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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.

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Anh. II. Notification der Schliessung von Yokuhama.
messenes Local in der Vorstadt Sinagava geführt. Es soll ein altes
Schiffsdock gewesen sein. Ausser den Mitgliedern des Gorodzio
waren dort auch der zweite Reichsrath, der Statthalter von Nangasaki
und andere Würdenträger gegenwärtig; man wollte offenbar der
Versammlung das Ansehn äusserster Wichtigkeit geben. Der Wort-
führer begann mit der Eröffnung, dass die Regierung ihre am 24. Juni
durch Ongasavara Dsusio-no-kami an die diplomatischen Agenten
gerichtete Notification von der Schliessung der Häfen jetzt amtlich
zurückziehe; dass aber die grossen Verlegenheiten, welche die An-
wesenheit der Fremden in Japan ihr bereite, eine erhebliche
Modification der Verträge erheischten. Diese seien ihrer Zeit ge-
schlossen worden, um Verwickelungen mit dem Auslande vorzubeu-
gen, aber unter dem Vorbehalt, dass sie nur als Versuch
gelten sollten
. Jetzt drohe in Folge derselben eine politische Um-
wälzung, die nur vermieden werden könne, wenn die Fremden sich mit
dem Verkehr in Nangasaki und Hakodade begnügten. Der Hafen
von Kanagava solle deshalb geschlossen werden, und die Fremden
müssten Yokuhama räumen. Widersetzten sich die Diplomaten, so
werde nicht nur der Handel, sondern auch die Freundschaft aufhören.

Diese Mittheilung wurde in trotzigem Tone, mit Umgehung
der gewohnten höflichen Formen gemacht. Die beiden Diplomaten
verstanden deren Tragweite vollkommen: man wollte die Fremden
in diejenige Stellung zurückweisen, welche die Holländer während
ihrer Absperrung auf Desima eingenommen hatten. Sie antworteten,
dass es ihnen nicht zustehe eine Eröffnung mit anzuhören, welche
den offenen Bruch der Verträge in sich schliesse; dass sie dieselbe
als nicht geschehen betrachteten und ihre Regierungen wie die
Repräsentanten der anderen Vertragsmächte von dem völkerrechts-
widrigen Gebahren der japanischen Regierung benachrichtigen wür-
den. Die Minister bestanden auf der Räumung von Yokuhama, gaben
deutlich zu verstehen, dass der Widerstand der Fremden zum offenen
Bruch, zu Feindseligkeiten führen werde, und ersuchten die beiden
Diplomaten, ihren Amtsgenossen in Yokuhama nichts von der Mit-
theilung zu sagen, da diese sich sonst der Einladung nach Yeddo
entziehen würden. Herr Polsbroek und General Pruyn wiesen dieses
in dringender Weise wiederholte Ansinnen kategorisch zurück und
entfernten sich unter Protest.

Am folgenden Tage erhielten denn auch die Vertreter von
England und Frankreich Einladungen nach Yeddo, antworteten aber

Anh. II. Notification der Schliessung von Yokuhama.
messenes Local in der Vorstadt Sinagava geführt. Es soll ein altes
Schiffsdock gewesen sein. Ausser den Mitgliedern des Gorodžio
waren dort auch der zweite Reichsrath, der Statthalter von Naṅgasaki
und andere Würdenträger gegenwärtig; man wollte offenbar der
Versammlung das Ansehn äusserster Wichtigkeit geben. Der Wort-
führer begann mit der Eröffnung, dass die Regierung ihre am 24. Juni
durch Ongasavara Dsusio-no-kami an die diplomatischen Agenten
gerichtete Notification von der Schliessung der Häfen jetzt amtlich
zurückziehe; dass aber die grossen Verlegenheiten, welche die An-
wesenheit der Fremden in Japan ihr bereite, eine erhebliche
Modification der Verträge erheischten. Diese seien ihrer Zeit ge-
schlossen worden, um Verwickelungen mit dem Auslande vorzubeu-
gen, aber unter dem Vorbehalt, dass sie nur als Versuch
gelten sollten
. Jetzt drohe in Folge derselben eine politische Um-
wälzung, die nur vermieden werden könne, wenn die Fremden sich mit
dem Verkehr in Naṅgasaki und Hakodade begnügten. Der Hafen
von Kanagava solle deshalb geschlossen werden, und die Fremden
müssten Yokuhama räumen. Widersetzten sich die Diplomaten, so
werde nicht nur der Handel, sondern auch die Freundschaft aufhören.

