[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.Die zehn Gebote. die Herren ihrer Geschicke betrachtet hatten. -- Die in chine-sischen Tempeln übliche Anbetung von grossen Männern ver- urtheilte Hun als unverständig, "da sie ja längst gen Himmel ge- gangen seien". Gott ist der "himmlische Vater"; alle Menschen sind Brüder Das Sittengesetz der Tae-pin bildeten die zehn Gebote in 1) Du sollst den grossen Gott ehren und anbeten. 2) Du sollst keine falschen Geister anbeten. 3) Du sollst den Namen des grossen Gottes nicht miss- brauchen. 4) Am siebenten Tage, dem Tage der Anbetung, sollst du den grossen Gott für seine Güte preisen. 5) Du sollst Vater und Mutter ehren, auf dass deine Tage gemehret werden. 6) Du sollst nicht Menschen tödten noch schädigen. 7) Du sollst nicht Ehebruch oder andere Unreinheit be- gehen. 8) Du sollst nicht rauben und stehlen. 9) Du sollst nichts Falsches sagen. 10) Du sollst kein böses Gelüste haben. Die zehn Gebote. die Herren ihrer Geschicke betrachtet hatten. — Die in chine-sischen Tempeln übliche Anbetung von grossen Männern ver- urtheilte Huṅ als unverständig, »da sie ja längst gen Himmel ge- gangen seien«. Gott ist der »himmlische Vater«; alle Menschen sind Brüder Das Sittengesetz der Tae-piṅ bildeten die zehn Gebote in 1) Du sollst den grossen Gott ehren und anbeten. 2) Du sollst keine falschen Geister anbeten. 3) Du sollst den Namen des grossen Gottes nicht miss- brauchen. 4) Am siebenten Tage, dem Tage der Anbetung, sollst du den grossen Gott für seine Güte preisen. 5) Du sollst Vater und Mutter ehren, auf dass deine Tage gemehret werden. 6) Du sollst nicht Menschen tödten noch schädigen. 7) Du sollst nicht Ehebruch oder andere Unreinheit be- gehen. 8) Du sollst nicht rauben und stehlen. 9) Du sollst nichts Falsches sagen. 10) Du sollst kein böses Gelüste haben. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0222" n="200"/><fw place="top" type="header">Die zehn Gebote.</fw><lb/> die Herren ihrer Geschicke betrachtet hatten. — Die in chine-<lb/> sischen Tempeln übliche Anbetung von grossen Männern ver-<lb/> urtheilte <hi rendition="#k"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118967266">Huṅ</persName></hi> als unverständig, »da sie ja längst gen Himmel ge-<lb/> gangen seien«.</p><lb/> <p>Gott ist der »himmlische Vater«; alle Menschen sind Brüder<lb/> und Gotteskinder. <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118557513">Jesus</persName> ist der Erstgeborene, <hi rendition="#k">Tien-Hiuṅ</hi>, der<lb/> »himmlische ältere Bruder«. Von allen anderen ist <hi rendition="#k"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118967266">Huṅ-siu-tsuen</persName></hi><lb/> der grösste; denn er wurde in den Himmel entrückt und sah Gott<lb/> von Angesicht zu Angesicht. Er ist Gottes zweiter Sohn, zur<lb/> Herrschaft der Welt berufen, also <hi rendition="#k"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118967266">Tien-waṅ</persName></hi> der »himmlische<lb/> Fürst«, oder <hi rendition="#k">Tšiṅ-tšu</hi> der »wahre Herr«. In der Vermischung<lb/> der biblischen Lehren mit seinen eingebildeten Visionen und im<lb/> tiefen Ehrgeiz seiner Gesinnung, welcher schon in dem leiden-<lb/> schaftlichen Streben nach literarischer Auszeichnung hervortrat,<lb/> liegt wohl der Keim zu <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118967266"><hi rendition="#k">Huṅ-siu-tsuen</hi>’s</persName> späterem Irrsinn. Er<lb/> arbeitete sich beim Lesen der Bibel in die Ueberzeugung hinein,<lb/> dass er wirklich in den Himmel entrückt und zum Propheten be-<lb/> rufen worden sei. — Vor der Einnahme von <hi rendition="#k"><placeName>Nan-kiṅ</placeName></hi> legte er das<lb/> Beiwort »heilig« nur dem himmlischen Vater und dem himmlischen<lb/> älteren Bruder bei, wie das in <hi rendition="#k"><placeName>Yuṅ-nan</placeName></hi> erlassene Decret deutlich<lb/> beweist. Er verband damit in chinesischem Sinn den Begriff voll-<lb/> kommener Reinheit und Güte, alldurchdringender Anschauung der<lb/> Wahrheit, nicht aber der Allmacht und Allgegenwart.