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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.

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Erlösung durch Busse und Gebet.

Den einzelnen Geboten sind kurze Erklärungen beigefügt,
welche sich dem Bibeltext anschliessen und echtes Verständniss
des Decaloges beweisen. Unter den "Unreinheiten" ist beim 7. Gebot
der Genuss des Opium angeführt, das ebenso wie der Tabak bei
den Tae-pin verboten war.

Alle Menschen haben die "himmlischen Gebote" verletzt,
und bisher war es unbekannt, wie man von den Folgen dieser Ver-
gehen befreit werden könne. "Wer aber hinfort für seine Schuld
vor Wan-san-ti Busse thut, sich des Götzendienstes, der Sünde
und des Bruches der himmlischen Gebote enthält, wird gen Him-
mel fahren und ewige Glückseligkeit geniessen." 84) Wer es nicht
thut, fährt zur Hölle und leidet ewige Qualen. Um Busse zu thun,
soll man "vor dem Himmel niederknieen und Wan-san-ti um Ver-
gebung seiner Schuld anflehen". Dann soll man "seinen Körper
mit Wasser aus einem Becken waschen, oder besser, in einem
Fluss baden". Das ist die Taufe. Dann sollen die Gläubigen
Wan-san-ti anbeten Morgens und Abends, ihn um Schutz anflehen
und um die Gabe des heiligen Geistes, um ihre Herzen zu erneuen.
Sie sollen ihm vor jeder Mahlzeit danken, ihn am siebenten, dem
Tage der Anbetung, für seine Güte preisen, jeder Zeit die himm-
lischen Gebote befolgen und niemals die falschen Götter der Welt
anbeten, noch die Schlechtigkeiten der Welt mitmachen. So werden
sie Söhne und Töchter des Wan-san-ti werden u. s. w.

Die Menschen, d. h. die Chinesen, haben durch das ganze
Alterthum den wahren Gott verehrt. Allmälich verderbten sie Aber-
glauben und Götzendienst, welche unter dem Kaiser Tsi-wan all-
gemein wurden. Eine Art Gottesverehrung blieb am Kaiserhofe
dennoch erhalten; aber der Himmelssohn allein durfte die höchste
Wesenheit anbeten. Nach des Tien-wan Lehre ist jeder Mensch
dazu berechtigt. Die Tae-pin hatten keinen vermittelnden Priester-
stand; ihr Gottesdienst war patriarchalischer Art. Für das Morgen-,
Mittag- und Abend-Gebet, auch für häusliche Ereignisse, wie Ge-
burtstage, Hochzeiten, Begräbnisse brauchten sie bestimmte For-
meln. Einige dieser Gebete waren mit Speise- und Trankopfern
verbunden. Kirchen hatten die Tae-pin eben so wenig als Geist-
liche; doch scheinen zum sonntäglichen Gottesdienste die politisch
oder militärisch verbundenen Sectionen zusammengetreten zu sein.

84) Aus dem "Buch der himmlischen Gebote".
Erlösung durch Busse und Gebet.

Den einzelnen Geboten sind kurze Erklärungen beigefügt,
welche sich dem Bibeltext anschliessen und echtes Verständniss
des Decaloges beweisen. Unter den »Unreinheiten« ist beim 7. Gebot
der Genuss des Opium angeführt, das ebenso wie der Tabak bei
den Tae-piṅ verboten war.

Alle Menschen haben die »himmlischen Gebote« verletzt,
und bisher war es unbekannt, wie man von den Folgen dieser Ver-
gehen befreit werden könne. »Wer aber hinfort für seine Schuld
vor Waṅ-šaṅ-ti Busse thut, sich des Götzendienstes, der Sünde
und des Bruches der himmlischen Gebote enthält, wird gen Him-
mel fahren und ewige Glückseligkeit geniessen.« 84) Wer es nicht
thut, fährt zur Hölle und leidet ewige Qualen. Um Busse zu thun,
soll man »vor dem Himmel niederknieen und Waṅ-šaṅ-ti um Ver-
gebung seiner Schuld anflehen«. Dann soll man »seinen Körper
mit Wasser aus einem Becken waschen, oder besser, in einem
Fluss baden«. Das ist die Taufe. Dann sollen die Gläubigen
Waṅ-šaṅ-ti anbeten Morgens und Abends, ihn um Schutz anflehen
und um die Gabe des heiligen Geistes, um ihre Herzen zu erneuen.
Sie sollen ihm vor jeder Mahlzeit danken, ihn am siebenten, dem
Tage der Anbetung, für seine Güte preisen, jeder Zeit die himm-
lischen Gebote befolgen und niemals die falschen Götter der Welt
anbeten, noch die Schlechtigkeiten der Welt mitmachen. So werden
sie Söhne und Töchter des Waṅ-šaṅ-ti werden u. s. w.

