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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.

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Anh. II. Beschiessung von Kagosima.
Faden auf hundert Schritt vom Ufer. Capitän Borlase von der Pearl
wurde beordert am folgenden Morgen mit seinem Schiffe und der
Coquette, dem Argus, Racehorse und Havoc diese Dampfer wo
möglich ohne Blutvergiessen zu nehmen und nach dem Ankerplatz
des Geschwaders zu bringen; er führte diesen Auftrag auch ohne
Schwierigkeiten aus, da die schwache Besatzung sich gutwillig auf
Sakurasima aussetzen liess. Es waren drei englische Schiffe, Contest,
England, Sir George Grey, welche der Fürst von Satsuma für zu-
sammen 305,000 Dollars gekauft hatte, jetzt mit einer kostbaren
Ladung von Seide, Reis und Zucker befrachtet; sie wurden langseit
der Coquette, des Argus und der Racehorse festgelascht und ankerten
mit diesen am Morgen des 15. August gegen zehn Uhr an der alten
Stelle unter Sakurasima.

Schon früh war ein heftiger Ostwind aufgesprungen, und das
schnelle Fallen des Barometers liess schweres Wetter befürchten.
In der That nahm der Wind an Heftigkeit zu. Gegen zwölf Uhr
Mittags, als sich grade eine tobende Regenboe über die Schiffe er-
goss, eröffneten plötzlich die Küstenbatterieen ein heftiges Feuer
auf den Euryalus, der allein in ihrem Bereiche lag. Da es nun bei
dem starken Winde unmöglich war, zugleich jene Dampfer zu be-
wachen und den Kampf mit den Batterieen aufzunehmen, so beauf-
tragte der Admiral den Befehlshaber des Havoc die Prisen zu
verbrennen, was sogleich bewerkstelligt wurde. Der Perseus erhielt
Befehl, seinen Anker im Stiche zu lassen und auf die nördlichste
Verschanzung zu feuern; bald darauf stellten sich die übrigen Schiffe
auf das Signal des Admirals nach ihrer Rangordnung in Schlacht-
reihe auf, in welche dann auch der Perseus eintrat. Der Euryalus
führte, mit halber Dampfkraft auf kurze Distance die Batterieen
entlang fahrend; man zählte dort über achtzig Feuerschlünde. Der
Wind war äusserst heftig, der Seegang dagegen in dem rings ge-
schlossenen Becken gering, daher es möglich wurde genau zu zielen.
Da wegen des starken Wehens die anderen Schiffe nicht schnell
genug folgen konnten, so hatte der Euryalus geraume Zeit das
Kreuzfeuer mehrerer Batterieen auszuhalten und litt beträchtlichen
Schaden; der Commandant, Capitän Josling und der erste Officier.
Commander Wilmot wurden an der Seite des Admirals durch die-
selbe Kugel getödtet. Der Pulverdampf und der strömende Regen
erlaubten nicht den dem Feinde zugefügten Schaden genau zu er-
kennen, doch bemerkte man vom Flaggschiffe aus, als es an der

Anh. II. Beschiessung von Kagosima.
Faden auf hundert Schritt vom Ufer. Capitän Borlase von der Pearl
wurde beordert am folgenden Morgen mit seinem Schiffe und der
Coquette, dem Argus, Racehorse und Havoc diese Dampfer wo
möglich ohne Blutvergiessen zu nehmen und nach dem Ankerplatz
des Geschwaders zu bringen; er führte diesen Auftrag auch ohne
Schwierigkeiten aus, da die schwache Besatzung sich gutwillig auf
Sakurasima aussetzen liess. Es waren drei englische Schiffe, Contest,
England, Sir George Grey, welche der Fürst von Satsuma für zu-
sammen 305,000 Dollars gekauft hatte, jetzt mit einer kostbaren
Ladung von Seide, Reis und Zucker befrachtet; sie wurden langseit
der Coquette, des Argus und der Racehorse festgelascht und ankerten
mit diesen am Morgen des 15. August gegen zehn Uhr an der alten
Stelle unter Sakurasima.

