[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.Rückkehr des Taikun. Anh. II. erklärten, dass die Demüthigung Nangato's der Sache des Taikunsehr förderlich sei. Die Menge hörte die Berichte ohne jede Parthei- lichkeit für ihre Landsleute mit der Neugier eines Kindes an, das sich jeder erfolgreichen Handlung freut. Dass der Eindruck auf den Trabanten-Adel, den eigentlichen Träger der öffentlichen Meinung, derselbe gewesen sei, ist sehr unwahrscheinlich. Die Fremden kamen, seitdem die um Yokuhama aufgestellten Daimio-Soldaten durch kaiserliche Miliz ersetzt worden waren, garnicht mehr mit solchen in Berührung; doch lässt die Ende Juli erfolgte Concentrirung von achttausend Mann kaiserlicher Truppen um die Niederlassung auf feindselige Bewegungen der Fanatiker schliessen. -- Am 31. Juli wurde den fremden Vertretern die bevorstehende Rückkehr des Taikun notificirt, welchem nach den mündlichen Mittheilungen der Bunyo's "der Mikado erlaubt hatte, sich zur Abwickelung drin- gender Regierungsgeschäfte nach Yeddo zu begeben". Einige Tage darauf langte er zur See dort an, geleitet von einem zahlreichen Geschwader japanischer Dampfer. Ueber seine politischen Erfolge und die daraus resultirende Stellung der kaiserlichen Regierung zu den Fremden konnten die Diplomaten keinen Aufschluss erlangen; die Beamten hüllten sich in ihre gewohnte Unergründlichkeit. Da sich nun in der Lage nichts geändert hatte, so kündigte der eng- lische Geschäftsträger dem Gorodzio jetzt seine Absicht an, die von dem Fürsten von Satsuma geforderte Genugthuung für die Ermor- dung Richardson's mit Gewalt der Waffen von ihm selbst zu er- zwingen. Die Antwort fiel so unbefriedigend aus wie sonst: die Regierung habe verschiedene Pläne ausgedacht um die Sache zu arrangiren, die Maassregeln der Engländer würden sie aber durch- kreuzen; man möge die Abfahrt des Geschwaders noch aufschieben. Auf so unbestimmte Aeusserungen konnte der englische Geschäfts- träger nichts geben, und so lief Admiral Kuper mit dem grössten Theile seines Geschwaders -- der Schraubenfregatte Euryalus, den Corvetten Perseus, Pearl, Argus und den Kanonenbooten Coquette, Racehorse und Havoc -- am 6. August nach Kagosima aus. An Bord des Flaggschiffes befand sich Herr Neale, während seine mehr oder weniger mit der Landessprache vertrauten Attache's auf die übrigen Schiffe vertheilt wurden. Am 11. August fuhr das Geschwader durch die Vandiemens- Rückkehr des Taïkūn. Anh. II. erklärten, dass die Demüthigung Naṅgato’s der Sache des Taïkūnsehr förderlich sei. Die Menge hörte die Berichte ohne jede Parthei- lichkeit für ihre Landsleute mit der Neugier eines Kindes an, das sich jeder erfolgreichen Handlung freut. Dass der Eindruck auf den Trabanten-Adel, den eigentlichen Träger der öffentlichen Meinung, derselbe gewesen sei, ist sehr unwahrscheinlich. Die Fremden kamen, seitdem die um Yokuhama aufgestellten Daïmio-Soldaten durch kaiserliche Miliz ersetzt worden waren, garnicht mehr mit solchen in Berührung; doch lässt die Ende Juli erfolgte Concentrirung von achttausend Mann kaiserlicher Truppen um die Niederlassung auf feindselige Bewegungen der Fanatiker schliessen. — Am 31. Juli wurde den fremden Vertretern die bevorstehende Rückkehr des Taïkūn notificirt, welchem nach den mündlichen Mittheilungen der Bunyo’s »der Mikado erlaubt hatte, sich zur Abwickelung drin- gender Regierungsgeschäfte nach Yeddo zu begeben«. Einige Tage darauf langte er zur See dort an, geleitet von einem zahlreichen Geschwader japanischer Dampfer. Ueber seine politischen Erfolge und die daraus resultirende Stellung der kaiserlichen Regierung zu den Fremden konnten die Diplomaten keinen Aufschluss erlangen; die Beamten hüllten sich in ihre gewohnte Unergründlichkeit. Da sich nun in der Lage nichts geändert hatte, so kündigte der eng- lische Geschäftsträger dem Gorodžio jetzt seine