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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.

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Anh. II. Recognoscirung von Simonoseki. Ministerwechsel.
alten Batterieen der Nordküste bedeutend verstärkt und mehrere
neue Werke theils fertig, theils im Bau; an der Stelle, wo die
japanischen Truppen auf der Landstrasse von Simonoseki zusammen-
geschossen wurden, stand jetzt ein umfangreiches Erdwerk. -- Bei
Annäherung der Schiffe hissten alle Schanzen die japanische Flagge,
die Bedienungsmannschaften eilten an die Geschütze und warfen
einige Vollkugeln, die etwa tausend Schritt vor dem Cormorant
einschlugen; der englische Commandeur hatte aber Befehl sich auf
kein Gefecht einzulassen und musste umkehren. Er nahm an den
folgenden Tagen hydrographische Arbeiten vor und ging dann nach
Hime-sima zurück, wo die beiden Japaner sich zur verabredeten
Zeit richtig einfanden. Sie waren aber wie umgewandelt und brachten
mit der japanischen Tracht, die sie wieder angenommen hatten,
statt der früheren enthusiastischen Freundschaft für die Europäer
und der freimüthigen Zuversicht des Erfolges das undurchdring-
liche zurückhaltende Wesen des ächten japanischen Beamten mit.
Ihre Eröffnungen lauteten, "dass der Fürst vom Mikado und dem
Taikun Befehl habe, auf alle fremden Schiffe zu schiessen, aber
bereit sei noch einmal Verhaltungsbefehle in Yeddo und Miako
einzuholen; dazu brauche er eine Frist von drei Monaten." Er
wollte offenbar Zeit zur Vollendung seiner Rüstungen gewinnen und
die Centralregierung in Conflict mit den Fremden bringen.

In Yokuhama, wo der Barossa am 10. August wieder eintraf,
waren unterdessen die kriegerischen Vorbereitungen etwas weiter
gediehen. Ein Ministerwechsel in Yeddo, über dessen Veranlassung
man keine volle Klarheit gewann, schien den Fremden günstig zu
sein, musste aber die Diplomaten in ihren Entschlüssen bestärken.
Amtlich wurde nur die Entlassung des ersten Ministers Matsdaira
Yamatto-no-kami
und einiger anderen Würdenträger angezeigt;
das Gerücht erzählte aber von einer Verschwörung gegen das
Leben des Taikun und aller Ausländer. Der Mikado sollte, nach-
dem bei Anwesenheit des Taikun in Miako die Verbannung der
Fremden mit seiner Zustimmung bis zur Rückkehr der japanischen
Gesandtschaft verschoben worden sei, jetzt kategorisch die sofor-
tige Ausführung dieser Maassregel verlangt und im Weigerungs-
falle einen anderen Siogun zu bestellen gedroht haben; -- man
nannte den Vice-Siogun Ftutsbasi. Dieses Decret hätte eine Spal-
tung im Reichsrath und schliesslich dessen völlige Umwandlung
herbeigeführt. Folgendes Manifest des Taikun an die Daimio's,

Anh. II. Recognoscirung von Simonoseki. Ministerwechsel.
alten Batterieen der Nordküste bedeutend verstärkt und mehrere
neue Werke theils fertig, theils im Bau; an der Stelle, wo die
japanischen Truppen auf der Landstrasse von Simonoseki zusammen-
geschossen wurden, stand jetzt ein umfangreiches Erdwerk. — Bei
Annäherung der Schiffe hissten alle Schanzen die japanische Flagge,
die Bedienungsmannschaften eilten an die Geschütze und warfen
einige Vollkugeln, die etwa tausend Schritt vor dem Cormorant
einschlugen; der englische Commandeur hatte aber Befehl sich auf
kein Gefecht einzulassen und musste umkehren. Er nahm an den
folgenden Tagen hydrographische Arbeiten vor und ging dann nach
Hime-sima zurück, wo die beiden Japaner sich zur verabredeten
Zeit richtig einfanden. Sie waren aber wie umgewandelt und brachten
mit der japanischen Tracht, die sie wieder angenommen hatten,
statt der früheren enthusiastischen Freundschaft für die Europäer
und der freimüthigen Zuversicht des Erfolges das undurchdring-
liche zurückhaltende Wesen des ächten japanischen Beamten mit.
Ihre Eröffnungen lauteten, »dass der Fürst vom Mikado und dem
Taïkūn Befehl habe, auf alle fremden Schiffe zu schiessen, aber
bereit sei noch einmal Verhaltungsbefehle in Yeddo und Miako
einzuholen; dazu brauche er eine Frist von drei Monaten.« Er
wollte offenbar Zeit zur Vollendung seiner Rüstungen gewinnen und
die Centralregierung in Conflict mit den Fremden bringen.

