[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.Zwei Japaner aus England. Anh. II. wünschte Einfluss auf die innere Politik des Landes zu gewinnenund verlangte mehrwöchentliche Demonstrationen vor Osaka; Herr Leon Roches dagegen, welchem es, dem Standpuncte seiner Re- gierung gemäss, weniger auf Ausbreitung des französischen Handels- verkehrs, als auf Wahrung der politischen Ehre und Gleichgewicht mit der englischen Machtentfaltung zu thun war, wollte die Opera- tionen auf gründliche Züchtigung des Fürsten von Nangato be- schränkt wissen. Man einigte sich am 5. Juli zu einer Art Ultimatum an die Regierung von Yeddo, das aber nicht abgeschickt wurde. Bald darauf erhielt die Sache einen neuen Anstoss. Den 17. Juli kamen mit dem Postschiff 21) ganz unerwartet zwei europäisch ge- kleidete Japaner in Yokuhama an, die geläufig englisch sprachen und sich den fremden Vertretern als Unterthanen des Fürsten von Nangato zu erkennen gaben. Sie hätten, in England mit Studien beschäftigt, von den thörichten Feindseligkeiten ihres Gebieters gegen die Ausländer Nachricht erhalten, seien eilig zurückgekehrt, um diesen vor so gefährlichen Schritten zu warnen, und bäten nun, auf einem englischen Schiff nach ihrer Heimath befördert zu werden, die sie auf anderem Wege, durch die Länder des Taikun, niemals erreichen würden. Herr Alcock sah hier eine gute Gelegenheit mit dem rebellischen Fürsten in Verbindung zu treten; der Admiral stellte ihm die Corvette Barossa zur Verfügung, welche die beiden Anglo-Japaner an Bord nahm und, von dem Kanonenboot Cormo- rant begleitet, alsbald die Reise nach Simonoseki antrat. Ein nieder- ländischer Marine-Officier und der Chef des französischen General- stabes gingen ebenfalls mit den Schiffen, welche zugleich das Terrain der künftigen Operationen recognosciren sollten. Man setzte die Japaner auf der Insel Hime-sima in der 21) Die Dampfer der P. O. St. N. Company bringen jetzt zweimal monatlich die
Post von Shanghai nach Yokuhama. Zwei Japaner aus England. Anh. II. wünschte Einfluss auf die innere Politik des Landes zu gewinnenund verlangte mehrwöchentliche Demonstrationen vor Osaka; Herr Léon Roches dagegen, welchem es, dem Standpuncte seiner Re- gierung gemäss, weniger auf Ausbreitung des französischen Handels- verkehrs, als auf Wahrung der politischen Ehre und Gleichgewicht mit der englischen Machtentfaltung zu thun war, wollte die Opera- tionen auf gründliche Züchtigung des Fürsten von Naṅgato be- schränkt wissen. Man einigte sich am 5. Juli zu einer Art Ultimatum an die Regierung von Yeddo, das aber nicht abgeschickt wurde. Bald darauf erhielt die Sache einen neuen Anstoss. Den 17. Juli kamen mit dem Postschiff 21) ganz unerwartet zwei europäisch ge- kleidete Japaner in Yokuhama an, die geläufig englisch sprachen und sich den fremden Vertretern als Unterthanen des Fürsten von Naṅgato zu erkennen gaben. Sie hätten, in England mit Studien beschäftigt, von den thörichten Feindseligkeiten ihres Gebieters gegen die Ausländer Nachricht erhalten, seien eilig zurückgekehrt, um diesen vor so gefährlichen Schritten zu warnen, und bäten nun, auf einem englischen Schiff nach ihrer Heimath befördert zu werden, die sie auf anderem Wege, durch die Länder des Taïkūn, niemals erreichen würden. Herr Alcock sah hier eine gute Gelegenheit mit dem rebellischen Fürsten in Verbindung zu treten; der Admiral stellte ihm die Corvette Barossa zur Verfügung, welche die beiden Anglo-Japaner an Bord nahm und, von dem Kanonenboot Cormo- rant begleitet, alsbald die Reise nach Simonoseki antrat. Ein nieder- ländischer Marine-Officier und der Chef des französischen General- stabes gingen ebenfalls mit den Schiffen, welche zugleich das Terrain der künftigen Operationen recognosciren sollten. Man setzte die Japaner auf der Insel Hime-sima in der 21) Die Dampfer der P. O. St. N. Company bringen jetzt zweimal monatlich die
