[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.Fort in Yokuhama projectirt. Anh. II. mit einer bündigen Weigerung, die Frage der Räumung von Yoku-hama mündlich oder schriftlich mit der japanischen Staatsregierung irgendwie zu erörtern. Der Reichsrath sandte ihnen darauf eine Art Protocoll der Sitzung vom 26. October und stellte nebenbei eine Erhebung der fremdenfeindlichen Bevölkerung in Aussicht, deren Unterdrückung nicht in der Macht der Behörden stände. Die beiden Geschäftsträger versprachen nur, das Actenstück in ihre Heimath zu senden. Nachdem nun die Regierung des Taikun mit ihrer Forderung Die Regierung war offenbar in grosser Verlegenheit. Auf Fort in Yokuhama projectirt. Anh. II. mit einer bündigen Weigerung, die Frage der Räumung von Yoku-hama mündlich oder schriftlich mit der japanischen Staatsregierung irgendwie zu erörtern. Der Reichsrath sandte ihnen darauf eine Art Protocoll der Sitzung vom 26. October und stellte nebenbei eine Erhebung der fremdenfeindlichen Bevölkerung in Aussicht, deren Unterdrückung nicht in der Macht der Behörden stände. Die beiden Geschäftsträger versprachen nur, das Actenstück in ihre Heimath zu senden. Nachdem nun die Regierung des Taïkūn mit ihrer Forderung Die Regierung war offenbar in grosser Verlegenheit. Auf <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0332" n="312"/><fw place="top" type="header">Fort in <hi rendition="#k"><placeName>Yokuhama</placeName></hi> projectirt. Anh. II.</fw><lb/> mit einer bündigen Weigerung, die Frage der Räumung von <hi rendition="#k"><placeName>Yoku-<lb/> hama</placeName></hi> mündlich oder schriftlich mit der japanischen Staatsregierung<lb/> irgendwie zu erörtern. Der Reichsrath sandte ihnen darauf eine Art<lb/> Protocoll der Sitzung vom 26. October und stellte nebenbei eine<lb/> Erhebung der fremdenfeindlichen Bevölkerung in Aussicht, deren<lb/> Unterdrückung nicht in der Macht der Behörden stände. Die beiden<lb/> Geschäftsträger versprachen nur, das Actenstück in ihre Heimath<lb/> zu senden.</p><lb/> <p>Nachdem nun die Regierung des <hi rendition="#k">Taïkūn</hi> mit ihrer Forderung<lb/> an der einmüthigen Weigerung der Diplomaten gescheitert war, sich auf<lb/> Erörterungen über die Räumung von <hi rendition="#k"><placeName>Yokuhama</placeName></hi> überhaupt einzu-<lb/> lassen, versuchte sie einen anderen Weg: sie zeigte einfach an, dass<lb/> sie »zum gegenseitigen Schutz« an einer näher bezeichneten Stelle<lb/> innerhalb der Niederlassung ein Festungswerk erbauen werde. Vom<lb/> völkerrechtlichen Standpunct konnten die Fremden keine Einwen-<lb/> dungen dagegen erheben; die Geschwader-Commandanten besahen<lb/> sich aber die Localität und fanden, dass eine dort angelegte Batterie<lb/> nicht nur <hi rendition="#k"><placeName>Yokuhama</placeName></hi> sondern auch die Rhede beherrschen würde.<lb/> Sie erklärten nun der Regierung, sich dem Bau so lange widersetzen<lb/> zu müssen, als ihr Mandat zur Vertheidigung von <hi rendition="#k"><placeName>Yokuhama</placeName></hi>, um<lb/> welche der Reichsrath sie schriftlich ersucht, noch Geltung hätte; man<lb/> werde alle Arbeiten an jener Stelle mit Gewalt verhindern. Die<lb/> Japaner machten denn auch keinen Versuch und meldeten einige<lb/> Wochen später, dass sie den Plan aufgegeben hätten. — Am 14. No-<lb/> vember zeigte der Reichsrath den fremden Vertretern an, dass er<lb/> seine Politik geändert habe und das Verbannungsdecret vom 24. Juni<lb/> jetzt ohne Bedingung zurückziehe, liess aber deshalb die Forderung<lb/> der Räumung von <hi rendition="#k"><placeName>Yokuhama</placeName></hi> nicht fallen. Die <hi rendition="#k">Bunyo</hi>’s suchten bei<lb/> jeder Besprechung mit den Diplomaten vergebens die Rede darauf<lb/> zu bringen, verlangten dann im Namen des <hi rendition="#k">Gorodžio</hi> ausdrückliche<lb/> Conferenzen über diesen Gegenstand, und hinterliessen, damit ab-<lb/> gewiesen, Manifeste, welche die Räumung nochmals als unvermeid-<lb/> lich darstellten.