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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.

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Diplomatische Vertretung. Anh. II.
dehnung erlangt hat, -- wohl aber den französischen. 20) Während
die Vertreter jener Mächte beständig durch eine achtunggebietende
Reihe von Kriegsschiffen unterstützt werden, ist es bei dem gegen-
wärtigem Umfange unserer Marine seit der Expedition nur einmal
möglich gewesen, eine preussische Corvette auf einige Monate in
jene Gewässer zu senden. In Folge dessen hat denn auch der
Consul von Brandt an den späteren wichtigen Demonstrationen der
vier Mächte vor Simonoseki und Osaka nicht theilnehmen können.
Er hat durch seine Persönlichkeit ersetzen müssen, was ihm an
diplomatischem Rang und militärischer Unterstützung fehlte; aber
Persönlichkeit genügt nicht in allen Fällen, weder den japanischen
Behörden, noch dem diplomatischen Corps gegenüber, zur Wahrung
der Würde und der materiellen Interessen, welche der preussische
Consul vertritt. Die Anforderungen des überseeischen Handels an
unsere Regierung haben bis jetzt deren Kräfte weit überstiegen;
doch ist hoffentlich der Zeitpunct nicht fern, wo ihnen in höherem
Maasse entsprochen werden kann. Preussen ist freilich kein Han-
delsstaat in dem Sinne von England und Holland, dessen Bewohner
sich als ein Ganzes fühlen mit ihren fernsten Colonieen. Während

20) Nach vierjähriger Entwickelung des französischen Handels (von Eröffnung
der Häfen an) liefen im Jahre 1863 nach den Handels-Circularen von Yokuhama
daselbst sieben französische Schiffe ein und aus; der Werth ihrer Einfuhr belief sich
auf 10,176 Pfund Sterling, der ihrer Ausfuhr auf 46,789 Pfund Sterling. In dem-
selben Jahre, welches das erste des preussischen Handels war, besuchten
diesen Hafen sieben preussische Schiffe; ihre Einfuhr betrug 19,712 Pfund Sterling,
ihre Ausfuhr 95,177 Pfund Sterling, also etwa das Doppelte der französischen.
Ohne Zweifel haben die Hansestädte bedeutenden Antheil an diesen Quantitäten;
aber diese produciren und consumiren ja doch den geringsten Theil und vermitteln
nur den deutschen Handel, welchen Preussen in Japan allein vertritt. Nur die
preussische Flagge wird zugelassen. Herr von Brandt rechnete das durch die
kriegerischen Aussichten bedrohte Eigenthum seiner Schutzbefohlenen in Yokuhama
auf eine Million Dollars.
Nach amtlichen Angaben belief sich die Gesammt-Einfuhr von Yokuhama
im Jahre 1860 auf 197,023 Pfund Sterling,
" " 1861 " 310,001 " "
" " 1862 " 536,860 " "
" " 1863 " 1,595,170 " "
Die Gesammt-Ausfuhr belief sich
im Jahre 1860 auf 823,812 Pfund Sterling,
" " 1861 " 558,948 " "
" " 1862 " 1,313,562 " "
" " 1863 " 5,116,634 " "
Detaillirte Tabellen gibt der Rapport general etc. von Brennwald. S. oben.

Diplomatische Vertretung. Anh. II.
dehnung erlangt hat, — wohl aber den französischen. 20) Während
die Vertreter jener Mächte beständig durch eine achtunggebietende
Reihe von Kriegsschiffen unterstützt werden, ist es bei dem gegen-
wärtigem Umfange unserer Marine seit der Expedition nur einmal
möglich gewesen, eine preussische Corvette auf einige Monate in
jene Gewässer zu senden. In Folge dessen hat denn auch der
Consul von Brandt an den späteren wichtigen Demonstrationen der
vier Mächte vor Simonoseki und Osaka nicht theilnehmen können.
Er hat durch seine Persönlichkeit ersetzen müssen, was ihm an
diplomatischem Rang und militärischer Unterstützung fehlte; aber
Persönlichkeit genügt nicht in allen Fällen, weder den japanischen
Behörden, noch dem diplomatischen Corps gegenüber, zur Wahrung
der Würde und der materiellen Interessen, welche der preussische
Consul vertritt. Die Anforderungen des überseeischen Handels an
unsere Regierung haben bis jetzt deren Kräfte weit überstiegen;
doch ist hoffentlich der Zeitpunct nicht fern, wo ihnen in höherem
Maasse entsprochen werden kann. Preussen ist freilich kein Han-
delsstaat in dem Sinne von England und Holland, dessen Bewohner
sich als ein Ganzes fühlen mit ihren fernsten Colonieen. Während

