die Dörfer wo man Truppen bemerkt
hatte und ein dahinter liegendes castellartiges Gebäude. Die feind-
liche Schanze antwortet nicht, vielleicht wegen des Städtchens
auf der Küste von Kiusiu, das in der Schusslinie der Semiramis
lag; ihre Brustwehr wird zerschossen und die Besatzung flüchtet in
den Wald. Die Semiramis bewirft jetzt auch die am Ufer hin-
laufende Strasse nach Simonoseki, wo man grosse Bewegung wahr-
nimmt. Um neun Uhr wird der Tancrede zum Recognosciren
vorgeschickt; da kommen in der beschossenen Batterie wieder
Leute zum Vorschein, welche aus allen Stücken gegen ihn Feuer
geben. Er antwortet aus vier Geschützen, während die Semiramis
einen Hagel von Granaten über die Batterie ausschüttet, die nach
einem Dutzend Schüssen das Feuer einstellt und von der Bedie-
nungsmannschaft geräumt wird. Der Tancrede ist unterdessen
weiter vorgegangen und berichtet zurückkehrend, dass weiter nach
Simonoseki hinauf andere Werke sichtbar werden, die sich zum
Angriff bereiten; er hat aus denselben drei Kugeln erhalten, davon
eine dicht an der Wasserlinie in den Rumpf. Der Admiral beschliesst
jetzt eine Landung und unterhält, während die dazu bestimmten
Mannschaften ausruhen und frühstücken, ein langsames Feuer auf
die erste Batterie und ihre Umgebung.

Wie bei den früheren Angriffen, so nahm auch diesmal die
Bevölkerung des Fürstenthumes Budsen -- auf der Küste von
Kiusiu -- an den Feindseligkeiten keinen Antheil. Die Bewohner
von Tana-ura bedeckten in dichten Schaaren jede vorspringende
Uferstelle, alle Dschunken und nach den hochgelegenen Tempeln

11) Jedes einfach vor Anker gehende Schiff dreht sich bekanntlich, im fliessenden
Wasser der Strömung, im stillen der Windrichtung gehorchend, um seinen Anker.
Soll es eine bestimmte, jenen Kräften widerstehende Stellung erhalten, so wirft man
ausser dem Bug-Anker noch einen zweiten aus, dessen Kette am Heck befestigt
wird; vermittelst dieser beiden festen Puncte hat man es in der Gewalt dem Schiffe
die gewünschte Richtung zu geben. Dieses Manöver heisst "auf den Spring legen",
und hat in dem vorliegenden Falle den Zweck, die Breitseite des Schiffes der Batterie
zuzuwenden, um die Bordgeschütze spielen lassen zu können.
19*

Anh. II. Operationen gegen Simonoseki.
man durch das Fernrohr grosse Bewegung; Soldaten laufen zwischen
den Schanzen ab und zu und nach den höher gelegenen Dörfern
hinauf, reitende Boten fliegen den Strand entlang nach Simonoseki.
Die Brustwehren bedecken sich mit Mannschaft, man erkennt
deutlich die blinkende Rüstung der Officiere. Um sieben Uhr hat
die Semiramis sich auf den Spring gelegt 11) und eröffnet das Feuer
gegen die nächste Batterie, die Dörfer wo man Truppen bemerkt
hatte und ein dahinter liegendes castellartiges Gebäude. Die feind-
liche Schanze antwortet nicht, vielleicht wegen des Städtchens
auf der Küste von Kiusiu, das in der Schusslinie der Semiramis
lag; ihre Brustwehr wird zerschossen und die Besatzung flüchtet in
den Wald. Die Semiramis bewirft jetzt auch die am Ufer hin-
laufende Strasse nach Simonoseki, wo man grosse Bewegung wahr-
nimmt. Um neun Uhr wird der Tancrède zum Recognosciren
vorgeschickt; da kommen in der beschossenen Batterie wieder
Leute zum Vorschein, welche aus allen Stücken gegen ihn Feuer
geben. Er antwortet aus vier Geschützen, während die Semiramis
einen Hagel von Granaten über die Batterie ausschüttet, die nach
einem Dutzend Schüssen das Feuer einstellt und von der Bedie-
nungsmannschaft geräumt wird. Der Tancrède ist unterdessen
weiter vorgegangen und berichtet zurückkehrend, dass weiter nach
Simonoseki hinauf andere Werke sichtbar werden, die sich zum
Angriff bereiten; er hat aus denselben drei Kugeln erhalten, davon
eine dicht an der Wasserlinie in den Rumpf. Der Admiral beschliesst
jetzt eine Landung und unterhält, während die dazu bestimmten
Mannschaften ausruhen und frühstücken, ein langsames Feuer auf
die erste Batterie und ihre Umgebung.