In Yokuhama, wo der Barossa am 10. August wieder eintraf,
waren unterdessen die kriegerischen Vorbereitungen etwas weiter
gediehen. Ein Ministerwechsel in Yeddo, über dessen Veranlassung
man keine volle Klarheit gewann, schien den Fremden günstig zu
sein, musste aber die Diplomaten in ihren Entschlüssen bestärken.
Amtlich wurde nur die Entlassung des ersten Ministers Matsdaïra
Yamatto-no-kami
und einiger anderen Würdenträger angezeigt;
das Gerücht erzählte aber von einer Verschwörung gegen das
Leben des Taïkūn und aller Ausländer. Der Mikado sollte, nach-
dem bei Anwesenheit des Taïkūn in Miako die Verbannung der
Fremden mit seiner Zustimmung bis zur Rückkehr der japanischen
Gesandtschaft verschoben worden sei, jetzt kategorisch die sofor-
tige Ausführung dieser Maassregel verlangt und im Weigerungs-
falle einen anderen Siogun zu bestellen gedroht haben; — man
nannte den Vice-Siogun Ftutsbaši. Dieses Decret hätte eine Spal-
tung im Reichsrath und schliesslich dessen völlige Umwandlung
herbeigeführt. Folgendes Manifest des Taïkūn an die Daïmio’s,

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[329/0349] Anh. II. Recognoscirung von Simonoseki. Ministerwechsel. alten Batterieen der Nordküste bedeutend verstärkt und mehrere neue Werke theils fertig, theils im Bau; an der Stelle, wo die japanischen Truppen auf der Landstrasse von Simonoseki zusammen- geschossen wurden, stand jetzt ein umfangreiches Erdwerk. — Bei Annäherung der Schiffe hissten alle Schanzen die japanische Flagge, die Bedienungsmannschaften eilten an die Geschütze und warfen einige Vollkugeln, die etwa tausend Schritt vor dem Cormorant einschlugen; der englische Commandeur hatte aber Befehl sich auf kein Gefecht einzulassen und musste umkehren. Er nahm an den folgenden Tagen hydrographische Arbeiten vor und ging dann nach Hime-sima zurück, wo die beiden Japaner sich zur verabredeten Zeit richtig einfanden. Sie waren aber wie umgewandelt und brachten mit der japanischen Tracht, die sie wieder angenommen hatten, statt der früheren enthusiastischen Freundschaft für die Europäer und der freimüthigen Zuversicht des Erfolges das undurchdring- liche zurückhaltende Wesen des ächten japanischen Beamten mit. Ihre Eröffnungen lauteten, »dass der Fürst vom Mikado und dem Taïkūn Befehl habe, auf alle fremden Schiffe zu schiessen, aber bereit sei noch einmal Verhaltungsbefehle in Yeddo und Miako einzuholen; dazu brauche er eine Frist von drei Monaten.« Er wollte offenbar Zeit zur Vollendung seiner Rüstungen gewinnen und die Centralregierung in Conflict mit den Fremden bringen. In Yokuhama, wo der Barossa am 10. August wieder eintraf, waren unterdessen die kriegerischen Vorbereitungen etwas weiter gediehen. Ein Ministerwechsel in Yeddo, über dessen Veranlassung man keine volle Klarheit gewann, schien den Fremden günstig zu sein, musste aber die Diplomaten in ihren Entschlüssen bestärken. Amtlich wurde nur die Entlassung des ersten Ministers Matsdaïra Yamatto-no-kami und einiger anderen Würdenträger angezeigt; das Gerücht erzählte aber von einer Verschwörung gegen das Leben des Taïkūn und aller Ausländer. Der Mikado sollte, nach- dem bei Anwesenheit des Taïkūn in Miako die Verbannung der Fremden mit seiner Zustimmung bis zur Rückkehr der japanischen Gesandtschaft verschoben worden sei, jetzt kategorisch die sofor- tige Ausführung dieser Maassregel verlangt und im Weigerungs- falle einen anderen Siogun zu bestellen gedroht haben; — man nannte den Vice-Siogun Ftutsbaši. Dieses Decret hätte eine Spal- tung im Reichsrath und schliesslich dessen völlige Umwandlung herbeigeführt. Folgendes Manifest des Taïkūn an die Daïmio’s,

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien02_1866/349>, abgerufen am 22.11.2024.