[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.Tae-pin-Manifest. Vaters. Unser himmlischer Vater ist unser heiliger Vater, und unserhimmlischer älterer Bruder ist unser heiliger Herr der Erlöser der Welt. Unser himmlischer Vater und unser göttlicher älterer Bruder allein sind also heilig; und von jetzt an möget ihr Soldaten und Officiere uns als eueren Herrn bezeichnen; das ist Alles. Aber ihr dürft mich nicht heilig nennen, sonst fehlt ihr gegen die Benennung unseres himmlischen Vaters und unseres göttlichen älteren Bruders. Der grosse Gott unser himmlischer Vater ist unser geistiger Vater und unser geistlicher Vater. Früher hatten wir euch befohlen, den ersten und zweiten Staatsminister und die commandirenden Generale der Vor- hut und der Nachhut des Heeres mit dem Namen "königlicher Vater" zu bezeichnen, was ein vorübergehendes Zugeständniss an die verderb- ten Gebräuche der heutigen Welt war. Es war aber nach der wahren Lehre eine kleine Beeinträchtigung der Vorrechte unseres himmlischen Vaters; denn unser himmlischer Vater allein ist zu dem Vaternamen berechtigt. Wir haben nun angeordnet, dass unser erster Staats- minister und Obergeneral als König des Ostens bezeichnet werden soll, welcher über alle Staaten der östlichen Gegenden gesetzt ist. Wir haben ferner angeordnet, dass unser zweiter Staatsminister und Hülfs-Obergeneral als König des Westens bezeichnet werde, welcher über alle Staaten der westlichen Gegend gesetzt ist. Wir haben auch angeordnet, dass der Commandirende der Vorhut als König des Südens bezeichnet werde, der über alle Staaten der südlichen Gegend gesetzt sein soll. Wir haben ferner angeordnet, dass der Comman- dirende der Nachhut als König des Nordens bezeichnet werde, welcher über alle Staaten der nördlichen Gegend gesetzt sein soll. Wir haben endlich unseren Bruder Si-ta-kae zum Hülfskönig ernannt, damit er unseren himmlischen Hof stützen helfe. Alle oben genannten Könige sollen unter Leitung des Königs von Osten stehen. Wir haben auch eine Kundgebung erlassen, durch welche unsere Gemalin als Frau aller Frauen (Kaiserin) und unsere Nebenfrauen als königliche Frauen bezeichnet werden. Beachtet Dieses." 78) 78) In dem Buche von Lindesay Brine "The Taeping rebellion in China" (Lon-
don 1862) sind noch andere Manifeste aus Yun-nan mitgetheilt. In einem der- selben heisst es: "Wir möchten euch bei diesem Anlass einprägen, dass diejenigen, welche in der jetzigen Zeit nicht um ihr Leben besorgt sind und den Tod nicht fürchten, später gen Himmel fahren werden, wo sie ewiges Leben und Unsterblich- keit geniessen sollen. Die aber um ihr Leben besorgt sind, werden das Leben nicht erhalten, und die den Tod fürchten, werden den Tod finden. Ferner: Die in jetziger Zeit nicht nach Bequemlichkeit streben und keine Beschwerden fürchten, sollen danach in den Himmel kommen, wo sie ewige Ruhe und Erlösung von allem Weh finden; die aber nach Bequemlichkeit streben, werden keine Bequemlichkeit Tae-pin-Manifest. Vaters. Unser himmlischer Vater ist unser heiliger Vater, und unserhimmlischer älterer Bruder ist unser heiliger Herr der Erlöser der Welt. Unser himmlischer Vater und unser göttlicher älterer Bruder allein sind also heilig; und von jetzt an möget ihr Soldaten und Officiere uns als eueren Herrn bezeichnen; das ist Alles. Aber ihr dürft mich nicht heilig nennen, sonst fehlt ihr gegen die Benennung unseres himmlischen Vaters und unseres göttlichen älteren Bruders. Der grosse Gott unser himmlischer Vater ist unser geistiger Vater und unser geistlicher Vater. Früher hatten wir euch befohlen, den ersten und zweiten Staatsminister und die commandirenden Generale der Vor- hut und der Nachhut des Heeres mit dem Namen »königlicher Vater« zu bezeichnen, was ein vorübergehendes Zugeständniss an die verderb- ten Gebräuche der heutigen Welt war. Es war aber nach der wahren Lehre eine kleine Beeinträchtigung der Vorrechte unseres himmlischen Vaters; denn unser himmlischer Vater allein ist zu dem Vaternamen berechtigt. Wir haben nun angeordnet, dass unser erster Staats- minister und Obergeneral als König des Ostens bezeichnet werden soll, welcher über alle Staaten der östlichen Gegenden gesetzt ist. Wir haben ferner angeordnet, dass unser zweiter Staatsminister und Hülfs-Obergeneral als König des Westens bezeichnet werde, welcher über alle Staaten der westlichen Gegend gesetzt ist. Wir haben auch angeordnet, dass der Commandirende der Vorhut als König des Südens bezeichnet werde, der über alle Staaten der südlichen Gegend gesetzt sein soll. Wir haben ferner angeordnet, dass der Comman- dirende der Nachhut als König des Nordens bezeichnet werde, welcher über alle Staaten der nördlichen Gegend gesetzt sein soll. Wir haben endlich unseren Bruder Ši-ta-kae zum Hülfskönig ernannt, damit er unseren himmlischen Hof stützen helfe. Alle oben genannten Könige sollen unter Leitung des Königs von Osten stehen. Wir haben auch eine Kundgebung erlassen, durch welche unsere Gemalin als Frau aller Frauen (Kaiserin) und unsere Nebenfrauen als königliche Frauen bezeichnet werden. Beachtet Dieses.« 78) 78) In dem Buche von Lindesay Brine »The Taeping rebellion in China« (Lon-
