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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.

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Das englische Geschwader vor Kagosima. Anh. II.
letzten, der südlichsten Schanze vorüber war, dass eine grosse
Kanonengiesserei des Fürsten und die Stadt selbst an mehreren
Stellen brannten. Das Wetter wurde immer schlimmer; der Admiral
beschloss jetzt, seine Schiffe aus dem Feuer zurückzuziehen und
einen sicheren Ankerplatz aufzusuchen. Unglücklicherweise war das
Kanonenboot Racehorse der nördlichsten Schanze gegenüber auf
den Grund gerathen, wurde jedoch durch die vereinten Anstrengun-
gen der Schiffe Coquette, Argus und Havoc wieder flott, ohne er-
heblichen Schaden zu leiden. Der Havoc steckte dann auf Befehl
des Admirals noch fünf grosse Dschunken des Fürsten von Satsuma
in Brand, und die Schiffe gingen der Stadt gegenüber, unter Sakurasima,
ausser Schussweite der Batterieen zu Anker. Die ganze Nacht durch
wehte es orkanartig; der Perseus schleppte seinen Anker in eine
Wassertiefe von funfzig Faden hinaus und musste ihn schliesslich
mit der Kette fahren lassen. Die brennende Stadt, wo der Sturm-
wind das Feuer immer weiter verbreitete, erleuchtete den ganzen
Golf. Am folgenden Morgen bemerkte man, dass die Japaner im
Gebüsch der abschüssigen Ufer von Sakurasima eifrig Batterieen
bauten, die namentlich den kleineren Schiffen gefährlich werden
konnten. Der Admiral liess deshalb um drei Uhr Nachmittags, als
der Wind sich etwas gelegt hatte, Anker lichten, dampfte mit seinem
Geschwader zwischen der Insel und den Küstenwerken durch, und
beschoss unterwegs den Palast des Fürsten in Kagosima sowie
einige Batterieen auf Sakurasima, die an dem Kampfe des vorher-
gehenden Tages nicht theilgenommen hatten. Sie erwiderten das
Feuer lebhaft und thaten den letzten Schuss. Das Geschwader
ankerte dann für die Nacht unter der Südküste der Insel und trat
am 17. August Nachmittags die Rückreise nach Yokuhama an, wo
es am 24. eintraf. Bei der Abfahrt, also über achtundvierzig Stun-
den nach Beginn des Kampfes, stand die Stadt noch in hellen
Flammen, und man hatte, wie der Admiral sich in seiner Depesche
ausdrückt, "jeden vernünftigen Grund, an ihre völlige Zerstörung
zu glauben."

Der Eindruck der durch das Geschwader selbst nach Yo-
kuhama
gebrachten Nachrichten von dem Kampfe war der einer
argen Niederlage. Man hatte an Menschenleben und Material be-
trächtliche Verluste erlitten; einige Schiffe entkamen übel zuge-
richtet. Die Engländer thaten zwar mit ihren Geschossen grossen
Schaden, erreichten aber die Erfüllung ihrer Forderungen in keinem

Das englische Geschwader vor Kagosima. Anh. II.
letzten, der südlichsten Schanze vorüber war, dass eine grosse
Kanonengiesserei des Fürsten und die Stadt selbst an mehreren
Stellen brannten. Das Wetter wurde immer schlimmer; der Admiral
beschloss jetzt, seine Schiffe aus dem Feuer zurückzuziehen und
einen sicheren Ankerplatz aufzusuchen. Unglücklicherweise war das
Kanonenboot Racehorse der nördlichsten Schanze gegenüber auf
den Grund gerathen, wurde jedoch durch die vereinten Anstrengun-
gen der Schiffe Coquette, Argus und Havoc wieder flott, ohne er-
heblichen Schaden zu leiden. Der Havoc steckte dann auf Befehl
des Admirals noch fünf grosse Dschunken des Fürsten von Satsuma
in Brand, und die Schiffe gingen der Stadt gegenüber, unter Sakurasima,
ausser Schussweite der Batterieen zu Anker. Die ganze Nacht durch
wehte es orkanartig; der Perseus schleppte seinen Anker in eine
Wassertiefe von funfzig Faden hinaus und musste ihn schliesslich
mit der Kette fahren lassen. Die brennende Stadt, wo der Sturm-
wind das Feuer immer weiter verbreitete, erleuchtete den ganzen
Golf. Am folgenden Morgen bemerkte man, dass die Japaner im
Gebüsch der abschüssigen Ufer von Sakurasima eifrig Batterieen
bauten, die namentlich den kleineren Schiffen gefährlich werden
konnten. Der Admiral liess deshalb um drei Uhr Nachmittags, als
der Wind sich etwas gelegt hatte, Anker lichten, dampfte mit seinem
Geschwader zwischen der Insel und den Küstenwerken durch, und
beschoss unterwegs den Palast des Fürsten in Kagosima sowie
einige Batterieen auf Sakurasima, die an dem Kampfe des vorher-
gehenden Tages nicht theilgenommen hatten. Sie erwiderten das
Feuer lebhaft und thaten den letzten Schuss. Das Geschwader
ankerte dann für die Nacht unter der Südküste der Insel und trat
am 17. August Nachmittags die Rückreise nach Yokuhama an, wo
es am 24. eintraf. Bei der Abfahrt, also über achtundvierzig Stun-
den nach Beginn des Kampfes, stand die Stadt noch in hellen
Flammen, und man hatte, wie der Admiral sich in seiner Depesche
ausdrückt, »jeden vernünftigen Grund, an ihre völlige Zerstörung
zu glauben.«