</p><lb/> <p>Die Regierung war offenbar in grosser Verlegenheit. Auf<lb/> der einen Seite drohten die feindlichen <hi rendition="#k">Daïmio</hi>’s mit nationaler<lb/> Schilderhebung unter Aegide des <hi rendition="#k">Mikado</hi>, einem Kriege für die<lb/> heiligen Rechte des Landes, zu dessen Panier, wenn auch den<lb/> Führern die Vertreibung der Fremden nur Vorwand war, die ganze<lb/> fanatische Kriegerkaste stand. Auf der anderen Seite Bruch mit<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [312/0332]
Fort in Yokuhama projectirt. Anh. II.
mit einer bündigen Weigerung, die Frage der Räumung von Yoku-
hama mündlich oder schriftlich mit der japanischen Staatsregierung
irgendwie zu erörtern. Der Reichsrath sandte ihnen darauf eine Art
Protocoll der Sitzung vom 26. October und stellte nebenbei eine
Erhebung der fremdenfeindlichen Bevölkerung in Aussicht, deren
Unterdrückung nicht in der Macht der Behörden stände. Die beiden
Geschäftsträger versprachen nur, das Actenstück in ihre Heimath
zu senden.
Nachdem nun die Regierung des Taïkūn mit ihrer Forderung
an der einmüthigen Weigerung der Diplomaten gescheitert war, sich auf
Erörterungen über die Räumung von Yokuhama überhaupt einzu-
lassen, versuchte sie einen anderen Weg: sie zeigte einfach an, dass
sie »zum gegenseitigen Schutz« an einer näher bezeichneten Stelle
innerhalb der Niederlassung ein Festungswerk erbauen werde. Vom
völkerrechtlichen Standpunct konnten die Fremden keine Einwen-
dungen dagegen erheben; die Geschwader-Commandanten besahen
sich aber die Localität und fanden, dass eine dort angelegte Batterie
nicht nur Yokuhama sondern auch die Rhede beherrschen würde.
Sie erklärten nun der Regierung, sich dem Bau so lange widersetzen
zu müssen, als ihr Mandat zur Vertheidigung von Yokuhama, um
welche der Reichsrath sie schriftlich ersucht, noch Geltung hätte; man
werde alle Arbeiten an jener Stelle mit Gewalt verhindern. Die
Japaner machten denn auch keinen Versuch und meldeten einige
Wochen später, dass sie den Plan aufgegeben hätten. — Am 14. No-
vember zeigte der Reichsrath den fremden Vertretern an, dass er
seine Politik geändert habe und das Verbannungsdecret vom 24. Juni
jetzt ohne Bedingung zurückziehe, liess aber deshalb die Forderung
der Räumung von Yokuhama nicht fallen. Die Bunyo’s suchten bei
jeder Besprechung mit den Diplomaten vergebens die Rede darauf
zu bringen, verlangten dann im Namen des Gorodžio ausdrückliche
Conferenzen über diesen Gegenstand, und hinterliessen, damit ab-
gewiesen, Manifeste, welche die Räumung nochmals als unvermeid-
lich darstellten.
Die Regierung war offenbar in grosser Verlegenheit. Auf
der einen Seite drohten die feindlichen Daïmio’s mit nationaler
Schilderhebung unter Aegide des Mikado, einem Kriege für die
heiligen Rechte des Landes, zu dessen Panier, wenn auch den
Führern die Vertreibung der Fremden nur Vorwand war, die ganze
fanatische Kriegerkaste stand. Auf der anderen Seite Bruch mit
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