Absicht an, die von dem Fürsten von Satsuma geforderte Genugthuung für die Ermor- dung Richardson’s mit Gewalt der Waffen von ihm selbst zu er- zwingen. Die Antwort fiel so unbefriedigend aus wie sonst: die Regierung habe verschiedene Pläne ausgedacht um die Sache zu arrangiren, die Maassregeln der Engländer würden sie aber durch- kreuzen; man möge die Abfahrt des Geschwaders noch aufschieben. Auf so unbestimmte Aeusserungen konnte der englische Geschäfts- träger nichts geben, und so lief Admiral Kuper mit dem grössten Theile seines Geschwaders — der Schraubenfregatte Euryalus, den Corvetten Perseus, Pearl, Argus und den Kanonenbooten Coquette, Racehorse und Havoc — am 6. August nach Kagosima aus. An Bord des Flaggschiffes befand sich Herr Neale, während seine mehr oder weniger mit der Landessprache vertrauten Attaché’s auf die übrigen Schiffe vertheilt wurden. Am 11. August fuhr das Geschwader durch die Vandiemens- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0314" n="294"/><fw place="top" type="header">Rückkehr des <hi rendition="#k">Taïkūn</hi>. Anh. II.</fw><lb/> erklärten, dass die Demüthigung <placeName><hi rendition="#k">Naṅgato</hi>’s</placeName> der Sache des <hi rendition="#k">Taïkūn</hi><lb/> sehr förderlich sei. 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Rückkehr des Taïkūn. Anh. II.
erklärten, dass die Demüthigung Naṅgato’s der Sache des Taïkūn
sehr förderlich sei. Die Menge hörte die Berichte ohne jede Parthei-
lichkeit für ihre Landsleute mit der Neugier eines Kindes an, das
sich jeder erfolgreichen Handlung freut. Dass der Eindruck auf den
Trabanten-Adel, den eigentlichen Träger der öffentlichen Meinung,
derselbe gewesen sei, ist sehr unwahrscheinlich. Die Fremden kamen,
seitdem die um Yokuhama aufgestellten Daïmio-Soldaten durch
kaiserliche Miliz ersetzt worden waren, garnicht mehr mit solchen in
Berührung; doch lässt die Ende Juli erfolgte Concentrirung von
achttausend Mann kaiserlicher Truppen um die Niederlassung auf
feindselige Bewegungen der Fanatiker schliessen. — Am 31. Juli
wurde den fremden Vertretern die bevorstehende Rückkehr des
Taïkūn notificirt, welchem nach den mündlichen Mittheilungen der
Bunyo’s »der Mikado erlaubt hatte, sich zur Abwickelung drin-
gender Regierungsgeschäfte nach Yeddo zu begeben«. Einige Tage
darauf langte er zur See dort an, geleitet von einem zahlreichen
Geschwader japanischer Dampfer. Ueber seine politischen Erfolge
und die daraus resultirende Stellung der kaiserlichen Regierung zu
den Fremden konnten die Diplomaten keinen Aufschluss erlangen;
die Beamten hüllten sich in ihre gewohnte Unergründlichkeit. Da
sich nun in der Lage nichts geändert hatte, so kündigte der eng-
lische Geschäftsträger dem Gorodžio jetzt seine Absicht an, die von
dem Fürsten von Satsuma geforderte Genugthuung für die Ermor-
dung Richardson’s mit Gewalt der Waffen von ihm selbst zu er-
zwingen. Die Antwort fiel so unbefriedigend aus wie sonst: die
Regierung habe verschiedene Pläne ausgedacht um die Sache zu
arrangiren, die Maassregeln der Engländer würden sie aber durch-
kreuzen; man möge die Abfahrt des Geschwaders noch aufschieben.
Auf so unbestimmte Aeusserungen konnte der englische Geschäfts-
träger nichts geben, und so lief Admiral Kuper mit dem grössten
Theile seines Geschwaders — der Schraubenfregatte Euryalus, den
Corvetten Perseus, Pearl, Argus und den Kanonenbooten Coquette,
Racehorse und Havoc — am 6. August nach Kagosima aus. An
Bord des Flaggschiffes befand sich Herr Neale, während seine mehr
oder weniger mit der Landessprache vertrauten Attaché’s auf die
übrigen Schiffe vertheilt wurden.
Am 11. August fuhr das Geschwader durch die Vandiemens-
Strasse, lief noch denselben Tag in den Golf von Kagosima ein und
ging, nach einigen Schwierigkeiten wegen der grossen Wasser-
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