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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.

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Noten der Botschafter in Su-tsau übergeben.
gen der Fremden zu China auf sicherer Basis begründen sollten.
Das Recht einer stehenden Gesandtschaft in Pe-kin oder seiner
nächsten Umgebung und ein erweiterter Verkehr im Lande waren
die Hauptpuncte neben den Ansprüchen auf Entschädigung,
zu welchen England sich berechtigt glaubte. Lord Elgin's Note
schloss mit der Erklärung, dass, im Falle ein Bevollmächtigter
garnicht oder mit mangelhaften Vollmachten erscheine, oder auf
billige Vorschläge der Vergleichung nicht eingehe, der Botschafter
"sich das Recht vorbehalte, ohne fernere Ankündigung oder Kriegs-
erklärung solche Maassregeln zur Wahrung der Ansprüche seines
Vaterlandes gegen China zu ergreifen, als nach seinem Urtheil för-
derlich und rathsam wären". -- Die Noten der anderen Gesandten
stimmten in den auf freieren Verkehr und die Stellung der Fremden
in China gehenden Hauptforderungen damit überein.

Lord Elgin's Privatsecretär Mr. Oliphant und der Vicomte
de Contade
schifften sich mit den Noten der Botschafter am
11. Februar nach Shang-hae ein, fanden dort aber keinen Beamten
von angemessenem Rang, dem sie dieselben übergeben konnten.
Der Tau-tae hatte sich zur Neujahrsgratulation zu dem in Su-tsau
weilenden Statthalter verfügt. Die beiden Secretäre beschlossen
nun, letzteren selbst dort aufzusuchen und nahmen das russische
und das americanische Schreiben mit, welche inzwischen auf dem
Mississippi in Shang-hae eingetroffen waren. Am 24. Februar bra-
chen sie von da mit zahlreicher Begleitung in siebzehn Canalbooten
auf, ignorirten die unterwegs empfangene Mittheilung, dass der
Statthalter Tsaou sie in Kwan-san erwarte, demselben Dorfe, wo
I-lian 1854 den americanischen Gesandten abgefertigt hatte, --
und gelangten am 26. Februar wohlbehalten nach Su-tsau. Tsaou
empfing sie zuvorkommend, nahm die Noten entgegen und bat nur,
dass die Boote der Fremden während der Nacht ausserhalb der
Stadt bleiben möchten; am nächsten Morgen folgte er sogar mit
dem Tau-tae von Shang-hae der Einladung der Secretäre zum
Frühstück. -- Der Verkehr der Diplomaten mit den Mandarinen
blieb auch nachher in Shang-hae so freundschaftlich, als ob nie-
mals Zerwürfnisse vorgekommen wären. Ende März traf Lord
Elgin auf dem Furious dort ein; bald darauf kam die Antwort auf
die nach Pe-kin beförderten Noten.

Der Staatssecretär Yu liess sich nicht zu einer directen Er-
wiederung herab, sondern wies die höchsten Behörden der Kian-

Noten der Botschafter in Su-tšau übergeben.
gen der Fremden zu China auf sicherer Basis begründen sollten.
Das Recht einer stehenden Gesandtschaft in Pe-kiṅ oder seiner
nächsten Umgebung und ein erweiterter Verkehr im Lande waren
die Hauptpuncte neben den Ansprüchen auf Entschädigung,
zu welchen England sich berechtigt glaubte. Lord Elgin’s Note
schloss mit der Erklärung, dass, im Falle ein Bevollmächtigter
garnicht oder mit mangelhaften Vollmachten erscheine, oder auf
billige Vorschläge der Vergleichung nicht eingehe, der Botschafter
»sich das Recht vorbehalte, ohne fernere Ankündigung oder Kriegs-
erklärung solche Maassregeln zur Wahrung der Ansprüche seines
Vaterlandes gegen China zu ergreifen, als nach seinem Urtheil för-
derlich und rathsam wären«. — Die Noten der anderen Gesandten
stimmten in den auf freieren Verkehr und die Stellung der Fremden
in China gehenden Hauptforderungen damit überein.