Der Eindruck der durch das Geschwader selbst nach Yo-
kuhama
gebrachten Nachrichten von dem Kampfe war der einer
argen Niederlage. Man hatte an Menschenleben und Material be-
trächtliche Verluste erlitten; einige Schiffe entkamen übel zuge-
richtet. Die Engländer thaten zwar mit ihren Geschossen grossen
Schaden, erreichten aber die Erfüllung ihrer Forderungen in keinem

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[300/0320] Das englische Geschwader vor Kagosima. Anh. II. letzten, der südlichsten Schanze vorüber war, dass eine grosse Kanonengiesserei des Fürsten und die Stadt selbst an mehreren Stellen brannten. Das Wetter wurde immer schlimmer; der Admiral beschloss jetzt, seine Schiffe aus dem Feuer zurückzuziehen und einen sicheren Ankerplatz aufzusuchen. Unglücklicherweise war das Kanonenboot Racehorse der nördlichsten Schanze gegenüber auf den Grund gerathen, wurde jedoch durch die vereinten Anstrengun- gen der Schiffe Coquette, Argus und Havoc wieder flott, ohne er- heblichen Schaden zu leiden. Der Havoc steckte dann auf Befehl des Admirals noch fünf grosse Dschunken des Fürsten von Satsuma in Brand, und die Schiffe gingen der Stadt gegenüber, unter Sakurasima, ausser Schussweite der Batterieen zu Anker. Die ganze Nacht durch wehte es orkanartig; der Perseus schleppte seinen Anker in eine Wassertiefe von funfzig Faden hinaus und musste ihn schliesslich mit der Kette fahren lassen. Die brennende Stadt, wo der Sturm- wind das Feuer immer weiter verbreitete, erleuchtete den ganzen Golf. Am folgenden Morgen bemerkte man, dass die Japaner im Gebüsch der abschüssigen Ufer von Sakurasima eifrig Batterieen bauten, die namentlich den kleineren Schiffen gefährlich werden konnten. Der Admiral liess deshalb um drei Uhr Nachmittags, als der Wind sich etwas gelegt hatte, Anker lichten, dampfte mit seinem Geschwader zwischen der Insel und den Küstenwerken durch, und beschoss unterwegs den Palast des Fürsten in Kagosima sowie einige Batterieen auf Sakurasima, die an dem Kampfe des vorher- gehenden Tages nicht theilgenommen hatten. Sie erwiderten das Feuer lebhaft und thaten den letzten Schuss. Das Geschwader ankerte dann für die Nacht unter der Südküste der Insel und trat am 17. August Nachmittags die Rückreise nach Yokuhama an, wo es am 24. eintraf. Bei der Abfahrt, also über achtundvierzig Stun- den nach Beginn des Kampfes, stand die Stadt noch in hellen Flammen, und man hatte, wie der Admiral sich in seiner Depesche ausdrückt, »jeden vernünftigen Grund, an ihre völlige Zerstörung zu glauben.« Der Eindruck der durch das Geschwader selbst nach Yo- kuhama gebrachten Nachrichten von dem Kampfe war der einer argen Niederlage. Man hatte an Menschenleben und Material be- trächtliche Verluste erlitten; einige Schiffe entkamen übel zuge- richtet. Die Engländer thaten zwar mit ihren Geschossen grossen Schaden, erreichten aber die Erfüllung ihrer Forderungen in keinem

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien02_1866/320>, abgerufen am 22.11.2024.