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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.

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Anh. II. Gesandtschaft nach Europa.
den Vertragsmächten, der gleichfalls sicheren Untergang brachte.
Es gab nur den einen Ausweg: gütliche Entfernung der Fremden.
Man ermannte sich einen Augenblick zu festem Auftreten, forderte
entschieden die Räumung von Yokuhama und liess sogar Drohungen
einfliessen, musste aber bald erkennen, wie sehr man sich ver-
rechnet hatte. Nachdem nun alle Versuche bei den Diplomaten in
Yokuhama fehlgeschlagen waren, blieb nur noch das Mittel einer
Gesandtschaft an die europäischen Höfe. Der Gedanke lag nah,
nachdem 1862 auf demselben Wege die verschobene Freigebung der
Häfen gelungen war; und wenn auch die Regierung aus der Haltung
der Diplomaten abnehmen konnte, dass ihre Bemühungen diesmal
scheitern würden, so gewann sie doch Zeit. Der Taikun hatte,
dem Mikado gehorsam, die Räumung von Yokuhama gefordert, und
durfte von diesem eine neue Frist bis zur Rückkehr seiner Gesandten
erwarten, welche die Entfernung der Fremden durchsetzen sollten.
Der englische Geschäftsträger erklärte, als die Bunyo's ihre Absicht
merken liessen, das ganze Beginnen für eitel, und sprach sich sehr
entschieden gegen die Mission aus, welche mit solchem Gesuche
garnicht empfangen werden würde. Man suchte also einen An-
knüpfungspunct. Herr von Bellecourt drang schon seit langer Zeit
auf Genugthuung für den Angriff auf den Kien-tsan in der Strasse
von Simonoseki
und für die Ermordung des Lieutenant Camus. Er
hatte, abgesehen von einer Entschädigung für die Hinterbliebenen
des Letzteren, jede noch so bedeutende Geldbusse, -- welche der
Reichsrath, durch die gemachten Erfahrungen belehrt, der franzö-
sischen Regierung unter der Hand anbieten liess, -- in Ueberein-
stimmung mit Admiral Jaures zurückgewiesen und das Attentat als
eine Beleidigung der französischen Armee dargestellt, welche eine
beim Kaiser der Franzosen persönlich anzubringende Entschuldigung
fordere. Anfang December benachrichtigte ihn nun die Regierung,
dass zwei Beamte fürstlichen Ranges, -- sogenannte Vice-Minister
-- sich an Bord der Semiramis verfügen würden, um darüber Rück-
sprache zu nehmen. Das Erste, was diese bei ihrem Besuche vor-
brachten, war wieder die Schliessung von Yokuhama, die für den
Augenblick nothwendig, aber nur vorübergehend sein sollte. Der
Geschäftsträger schnitt ihnen aber das Wort ab, worauf sie das
Thema fallen liessen und von der Genugthuung anfingen, welche
ihre Regierung dem Kaiser der Franzosen für die bewussten Krän-
kungen zu geben wünsche; nebenbei sollten dann auch die aus den