20) Nach vierjähriger Entwickelung des französischen Handels (von Eröffnung
der Häfen an) liefen im Jahre 1863 nach den Handels-Circularen von Yokuhama
daselbst sieben französische Schiffe ein und aus; der Werth ihrer Einfuhr belief sich
auf 10,176 Pfund Sterling, der ihrer Ausfuhr auf 46,789 Pfund Sterling. In dem-
selben Jahre, welches das erste des preussischen Handels war, besuchten
diesen Hafen sieben preussische Schiffe; ihre Einfuhr betrug 19,712 Pfund Sterling,
ihre Ausfuhr 95,177 Pfund Sterling, also etwa das Doppelte der französischen.
Ohne Zweifel haben die Hansestädte bedeutenden Antheil an diesen Quantitäten;
aber diese produciren und consumiren ja doch den geringsten Theil und vermitteln
nur den deutschen Handel, welchen Preussen in Japan allein vertritt. Nur die
preussische Flagge wird zugelassen. Herr von Brandt rechnete das durch die
kriegerischen Aussichten bedrohte Eigenthum seiner Schutzbefohlenen in Yokuhama
auf eine Million Dollars.
Nach amtlichen Angaben belief sich die Gesammt-Einfuhr von Yokuhama
im Jahre 1860 auf 197,023 Pfund Sterling,
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» » 1862 » 536,860 » »
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im Jahre 1860 auf 823,812 Pfund Sterling,
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[324/0344] Diplomatische Vertretung. Anh. II. dehnung erlangt hat, — wohl aber den französischen. 20) Während die Vertreter jener Mächte beständig durch eine achtunggebietende Reihe von Kriegsschiffen unterstützt werden, ist es bei dem gegen- wärtigem Umfange unserer Marine seit der Expedition nur einmal möglich gewesen, eine preussische Corvette auf einige Monate in jene Gewässer zu senden. In Folge dessen hat denn auch der Consul von Brandt an den späteren wichtigen Demonstrationen der vier Mächte vor Simonoseki und Osaka nicht theilnehmen können. Er hat durch seine Persönlichkeit ersetzen müssen, was ihm an diplomatischem Rang und militärischer Unterstützung fehlte; aber Persönlichkeit genügt nicht in allen Fällen, weder den japanischen Behörden, noch dem diplomatischen Corps gegenüber, zur Wahrung der Würde und der materiellen Interessen, welche der preussische Consul vertritt. Die Anforderungen des überseeischen Handels an unsere Regierung haben bis jetzt deren Kräfte weit überstiegen; doch ist hoffentlich der Zeitpunct nicht fern, wo ihnen in höherem Maasse entsprochen werden kann. Preussen ist freilich kein Han- delsstaat in dem Sinne von England und Holland, dessen Bewohner sich als ein Ganzes fühlen mit ihren fernsten Colonieen. Während 20) Nach vierjähriger Entwickelung des französischen Handels (von Eröffnung der Häfen an) liefen im Jahre 1863 nach den Handels-Circularen von Yokuhama daselbst sieben französische Schiffe ein und aus; der Werth ihrer Einfuhr belief sich auf 10,176 Pfund Sterling, der ihrer Ausfuhr auf 46,789 Pfund Sterling. In dem- selben Jahre, welches das erste des preussischen Handels war, besuchten diesen Hafen sieben preussische Schiffe; ihre Einfuhr betrug 19,712 Pfund Sterling, ihre Ausfuhr 95,177 Pfund Sterling, also etwa das Doppelte der französischen. Ohne Zweifel haben die Hansestädte bedeutenden Antheil an diesen Quantitäten; aber diese produciren und consumiren ja doch den geringsten Theil und vermitteln nur den deutschen Handel, welchen Preussen in Japan allein vertritt. Nur die preussische Flagge wird zugelassen. Herr von Brandt rechnete das durch die kriegerischen Aussichten bedrohte Eigenthum seiner Schutzbefohlenen in Yokuhama auf eine Million Dollars. Nach amtlichen Angaben belief sich die Gesammt-Einfuhr von Yokuhama im Jahre 1860 auf 197,023 Pfund Sterling, » » 1861 » 310,001 » » » » 1862 » 536,860 » » » » 1863 » 1,595,170 » » Die Gesammt-Ausfuhr belief sich im Jahre 1860 auf 823,812 Pfund Sterling, » » 1861 » 558,948 » » » » 1862 » 1,313,562 » » » » 1863 » 5,116,634 » » Detaillirte Tabellen gibt der Rapport géneral etc. von Brennwald. S. oben.

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien02_1866/344>, abgerufen am 25.11.2024.