Diese Mittheilung wurde in trotzigem Tone, mit Umgehung
der gewohnten höflichen Formen gemacht. Die beiden Diplomaten
verstanden deren Tragweite vollkommen: man wollte die Fremden
in diejenige Stellung zurückweisen, welche die Holländer während
ihrer Absperrung auf Desima eingenommen hatten. Sie antworteten,
dass es ihnen nicht zustehe eine Eröffnung mit anzuhören, welche
den offenen Bruch der Verträge in sich schliesse; dass sie dieselbe
als nicht geschehen betrachteten und ihre Regierungen wie die
Repräsentanten der anderen Vertragsmächte von dem völkerrechts-
widrigen Gebahren der japanischen Regierung benachrichtigen wür-
den. Die Minister bestanden auf der Räumung von Yokuhama, gaben
deutlich zu verstehen, dass der Widerstand der Fremden zum offenen
Bruch, zu Feindseligkeiten führen werde, und ersuchten die beiden
Diplomaten, ihren Amtsgenossen in Yokuhama nichts von der Mit-
theilung zu sagen, da diese sich sonst der Einladung nach Yeddo
entziehen würden. Herr Polsbroek und General Pruyn wiesen dieses
in dringender Weise wiederholte Ansinnen kategorisch zurück und
entfernten sich unter Protest.

Am folgenden Tage erhielten denn auch die Vertreter von
England und Frankreich Einladungen nach Yeddo, antworteten aber

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[311/0331] Anh. II. Notification der Schliessung von Yokuhama. messenes Local in der Vorstadt Sinagava geführt. Es soll ein altes Schiffsdock gewesen sein. Ausser den Mitgliedern des Gorodžio waren dort auch der zweite Reichsrath, der Statthalter von Naṅgasaki und andere Würdenträger gegenwärtig; man wollte offenbar der Versammlung das Ansehn äusserster Wichtigkeit geben. Der Wort- führer begann mit der Eröffnung, dass die Regierung ihre am 24. Juni durch Ongasavara Dsusio-no-kami an die diplomatischen Agenten gerichtete Notification von der Schliessung der Häfen jetzt amtlich zurückziehe; dass aber die grossen Verlegenheiten, welche die An- wesenheit der Fremden in Japan ihr bereite, eine erhebliche Modification der Verträge erheischten. Diese seien ihrer Zeit ge- schlossen worden, um Verwickelungen mit dem Auslande vorzubeu- gen, aber unter dem Vorbehalt, dass sie nur als Versuch gelten sollten. Jetzt drohe in Folge derselben eine politische Um- wälzung, die nur vermieden werden könne, wenn die Fremden sich mit dem Verkehr in Naṅgasaki und Hakodade begnügten. Der Hafen von Kanagava solle deshalb geschlossen werden, und die Fremden müssten Yokuhama räumen. Widersetzten sich die Diplomaten, so werde nicht nur der Handel, sondern auch die Freundschaft aufhören. Diese Mittheilung wurde in trotzigem Tone, mit Umgehung der gewohnten höflichen Formen gemacht. Die beiden Diplomaten verstanden deren Tragweite vollkommen: man wollte die Fremden in diejenige Stellung zurückweisen, welche die Holländer während ihrer Absperrung auf Desima eingenommen hatten. Sie antworteten, dass es ihnen nicht zustehe eine Eröffnung mit anzuhören, welche den offenen Bruch der Verträge in sich schliesse; dass sie dieselbe als nicht geschehen betrachteten und ihre Regierungen wie die Repräsentanten der anderen Vertragsmächte von dem völkerrechts- widrigen Gebahren der japanischen Regierung benachrichtigen wür- den. Die Minister bestanden auf der Räumung von Yokuhama, gaben deutlich zu verstehen, dass der Widerstand der Fremden zum offenen Bruch, zu Feindseligkeiten führen werde, und ersuchten die beiden Diplomaten, ihren Amtsgenossen in Yokuhama nichts von der Mit- theilung zu sagen, da diese sich sonst der Einladung nach Yeddo entziehen würden. Herr Polsbroek und General Pruyn wiesen dieses in dringender Weise wiederholte Ansinnen kategorisch zurück und entfernten sich unter Protest. Am folgenden Tage erhielten denn auch die Vertreter von England und Frankreich Einladungen nach Yeddo, antworteten aber

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien02_1866/331>, abgerufen am 22.11.2024.