Anh. II. Gesandtschaft nach Europa.
den Vertragsmächten, der gleichfalls sicheren Untergang brachte.
Es gab nur den einen Ausweg: gütliche Entfernung der Fremden.
Man ermannte sich einen Augenblick zu festem Auftreten, forderte
entschieden die Räumung von Yokuhama und liess sogar Drohungen
einfliessen, musste aber bald erkennen, wie sehr man sich ver-
rechnet hatte. Nachdem nun alle Versuche bei den Diplomaten in
Yokuhama fehlgeschlagen waren, blieb nur noch das Mittel einer
Gesandtschaft an die europäischen Höfe. Der Gedanke lag nah,
nachdem 1862 auf demselben Wege die verschobene Freigebung der
Häfen gelungen war; und wenn auch die Regierung aus der Haltung
der Diplomaten abnehmen konnte, dass ihre Bemühungen diesmal
scheitern würden, so gewann sie doch Zeit. Der Taïkūn hatte,
dem Mikado gehorsam, die Räumung von Yokuhama gefordert, und
durfte von diesem eine neue Frist bis zur Rückkehr seiner Gesandten
erwarten, welche die Entfernung der Fremden durchsetzen sollten.
Der englische Geschäftsträger erklärte, als die Bunyo’s ihre Absicht
merken liessen, das ganze Beginnen für eitel, und sprach sich sehr
entschieden gegen die Mission aus, welche mit solchem Gesuche
garnicht empfangen werden würde. Man suchte also einen An-
knüpfungspunct. Herr von Bellecourt drang schon seit langer Zeit
auf Genugthuung für den Angriff auf den Kien-tšaṅ in der Strasse
von Simonoseki
und für die Ermordung des Lieutenant Camus. Er
hatte, abgesehen von einer Entschädigung für die Hinterbliebenen
des Letzteren, jede noch so bedeutende Geldbusse, — welche der
Reichsrath, durch die gemachten Erfahrungen belehrt, der franzö-
sischen Regierung unter der Hand anbieten liess, — in Ueberein-
stimmung mit Admiral Jaurès zurückgewiesen und das Attentat als
eine Beleidigung der französischen Armee dargestellt, welche eine
beim Kaiser der Franzosen persönlich anzubringende Entschuldigung
fordere. Anfang December benachrichtigte ihn nun die Regierung,
dass zwei Beamte fürstlichen Ranges, — sogenannte Vice-Minister
— sich an Bord der Semiramis verfügen würden, um darüber Rück-
sprache zu nehmen. Das Erste, was diese bei ihrem Besuche vor-
brachten, war wieder die Schliessung von Yokuhama, die für den
Augenblick nothwendig, aber nur vorübergehend sein sollte. Der
Geschäftsträger schnitt ihnen aber das Wort ab, worauf sie das
Thema fallen liessen und von der Genugthuung anfingen, welche
ihre Regierung dem Kaiser der Franzosen für die bewussten Krän-
kungen zu geben wünsche; nebenbei sollten dann auch die aus den

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[313/0333] Anh. II. Gesandtschaft nach Europa. den Vertragsmächten, der gleichfalls sicheren Untergang brachte. Es gab nur den einen Ausweg: gütliche Entfernung der Fremden. Man ermannte sich einen Augenblick zu festem Auftreten, forderte entschieden die Räumung von Yokuhama und liess sogar Drohungen einfliessen, musste aber bald erkennen, wie sehr man sich ver- rechnet hatte. Nachdem nun alle Versuche bei den Diplomaten in Yokuhama fehlgeschlagen waren, blieb nur noch das Mittel einer Gesandtschaft an die europäischen Höfe. Der Gedanke lag nah, nachdem 1862 auf demselben Wege die verschobene Freigebung der Häfen gelungen war; und wenn auch die Regierung aus der Haltung der Diplomaten abnehmen konnte, dass ihre Bemühungen diesmal scheitern würden, so gewann sie doch Zeit. Der Taïkūn hatte, dem Mikado gehorsam, die Räumung von Yokuhama gefordert, und durfte von diesem eine neue Frist bis zur Rückkehr seiner Gesandten erwarten, welche die Entfernung der Fremden durchsetzen sollten. Der englische Geschäftsträger erklärte, als die Bunyo’s ihre Absicht merken liessen, das ganze Beginnen für eitel, und sprach sich sehr entschieden gegen die Mission aus, welche mit solchem Gesuche garnicht empfangen werden würde. Man suchte also einen An- knüpfungspunct. Herr von Bellecourt drang schon seit langer Zeit auf Genugthuung für den Angriff auf den Kien-tšaṅ in der Strasse von Simonoseki und für die Ermordung des Lieutenant Camus. Er hatte, abgesehen von einer Entschädigung für die Hinterbliebenen des Letzteren, jede noch so bedeutende Geldbusse, — welche der Reichsrath, durch die gemachten Erfahrungen belehrt, der franzö- sischen Regierung unter der Hand anbieten liess, — in Ueberein- stimmung mit Admiral Jaurès zurückgewiesen und das Attentat als eine Beleidigung der französischen Armee dargestellt, welche eine beim Kaiser der Franzosen persönlich anzubringende Entschuldigung fordere. Anfang December benachrichtigte ihn nun die Regierung, dass zwei Beamte fürstlichen Ranges, — sogenannte Vice-Minister — sich an Bord der Semiramis verfügen würden, um darüber Rück- sprache zu nehmen. Das Erste, was diese bei ihrem Besuche vor- brachten, war wieder die Schliessung von Yokuhama, die für den Augenblick nothwendig, aber nur vorübergehend sein sollte. Der Geschäftsträger schnitt ihnen aber das Wort ab, worauf sie das Thema fallen liessen und von der Genugthuung anfingen, welche ihre Regierung dem Kaiser der Franzosen für die bewussten Krän- kungen zu geben wünsche; nebenbei sollten dann auch die aus den

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien02_1866/333>, abgerufen am 22.11.2024.