</p><lb/> <p>Das Sittengesetz der <hi rendition="#k">Tae-piṅ</hi> bildeten die zehn Gebote in<lb/> folgender Fassung:</p><lb/> <list> <item>1) Du sollst den grossen Gott ehren und anbeten.</item><lb/> <item>2) Du sollst keine falschen Geister anbeten.</item><lb/> <item>3) Du sollst den Namen des grossen Gottes nicht miss-<lb/> brauchen.</item><lb/> <item>4) Am siebenten Tage, dem Tage der Anbetung, sollst du<lb/> den grossen Gott für seine Güte preisen.</item><lb/> <item>5) Du sollst Vater und Mutter ehren, auf dass deine Tage<lb/> gemehret werden.</item><lb/> <item>6) Du sollst nicht Menschen tödten noch schädigen.</item><lb/> <item>7) Du sollst nicht Ehebruch oder andere Unreinheit be-<lb/> gehen.</item><lb/> <item>8) Du sollst nicht rauben und stehlen.</item><lb/> <item>9) Du sollst nichts Falsches sagen.</item><lb/> <item>10) Du sollst kein böses Gelüste haben.</item><lb/> </list> </div> </div> </body> </text> </TEI> [200/0222]
Die zehn Gebote.
die Herren ihrer Geschicke betrachtet hatten. — Die in chine-
sischen Tempeln übliche Anbetung von grossen Männern ver-
urtheilte Huṅ als unverständig, »da sie ja längst gen Himmel ge-
gangen seien«.
Gott ist der »himmlische Vater«; alle Menschen sind Brüder
und Gotteskinder. Jesus ist der Erstgeborene, Tien-Hiuṅ, der
»himmlische ältere Bruder«. Von allen anderen ist Huṅ-siu-tsuen
der grösste; denn er wurde in den Himmel entrückt und sah Gott
von Angesicht zu Angesicht. Er ist Gottes zweiter Sohn, zur
Herrschaft der Welt berufen, also Tien-waṅ der »himmlische
Fürst«, oder Tšiṅ-tšu der »wahre Herr«. In der Vermischung
der biblischen Lehren mit seinen eingebildeten Visionen und im
tiefen Ehrgeiz seiner Gesinnung, welcher schon in dem leiden-
schaftlichen Streben nach literarischer Auszeichnung hervortrat,
liegt wohl der Keim zu Huṅ-siu-tsuen’s späterem Irrsinn. Er
arbeitete sich beim Lesen der Bibel in die Ueberzeugung hinein,
dass er wirklich in den Himmel entrückt und zum Propheten be-
rufen worden sei. — Vor der Einnahme von Nan-kiṅ legte er das
Beiwort »heilig« nur dem himmlischen Vater und dem himmlischen
älteren Bruder bei, wie das in Yuṅ-nan erlassene Decret deutlich
beweist. Er verband damit in chinesischem Sinn den Begriff voll-
kommener Reinheit und Güte, alldurchdringender Anschauung der
Wahrheit, nicht aber der Allmacht und Allgegenwart.
Das Sittengesetz der Tae-piṅ bildeten die zehn Gebote in
folgender Fassung:
1) Du sollst den grossen Gott ehren und anbeten.
2) Du sollst keine falschen Geister anbeten.
3) Du sollst den Namen des grossen Gottes nicht miss-
brauchen.
4) Am siebenten Tage, dem Tage der Anbetung, sollst du
den grossen Gott für seine Güte preisen.
5) Du sollst Vater und Mutter ehren, auf dass deine Tage
gemehret werden.
6) Du sollst nicht Menschen tödten noch schädigen.
7) Du sollst nicht Ehebruch oder andere Unreinheit be-
gehen.
8) Du sollst nicht rauben und stehlen.
9) Du sollst nichts Falsches sagen.
10) Du sollst kein böses Gelüste haben.
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