don 1862) sind noch andere Manifeste aus Yuṅ-nan mitgetheilt. In einem der- selben heisst es: »Wir möchten euch bei diesem Anlass einprägen, dass diejenigen, welche in der jetzigen Zeit nicht um ihr Leben besorgt sind und den Tod nicht fürchten, später gen Himmel fahren werden, wo sie ewiges Leben und Unsterblich- keit geniessen sollen. Die aber um ihr Leben besorgt sind, werden das Leben nicht erhalten, und die den Tod fürchten, werden den Tod finden. Ferner: Die in jetziger Zeit nicht nach Bequemlichkeit streben und keine Beschwerden fürchten, sollen danach in den Himmel kommen, wo sie ewige Ruhe und Erlösung von allem Weh finden; die aber nach Bequemlichkeit streben, werden keine Bequemlichkeit <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p> <pb facs="#f0200" n="178"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#k">Tae-pin</hi>-Manifest.</fw><lb/> <hi rendition="#et">Vaters. Unser himmlischer Vater ist unser heiliger Vater, und unser<lb/> himmlischer älterer Bruder ist unser heiliger Herr der Erlöser der<lb/> Welt. Unser himmlischer Vater und unser göttlicher älterer Bruder<lb/> allein sind also heilig; und von jetzt an möget ihr Soldaten und<lb/> Officiere uns als eueren Herrn bezeichnen; das ist Alles. Aber ihr<lb/> dürft mich nicht heilig nennen, sonst fehlt ihr gegen die Benennung<lb/> unseres himmlischen Vaters und unseres göttlichen älteren Bruders.<lb/> Der grosse Gott unser himmlischer Vater ist unser geistiger Vater und<lb/> unser geistlicher Vater. Früher hatten wir euch befohlen, den ersten<lb/> und zweiten Staatsminister und die commandirenden Generale der Vor-<lb/> hut und der Nachhut des Heeres mit dem Namen »königlicher Vater«<lb/> zu bezeichnen, was ein vorübergehendes Zugeständniss an die verderb-<lb/> ten Gebräuche der heutigen Welt war. Es war aber nach der wahren<lb/> Lehre eine kleine Beeinträchtigung der Vorrechte unseres himmlischen<lb/> Vaters; denn unser himmlischer Vater allein ist zu dem Vaternamen<lb/> berechtigt. Wir haben nun angeordnet, dass unser erster Staats-<lb/> minister und Obergeneral als König des Ostens bezeichnet werden<lb/> soll, welcher über alle Staaten der östlichen Gegenden gesetzt ist.<lb/> Wir haben ferner angeordnet, dass unser zweiter Staatsminister und<lb/> Hülfs-Obergeneral als König des Westens bezeichnet werde, welcher<lb/> über alle Staaten der westlichen Gegend gesetzt ist. Wir haben auch<lb/> angeordnet, dass der Commandirende der Vorhut als König des<lb/> Südens bezeichnet werde, der über alle Staaten der südlichen Gegend<lb/> gesetzt sein soll. Wir haben ferner angeordnet, dass der Comman-<lb/> dirende der Nachhut als König des Nordens bezeichnet werde, welcher<lb/> über alle Staaten der nördlichen Gegend gesetzt sein soll. Wir haben<lb/> endlich unseren Bruder <hi rendition="#k"><persName ref="http://id.loc.gov/authorities/names/n82001544">Ši-ta-kae</persName></hi> zum Hülfskönig ernannt, damit er<lb/> unseren himmlischen Hof stützen helfe. Alle oben genannten Könige<lb/> sollen unter Leitung des Königs von Osten stehen. Wir haben<lb/> auch eine Kundgebung erlassen, durch welche unsere Gemalin als Frau<lb/> aller Frauen (Kaiserin) und unsere Nebenfrauen als königliche Frauen<lb/> bezeichnet werden. Beachtet Dieses.« <note xml:id="note-0200" next="#note-0201" place="foot" n="78)">In dem Buche von <persName ref="http://isni-url.oclc.nl/isni/0000000081390848">Lindesay Brine</persName> »The Taeping rebellion in <placeName>China</placeName>« (<placeName>Lon-<lb/> don</placeName> 1862) sind noch andere Manifeste aus <hi rendition="#k"><placeName>Yuṅ-nan</placeName></hi> mitgetheilt. In einem der-<lb/> selben heisst es: »Wir möchten euch bei diesem Anlass einprägen, dass diejenigen,<lb/> welche in der jetzigen Zeit nicht um ihr Leben besorgt sind und den Tod nicht<lb/> fürchten, später gen Himmel fahren werden, wo sie ewiges Leben und Unsterblich-<lb/> keit geniessen sollen. Die aber um ihr Leben besorgt sind, werden das Leben nicht<lb/> erhalten, und die den Tod fürchten, werden den Tod finden. Ferner: Die in<lb/> jetziger Zeit nicht nach Bequemlichkeit streben und keine Beschwerden fürchten,<lb/> sollen danach in den Himmel kommen, wo sie ewige Ruhe und Erlösung von allem<lb/> Weh finden; die aber nach Bequemlichkeit streben, werden keine Bequemlichkeit</note></hi> </p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [178/0200]
Tae-pin-Manifest.