Die Menschen, d. h. die Chinesen, haben durch das ganze
Alterthum den wahren Gott verehrt. Allmälich verderbten sie Aber-
glauben und Götzendienst, welche unter dem Kaiser Tši-waṅ all-
gemein wurden. Eine Art Gottesverehrung blieb am Kaiserhofe
dennoch erhalten; aber der Himmelssohn allein durfte die höchste
Wesenheit anbeten. Nach des Tien-waṅ Lehre ist jeder Mensch
dazu berechtigt. Die Tae-piṅ hatten keinen vermittelnden Priester-
stand; ihr Gottesdienst war patriarchalischer Art. Für das Morgen-,
Mittag- und Abend-Gebet, auch für häusliche Ereignisse, wie Ge-
burtstage, Hochzeiten, Begräbnisse brauchten sie bestimmte For-
meln. Einige dieser Gebete waren mit Speise- und Trankopfern
verbunden. Kirchen hatten die Tae-piṅ eben so wenig als Geist-
liche; doch scheinen zum sonntäglichen Gottesdienste die politisch
oder militärisch verbundenen Sectionen zusammengetreten zu sein.

84) Aus dem »Buch der himmlischen Gebote«.
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[201/0223] Erlösung durch Busse und Gebet. Den einzelnen Geboten sind kurze Erklärungen beigefügt, welche sich dem Bibeltext anschliessen und echtes Verständniss des Decaloges beweisen. Unter den »Unreinheiten« ist beim 7. Gebot der Genuss des Opium angeführt, das ebenso wie der Tabak bei den Tae-piṅ verboten war. Alle Menschen haben die »himmlischen Gebote« verletzt, und bisher war es unbekannt, wie man von den Folgen dieser Ver- gehen befreit werden könne. »Wer aber hinfort für seine Schuld vor Waṅ-šaṅ-ti Busse thut, sich des Götzendienstes, der Sünde und des Bruches der himmlischen Gebote enthält, wird gen Him- mel fahren und ewige Glückseligkeit geniessen.« 84) Wer es nicht thut, fährt zur Hölle und leidet ewige Qualen. Um Busse zu thun, soll man »vor dem Himmel niederknieen und Waṅ-šaṅ-ti um Ver- gebung seiner Schuld anflehen«. Dann soll man »seinen Körper mit Wasser aus einem Becken waschen, oder besser, in einem Fluss baden«. Das ist die Taufe. Dann sollen die Gläubigen Waṅ-šaṅ-ti anbeten Morgens und Abends, ihn um Schutz anflehen und um die Gabe des heiligen Geistes, um ihre Herzen zu erneuen. Sie sollen ihm vor jeder Mahlzeit danken, ihn am siebenten, dem Tage der Anbetung, für seine Güte preisen, jeder Zeit die himm- lischen Gebote befolgen und niemals die falschen Götter der Welt anbeten, noch die Schlechtigkeiten der Welt mitmachen. So werden sie Söhne und Töchter des Waṅ-šaṅ-ti werden u. s. w. Die Menschen, d. h. die Chinesen, haben durch das ganze Alterthum den wahren Gott verehrt. Allmälich verderbten sie Aber- glauben und Götzendienst, welche unter dem Kaiser Tši-waṅ all- gemein wurden. Eine Art Gottesverehrung blieb am Kaiserhofe dennoch erhalten; aber der Himmelssohn allein durfte die höchste Wesenheit anbeten. Nach des Tien-waṅ Lehre ist jeder Mensch dazu berechtigt. Die Tae-piṅ hatten keinen vermittelnden Priester- stand; ihr Gottesdienst war patriarchalischer Art. Für das Morgen-, Mittag- und Abend-Gebet, auch für häusliche Ereignisse, wie Ge- burtstage, Hochzeiten, Begräbnisse brauchten sie bestimmte For- meln. Einige dieser Gebete waren mit Speise- und Trankopfern verbunden. Kirchen hatten die Tae-piṅ eben so wenig als Geist- liche; doch scheinen zum sonntäglichen Gottesdienste die politisch oder militärisch verbundenen Sectionen zusammengetreten zu sein. 84) Aus dem »Buch der himmlischen Gebote«.

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien03_1873/223>, abgerufen am 21.11.2024.