Wie bei den früheren Angriffen, so nahm auch diesmal die
Bevölkerung des Fürstenthumes Budsen — auf der Küste von
Kiusiu — an den Feindseligkeiten keinen Antheil. Die Bewohner
von Tana-ura bedeckten in dichten Schaaren jede vorspringende
Uferstelle, alle Dschunken und nach den hochgelegenen Tempeln

11) Jedes einfach vor Anker gehende Schiff dreht sich bekanntlich, im fliessenden
Wasser der Strömung, im stillen der Windrichtung gehorchend, um seinen Anker.
Soll es eine bestimmte, jenen Kräften widerstehende Stellung erhalten, so wirft man
ausser dem Bug-Anker noch einen zweiten aus, dessen Kette am Heck befestigt
wird; vermittelst dieser beiden festen Puncte hat man es in der Gewalt dem Schiffe
die gewünschte Richtung zu geben. Dieses Manöver heisst »auf den Spring legen«,
und hat in dem vorliegenden Falle den Zweck, die Breitseite des Schiffes der Batterie
zuzuwenden, um die Bordgeschütze spielen lassen zu können.
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[291/0311] Anh. II. Operationen gegen Simonoseki. man durch das Fernrohr grosse Bewegung; Soldaten laufen zwischen den Schanzen ab und zu und nach den höher gelegenen Dörfern hinauf, reitende Boten fliegen den Strand entlang nach Simonoseki. Die Brustwehren bedecken sich mit Mannschaft, man erkennt deutlich die blinkende Rüstung der Officiere. Um sieben Uhr hat die Semiramis sich auf den Spring gelegt 11) und eröffnet das Feuer gegen die nächste Batterie, die Dörfer wo man Truppen bemerkt hatte und ein dahinter liegendes castellartiges Gebäude. Die feind- liche Schanze antwortet nicht, vielleicht wegen des Städtchens auf der Küste von Kiusiu, das in der Schusslinie der Semiramis lag; ihre Brustwehr wird zerschossen und die Besatzung flüchtet in den Wald. Die Semiramis bewirft jetzt auch die am Ufer hin- laufende Strasse nach Simonoseki, wo man grosse Bewegung wahr- nimmt. Um neun Uhr wird der Tancrède zum Recognosciren vorgeschickt; da kommen in der beschossenen Batterie wieder Leute zum Vorschein, welche aus allen Stücken gegen ihn Feuer geben. Er antwortet aus vier Geschützen, während die Semiramis einen Hagel von Granaten über die Batterie ausschüttet, die nach einem Dutzend Schüssen das Feuer einstellt und von der Bedie- nungsmannschaft geräumt wird. Der Tancrède ist unterdessen weiter vorgegangen und berichtet zurückkehrend, dass weiter nach Simonoseki hinauf andere Werke sichtbar werden, die sich zum Angriff bereiten; er hat aus denselben drei Kugeln erhalten, davon eine dicht an der Wasserlinie in den Rumpf. Der Admiral beschliesst jetzt eine Landung und unterhält, während die dazu bestimmten Mannschaften ausruhen und frühstücken, ein langsames Feuer auf die erste Batterie und ihre Umgebung. Wie bei den früheren Angriffen, so nahm auch diesmal die Bevölkerung des Fürstenthumes Budsen — auf der Küste von Kiusiu — an den Feindseligkeiten keinen Antheil. Die Bewohner von Tana-ura bedeckten in dichten Schaaren jede vorspringende Uferstelle, alle Dschunken und nach den hochgelegenen Tempeln 11) Jedes einfach vor Anker gehende Schiff dreht sich bekanntlich, im fliessenden Wasser der Strömung, im stillen der Windrichtung gehorchend, um seinen Anker. Soll es eine bestimmte, jenen Kräften widerstehende Stellung erhalten, so wirft man ausser dem Bug-Anker noch einen zweiten aus, dessen Kette am Heck befestigt wird; vermittelst dieser beiden festen Puncte hat man es in der Gewalt dem Schiffe die gewünschte Richtung zu geben. Dieses Manöver heisst »auf den Spring legen«, und hat in dem vorliegenden Falle den Zweck, die Breitseite des Schiffes der Batterie zuzuwenden, um die Bordgeschütze spielen lassen zu können. 19*

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien02_1866/311>, abgerufen am 22.11.2024.