Post von Shanghai nach Yokuhama. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0348" n="328"/><fw place="top" type="header">Zwei Japaner aus <placeName>England</placeName>. Anh. II.</fw><lb/> wünschte Einfluss auf die innere Politik des Landes zu gewinnen<lb/> und verlangte mehrwöchentliche Demonstrationen vor <hi rendition="#k"><placeName>Osaka</placeName></hi>; Herr<lb/><persName ref="http://d-nb.info/gnd/1037335287">Léon Roches</persName> dagegen, welchem es, dem Standpuncte seiner Re-<lb/> gierung gemäss, weniger auf Ausbreitung des französischen Handels-<lb/> verkehrs, als auf Wahrung der politischen Ehre und Gleichgewicht<lb/> mit der englischen Machtentfaltung zu thun war, wollte die Opera-<lb/> tionen auf gründliche Züchtigung des Fürsten von <hi rendition="#k"><placeName>Naṅgato</placeName></hi> be-<lb/> schränkt wissen. Man einigte sich am 5. Juli zu einer Art Ultimatum<lb/> an die Regierung von <hi rendition="#k"><placeName>Yeddo</placeName></hi>, das aber nicht abgeschickt wurde.<lb/> Bald darauf erhielt die Sache einen neuen Anstoss. Den 17. Juli<lb/> kamen mit dem Postschiff <note place="foot" n="21)">Die Dampfer der P. O. St. N. Company bringen jetzt zweimal monatlich die<lb/> Post von <placeName>Shanghai</placeName> nach <hi rendition="#k"><placeName>Yokuhama</placeName></hi>.</note> ganz unerwartet zwei europäisch ge-<lb/> kleidete Japaner in <hi rendition="#k"><placeName>Yokuhama</placeName></hi> an, die geläufig englisch sprachen<lb/> und sich den fremden Vertretern als Unterthanen des Fürsten von<lb/><hi rendition="#k"><placeName>Naṅgato</placeName></hi> zu erkennen gaben. Sie hätten, in <placeName>England</placeName> mit Studien<lb/> beschäftigt, von den thörichten Feindseligkeiten ihres Gebieters<lb/> gegen die Ausländer Nachricht erhalten, seien eilig zurückgekehrt,<lb/> um diesen vor so gefährlichen Schritten zu warnen, und bäten nun,<lb/> auf einem englischen Schiff nach ihrer Heimath befördert zu werden,<lb/> die sie auf anderem Wege, durch die Länder des <hi rendition="#k">Taïkūn</hi>, niemals<lb/> erreichen würden. Herr <persName ref="http://d-nb.info/gnd/12472907X">Alcock</persName> sah hier eine gute Gelegenheit mit<lb/> dem rebellischen Fürsten in Verbindung zu treten; der Admiral<lb/> stellte ihm die Corvette Barossa zur Verfügung, welche die beiden<lb/> Anglo-Japaner an Bord nahm und, von dem Kanonenboot Cormo-<lb/> rant begleitet, alsbald die Reise nach <hi rendition="#k"><placeName>Simonoseki</placeName></hi> antrat. Ein nieder-<lb/> ländischer Marine-Officier und der Chef des französischen General-<lb/> stabes gingen ebenfalls mit den Schiffen, welche zugleich das<lb/> Terrain der künftigen Operationen recognosciren sollten.</p><lb/> <p>Man setzte die Japaner auf der Insel <hi rendition="#k"><placeName>Hime-sima</placeName></hi> in der<lb/> inneren Einfahrt des <placeName><hi rendition="#k">Buṅgo</hi>-Canals</placeName> aus, wo sie sich nach zehn<lb/> Tagen mit dem Bescheide ihres Herrn wieder einstellen sollten.<lb/> Der Ortsvorsteher bat die Schliffscommandanten dort nicht zu landen,<lb/> um nicht seinen Gebieter in Schwierigkeiten mit dem Fürsten von<lb/><hi rendition="#k"><placeName>Naṅgato</placeName></hi> zu verwickeln; vom Festlande her kamen Boote mit etwa<lb/> funfzig Soldaten, welche das Inselchen besetzten. Die Schiffe liefen<lb/> alsbald zur Recognoscirung in die <placeName>Strasse von <hi rendition="#k">Simonoseki</hi></placeName> ein, der<lb/> Cormorant voran mit dem französischen Generalstabsofficier, welcher<lb/> die Affaire unter Admiral <persName ref="nognd">Jaurès</persName> mitgemacht hatte. Dieser fand die<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [328/0348]
Zwei Japaner aus England. Anh. II.
