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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.

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Anh. II. Das englische Geschwader vor Kagosima.
tiefe, gegen zehn Uhr Abends an einer geeigneten Stelle zu
Anker. Früh am nächsten Morgen kam vom Ufer ein Boot mit
zwei Beamten, welche allerlei Fragen über die Herkunft, Bestim-
mung, Kanonenzahl der Schiffe u. s. w. thaten und sich dann wie-
der entfernten. Einige Stunden darauf gingen die Schiffe unter
Dampf die Bai hinauf und legten sich vor die Batterieen der Stadt.
Bald erschien ein Boot mit vier Beamten: man habe erfahren,
dass ein Schreiben an den Fürsten von Satsuma abgegeben werden
solle; sie seien zu dessen Empfangnahme ermächtigt. Der Geschäfts-
träger liess ihnen seine Note mit den Forderungen der englischen
Regierung, -- Bestrafung der Mörder Richardson's und 25,000 Pfund
Sterling Entschädigung -- nebst einer Anzeige vom Eintreffen des
Geschwaders und seiner Anwesenheit an Bord des Flaggschiffes
übermitteln; die Beamten kehrten nach einigen Stunden mit dem
Empfangsscheine zurück und erklärten, dass der Fürst sich
nicht in der Stadt, sondern auf seinem Schloss, einige Meilen
landeinwärts befinde. Sie kamen an demselben Tage noch einmal
an Bord und ersuchten den Geschäftsträger mit dem Admiral an
das Land zu kommen, wo drei Räthe des Fürsten sie in einem
zu ihrem Empfange gebührend eingerichteten Hause erwarteten.
Diesem Ansinnen, welches in sehr dringender Weise wiederholt
wurde, glaubte der Geschäftsträger nicht entsprechen zu können
ohne sich der Gefahr einer verrätherischen Gefangennehmung aus-
zusetzen, wie Golownin sie erfahren hat. Er antwortete, dass der
Zweck seines Kommens in dem übergebenen Schreiben dargelegt
sei und dass er keine weitere Mittheilung zu machen habe. Am
folgenden Tage, den 13., kam ein Beamter höheren Ranges langseit
des Flaggschiffes, gefolgt von mehreren Booten mit zweischwer-
tigen Trabanten; er liess fragen, ob der Geschäftsträger ihn selbst
empfangen würde und stellte seinerseits zur Bedingung, vierzig Be-
waffnete mitbringen zu dürfen. Der Admiral liess dem Fallrep
gegenüber einen Zug Seesoldaten unter Gewehr treten; die Tra-
banten kamen an Bord, wurden in einer Reihe neben den Geschützen
aufgestellt und hockten sogleich nach japanischer Art auf ihre Fersen
nieder. Nun kam der Bevollmächtigte und wurde zu Herrn Neale
in die Kajüte geführt, war aber in solcher Aufregung, dass ihm
die Sprache stockte. Einer seiner Begleiter ergriff das Wort und
erklärte, dass sie eine schriftliche Antwort zu übergeben, zugleich
aber eine mündliche Mittheilung von Wichtigkeit zu machen hätten.