Schon früh war ein heftiger Ostwind aufgesprungen, und das
schnelle Fallen des Barometers liess schweres Wetter befürchten.
In der That nahm der Wind an Heftigkeit zu. Gegen zwölf Uhr
Mittags, als sich grade eine tobende Regenboe über die Schiffe er-
goss, eröffneten plötzlich die Küstenbatterieen ein heftiges Feuer
auf den Euryalus, der allein in ihrem Bereiche lag. Da es nun bei
dem starken Winde unmöglich war, zugleich jene Dampfer zu be-
wachen und den Kampf mit den Batterieen aufzunehmen, so beauf-
tragte der Admiral den Befehlshaber des Havoc die Prisen zu
verbrennen, was sogleich bewerkstelligt wurde. Der Perseus erhielt
Befehl, seinen Anker im Stiche zu lassen und auf die nördlichste
Verschanzung zu feuern; bald darauf stellten sich die übrigen Schiffe
auf das Signal des Admirals nach ihrer Rangordnung in Schlacht-
reihe auf, in welche dann auch der Perseus eintrat. Der Euryalus
führte, mit halber Dampfkraft auf kurze Distance die Batterieen
entlang fahrend; man zählte dort über achtzig Feuerschlünde. Der
Wind war äusserst heftig, der Seegang dagegen in dem rings ge-
schlossenen Becken gering, daher es möglich wurde genau zu zielen.
Da wegen des starken Wehens die anderen Schiffe nicht schnell
genug folgen konnten, so hatte der Euryalus geraume Zeit das
Kreuzfeuer mehrerer Batterieen auszuhalten und litt beträchtlichen
Schaden; der Commandant, Capitän Josling und der erste Officier.
Commander Wilmot wurden an der Seite des Admirals durch die-
selbe Kugel getödtet. Der Pulverdampf und der strömende Regen
erlaubten nicht den dem Feinde zugefügten Schaden genau zu er-
kennen, doch bemerkte man vom Flaggschiffe aus, als es an der

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[299/0319] Anh. II. Beschiessung von Kagosima. Faden auf hundert Schritt vom Ufer. Capitän Borlase von der Pearl wurde beordert am folgenden Morgen mit seinem Schiffe und der Coquette, dem Argus, Racehorse und Havoc diese Dampfer wo möglich ohne Blutvergiessen zu nehmen und nach dem Ankerplatz des Geschwaders zu bringen; er führte diesen Auftrag auch ohne Schwierigkeiten aus, da die schwache Besatzung sich gutwillig auf Sakurasima aussetzen liess. Es waren drei englische Schiffe, Contest, England, Sir George Grey, welche der Fürst von Satsuma für zu- sammen 305,000 Dollars gekauft hatte, jetzt mit einer kostbaren Ladung von Seide, Reis und Zucker befrachtet; sie wurden langseit der Coquette, des Argus und der Racehorse festgelascht und ankerten mit diesen am Morgen des 15. August gegen zehn Uhr an der alten Stelle unter Sakurasima. Schon früh war ein heftiger Ostwind aufgesprungen, und das schnelle Fallen des Barometers liess schweres Wetter befürchten. In der That nahm der Wind an Heftigkeit zu. Gegen zwölf Uhr Mittags, als sich grade eine tobende Regenboe über die Schiffe er- goss, eröffneten plötzlich die Küstenbatterieen ein heftiges Feuer auf den Euryalus, der allein in ihrem Bereiche lag. Da es nun bei dem starken Winde unmöglich war, zugleich jene Dampfer zu be- wachen und den Kampf mit den Batterieen aufzunehmen, so beauf- tragte der Admiral den Befehlshaber des Havoc die Prisen zu verbrennen, was sogleich bewerkstelligt wurde. Der Perseus erhielt Befehl, seinen Anker im Stiche zu lassen und auf die nördlichste Verschanzung zu feuern; bald darauf stellten sich die übrigen Schiffe auf das Signal des Admirals nach ihrer Rangordnung in Schlacht- reihe auf, in welche dann auch der Perseus eintrat. Der Euryalus führte, mit halber Dampfkraft auf kurze Distance die Batterieen entlang fahrend; man zählte dort über achtzig Feuerschlünde. Der Wind war äusserst heftig, der Seegang dagegen in dem rings ge- schlossenen Becken gering, daher es möglich wurde genau zu zielen. Da wegen des starken Wehens die anderen Schiffe nicht schnell genug folgen konnten, so hatte der Euryalus geraume Zeit das Kreuzfeuer mehrerer Batterieen auszuhalten und litt beträchtlichen Schaden; der Commandant, Capitän Josling und der erste Officier. Commander Wilmot wurden an der Seite des Admirals durch die- selbe Kugel getödtet. Der Pulverdampf und der strömende Regen erlaubten nicht den dem Feinde zugefügten Schaden genau zu er- kennen, doch bemerkte man vom Flaggschiffe aus, als es an der

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien02_1866/319>, abgerufen am 22.11.2024.