Vaters. Unser himmlischer Vater ist unser heiliger Vater, und unser
himmlischer älterer Bruder ist unser heiliger Herr der Erlöser der
Welt. Unser himmlischer Vater und unser göttlicher älterer Bruder
allein sind also heilig; und von jetzt an möget ihr Soldaten und
Officiere uns als eueren Herrn bezeichnen; das ist Alles. Aber ihr
dürft mich nicht heilig nennen, sonst fehlt ihr gegen die Benennung
unseres himmlischen Vaters und unseres göttlichen älteren Bruders.
Der grosse Gott unser himmlischer Vater ist unser geistiger Vater und
unser geistlicher Vater. Früher hatten wir euch befohlen, den ersten
und zweiten Staatsminister und die commandirenden Generale der Vor-
hut und der Nachhut des Heeres mit dem Namen »königlicher Vater«
zu bezeichnen, was ein vorübergehendes Zugeständniss an die verderb-
ten Gebräuche der heutigen Welt war. Es war aber nach der wahren
Lehre eine kleine Beeinträchtigung der Vorrechte unseres himmlischen
Vaters; denn unser himmlischer Vater allein ist zu dem Vaternamen
berechtigt. Wir haben nun angeordnet, dass unser erster Staats-
minister und Obergeneral als König des Ostens bezeichnet werden
soll, welcher über alle Staaten der östlichen Gegenden gesetzt ist.
Wir haben ferner angeordnet, dass unser zweiter Staatsminister und
Hülfs-Obergeneral als König des Westens bezeichnet werde, welcher
über alle Staaten der westlichen Gegend gesetzt ist. Wir haben auch
angeordnet, dass der Commandirende der Vorhut als König des
Südens bezeichnet werde, der über alle Staaten der südlichen Gegend
gesetzt sein soll. Wir haben ferner angeordnet, dass der Comman-
dirende der Nachhut als König des Nordens bezeichnet werde, welcher
über alle Staaten der nördlichen Gegend gesetzt sein soll. Wir haben
endlich unseren Bruder Ši-ta-kae zum Hülfskönig ernannt, damit er
unseren himmlischen Hof stützen helfe. Alle oben genannten Könige
sollen unter Leitung des Königs von Osten stehen. Wir haben
auch eine Kundgebung erlassen, durch welche unsere Gemalin als Frau
aller Frauen (Kaiserin) und unsere Nebenfrauen als königliche Frauen
bezeichnet werden. Beachtet Dieses.« 78)
78) In dem Buche von Lindesay Brine »The Taeping rebellion in China« (Lon-
don 1862) sind noch andere Manifeste aus Yuṅ-nan mitgetheilt. In einem der-
selben heisst es: »Wir möchten euch bei diesem Anlass einprägen, dass diejenigen,
welche in der jetzigen Zeit nicht um ihr Leben besorgt sind und den Tod nicht
fürchten, später gen Himmel fahren werden, wo sie ewiges Leben und Unsterblich-
keit geniessen sollen. Die aber um ihr Leben besorgt sind, werden das Leben nicht
erhalten, und die den Tod fürchten, werden den Tod finden. Ferner: Die in
jetziger Zeit nicht nach Bequemlichkeit streben und keine Beschwerden fürchten,
sollen danach in den Himmel kommen, wo sie ewige Ruhe und Erlösung von allem
Weh finden; die aber nach Bequemlichkeit streben, werden keine Bequemlichkeit
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