Anh. II. Das englische Geschwader vor Kagosima.
tiefe, gegen zehn Uhr Abends an einer geeigneten Stelle zu
Anker. Früh am nächsten Morgen kam vom Ufer ein Boot mit
zwei Beamten, welche allerlei Fragen über die Herkunft, Bestim-
mung, Kanonenzahl der Schiffe u. s. w. thaten und sich dann wie-
der entfernten. Einige Stunden darauf gingen die Schiffe unter
Dampf die Bai hinauf und legten sich vor die Batterieen der Stadt.
Bald erschien ein Boot mit vier Beamten: man habe erfahren,
dass ein Schreiben an den Fürsten von Satsuma abgegeben werden
solle; sie seien zu dessen Empfangnahme ermächtigt. Der Geschäfts-
träger liess ihnen seine Note mit den Forderungen der englischen
Regierung, — Bestrafung der Mörder Richardson’s und 25,000 Pfund
Sterling Entschädigung — nebst einer Anzeige vom Eintreffen des
Geschwaders und seiner Anwesenheit an Bord des Flaggschiffes
übermitteln; die Beamten kehrten nach einigen Stunden mit dem
Empfangsscheine zurück und erklärten, dass der Fürst sich
nicht in der Stadt, sondern auf seinem Schloss, einige Meilen
landeinwärts befinde. Sie kamen an demselben Tage noch einmal
an Bord und ersuchten den Geschäftsträger mit dem Admiral an
das Land zu kommen, wo drei Räthe des Fürsten sie in einem
zu ihrem Empfange gebührend eingerichteten Hause erwarteten.
Diesem Ansinnen, welches in sehr dringender Weise wiederholt
wurde, glaubte der Geschäftsträger nicht entsprechen zu können
ohne sich der Gefahr einer verrätherischen Gefangennehmung aus-
zusetzen, wie Golownin sie erfahren hat. Er antwortete, dass der
Zweck seines Kommens in dem übergebenen Schreiben dargelegt
sei und dass er keine weitere Mittheilung zu machen habe. Am
folgenden Tage, den 13., kam ein Beamter höheren Ranges langseit
des Flaggschiffes, gefolgt von mehreren Booten mit zweischwer-
tigen Trabanten; er liess fragen, ob der Geschäftsträger ihn selbst
empfangen würde und stellte seinerseits zur Bedingung, vierzig Be-
waffnete mitbringen zu dürfen. Der Admiral liess dem Fallrep
gegenüber einen Zug Seesoldaten unter Gewehr treten; die Tra-
banten kamen an Bord, wurden in einer Reihe neben den Geschützen
aufgestellt und hockten sogleich nach japanischer Art auf ihre Fersen
nieder. Nun kam der Bevollmächtigte und wurde zu Herrn Neale
in die Kajüte geführt, war aber in solcher Aufregung, dass ihm
die Sprache stockte. Einer seiner Begleiter ergriff das Wort und
erklärte, dass sie eine schriftliche Antwort zu übergeben, zugleich
aber eine mündliche Mittheilung von Wichtigkeit zu machen hätten.

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[295/0315] Anh. II. Das englische Geschwader vor Kagosima. tiefe, gegen zehn Uhr Abends an einer geeigneten Stelle zu Anker. Früh am nächsten Morgen kam vom Ufer ein Boot mit zwei Beamten, welche allerlei Fragen über die Herkunft, Bestim- mung, Kanonenzahl der Schiffe u. s. w. thaten und sich dann wie- der entfernten. Einige Stunden darauf gingen die Schiffe unter Dampf die Bai hinauf und legten sich vor die Batterieen der Stadt. Bald erschien ein Boot mit vier Beamten: man habe erfahren, dass ein Schreiben an den Fürsten von Satsuma abgegeben werden solle; sie seien zu dessen Empfangnahme ermächtigt. Der Geschäfts- träger liess ihnen seine Note mit den Forderungen der englischen Regierung, — Bestrafung der Mörder Richardson’s und 25,000 Pfund Sterling Entschädigung — nebst einer Anzeige vom Eintreffen des Geschwaders und seiner Anwesenheit an Bord des Flaggschiffes übermitteln; die Beamten kehrten nach einigen Stunden mit dem Empfangsscheine zurück und erklärten, dass der Fürst sich nicht in der Stadt, sondern auf seinem Schloss, einige Meilen landeinwärts befinde. Sie kamen an demselben Tage noch einmal an Bord und ersuchten den Geschäftsträger mit dem Admiral an das Land zu kommen, wo drei Räthe des Fürsten sie in einem zu ihrem Empfange gebührend eingerichteten Hause erwarteten. Diesem Ansinnen, welches in sehr dringender Weise wiederholt wurde, glaubte der Geschäftsträger nicht entsprechen zu können ohne sich der Gefahr einer verrätherischen Gefangennehmung aus- zusetzen, wie Golownin sie erfahren hat. Er antwortete, dass der Zweck seines Kommens in dem übergebenen Schreiben dargelegt sei und dass er keine weitere Mittheilung zu machen habe. Am folgenden Tage, den 13., kam ein Beamter höheren Ranges langseit des Flaggschiffes, gefolgt von mehreren Booten mit zweischwer- tigen Trabanten; er liess fragen, ob der Geschäftsträger ihn selbst empfangen würde und stellte seinerseits zur Bedingung, vierzig Be- waffnete mitbringen zu dürfen. Der Admiral liess dem Fallrep gegenüber einen Zug Seesoldaten unter Gewehr treten; die Tra- banten kamen an Bord, wurden in einer Reihe neben den Geschützen aufgestellt und hockten sogleich nach japanischer Art auf ihre Fersen nieder. Nun kam der Bevollmächtigte und wurde zu Herrn Neale in die Kajüte geführt, war aber in solcher Aufregung, dass ihm die Sprache stockte. Einer seiner Begleiter ergriff das Wort und erklärte, dass sie eine schriftliche Antwort zu übergeben, zugleich aber eine mündliche Mittheilung von Wichtigkeit zu machen hätten.

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien02_1866/315>, abgerufen am 22.11.2024.