wünschte Einfluss auf die innere Politik des Landes zu gewinnen
und verlangte mehrwöchentliche Demonstrationen vor Osaka; Herr
Léon Roches dagegen, welchem es, dem Standpuncte seiner Re-
gierung gemäss, weniger auf Ausbreitung des französischen Handels-
verkehrs, als auf Wahrung der politischen Ehre und Gleichgewicht
mit der englischen Machtentfaltung zu thun war, wollte die Opera-
tionen auf gründliche Züchtigung des Fürsten von Naṅgato be-
schränkt wissen. Man einigte sich am 5. Juli zu einer Art Ultimatum
an die Regierung von Yeddo, das aber nicht abgeschickt wurde.
Bald darauf erhielt die Sache einen neuen Anstoss. Den 17. Juli
kamen mit dem Postschiff 21) ganz unerwartet zwei europäisch ge-
kleidete Japaner in Yokuhama an, die geläufig englisch sprachen
und sich den fremden Vertretern als Unterthanen des Fürsten von
Naṅgato zu erkennen gaben. Sie hätten, in England mit Studien
beschäftigt, von den thörichten Feindseligkeiten ihres Gebieters
gegen die Ausländer Nachricht erhalten, seien eilig zurückgekehrt,
um diesen vor so gefährlichen Schritten zu warnen, und bäten nun,
auf einem englischen Schiff nach ihrer Heimath befördert zu werden,
die sie auf anderem Wege, durch die Länder des Taïkūn, niemals
erreichen würden. Herr Alcock sah hier eine gute Gelegenheit mit
dem rebellischen Fürsten in Verbindung zu treten; der Admiral
stellte ihm die Corvette Barossa zur Verfügung, welche die beiden
Anglo-Japaner an Bord nahm und, von dem Kanonenboot Cormo-
rant begleitet, alsbald die Reise nach Simonoseki antrat. Ein nieder-
ländischer Marine-Officier und der Chef des französischen General-
stabes gingen ebenfalls mit den Schiffen, welche zugleich das
Terrain der künftigen Operationen recognosciren sollten.
Man setzte die Japaner auf der Insel Hime-sima in der
inneren Einfahrt des Buṅgo-Canals aus, wo sie sich nach zehn
Tagen mit dem Bescheide ihres Herrn wieder einstellen sollten.
Der Ortsvorsteher bat die Schliffscommandanten dort nicht zu landen,
um nicht seinen Gebieter in Schwierigkeiten mit dem Fürsten von
Naṅgato zu verwickeln; vom Festlande her kamen Boote mit etwa
funfzig Soldaten, welche das Inselchen besetzten. Die Schiffe liefen
alsbald zur Recognoscirung in die Strasse von Simonoseki ein, der
Cormorant voran mit dem französischen Generalstabsofficier, welcher
die Affaire unter Admiral Jaurès mitgemacht hatte. Dieser fand die
21) Die Dampfer der P. O. St. N. Company bringen jetzt zweimal monatlich die
Post von Shanghai nach Yokuhama.
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