Lord Elgin’s Privatsecretär Mr. Oliphant und der Vicomte
de Contade
schifften sich mit den Noten der Botschafter am
11. Februar nach Shang-hae ein, fanden dort aber keinen Beamten
von angemessenem Rang, dem sie dieselben übergeben konnten.
Der Tau-tae hatte sich zur Neujahrsgratulation zu dem in Su-tšau
weilenden Statthalter verfügt. Die beiden Secretäre beschlossen
nun, letzteren selbst dort aufzusuchen und nahmen das russische
und das americanische Schreiben mit, welche inzwischen auf dem
Mississippi in Shang-hae eingetroffen waren. Am 24. Februar bra-
chen sie von da mit zahlreicher Begleitung in siebzehn Canalbooten
auf, ignorirten die unterwegs empfangene Mittheilung, dass der
Statthalter Tšaou sie in Kwan-šan erwarte, demselben Dorfe, wo
I-liaṅ 1854 den americanischen Gesandten abgefertigt hatte, —
und gelangten am 26. Februar wohlbehalten nach Su-tšau. Tšaou
empfing sie zuvorkommend, nahm die Noten entgegen und bat nur,
dass die Boote der Fremden während der Nacht ausserhalb der
Stadt bleiben möchten; am nächsten Morgen folgte er sogar mit
dem Tau-tae von Shang-hae der Einladung der Secretäre zum
Frühstück. — Der Verkehr der Diplomaten mit den Mandarinen
blieb auch nachher in Shang-hae so freundschaftlich, als ob nie-
mals Zerwürfnisse vorgekommen wären. Ende März traf Lord
Elgin auf dem Furious dort ein; bald darauf kam die Antwort auf
die nach Pe-kiṅ beförderten Noten.

Der Staatssecretär Yu liess sich nicht zu einer directen Er-
wiederung herab, sondern wies die höchsten Behörden der Kiaṅ-

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[237/0259] Noten der Botschafter in Su-tšau übergeben. gen der Fremden zu China auf sicherer Basis begründen sollten. Das Recht einer stehenden Gesandtschaft in Pe-kiṅ oder seiner nächsten Umgebung und ein erweiterter Verkehr im Lande waren die Hauptpuncte neben den Ansprüchen auf Entschädigung, zu welchen England sich berechtigt glaubte. Lord Elgin’s Note schloss mit der Erklärung, dass, im Falle ein Bevollmächtigter garnicht oder mit mangelhaften Vollmachten erscheine, oder auf billige Vorschläge der Vergleichung nicht eingehe, der Botschafter »sich das Recht vorbehalte, ohne fernere Ankündigung oder Kriegs- erklärung solche Maassregeln zur Wahrung der Ansprüche seines Vaterlandes gegen China zu ergreifen, als nach seinem Urtheil för- derlich und rathsam wären«. — Die Noten der anderen Gesandten stimmten in den auf freieren Verkehr und die Stellung der Fremden in China gehenden Hauptforderungen damit überein. Lord Elgin’s Privatsecretär Mr. Oliphant und der Vicomte de Contade schifften sich mit den Noten der Botschafter am 11. Februar nach Shang-hae ein, fanden dort aber keinen Beamten von angemessenem Rang, dem sie dieselben übergeben konnten. Der Tau-tae hatte sich zur Neujahrsgratulation zu dem in Su-tšau weilenden Statthalter verfügt. Die beiden Secretäre beschlossen nun, letzteren selbst dort aufzusuchen und nahmen das russische und das americanische Schreiben mit, welche inzwischen auf dem Mississippi in Shang-hae eingetroffen waren. Am 24. Februar bra- chen sie von da mit zahlreicher Begleitung in siebzehn Canalbooten auf, ignorirten die unterwegs empfangene Mittheilung, dass der Statthalter Tšaou sie in Kwan-šan erwarte, demselben Dorfe, wo I-liaṅ 1854 den americanischen Gesandten abgefertigt hatte, — und gelangten am 26. Februar wohlbehalten nach Su-tšau. Tšaou empfing sie zuvorkommend, nahm die Noten entgegen und bat nur, dass die Boote der Fremden während der Nacht ausserhalb der Stadt bleiben möchten; am nächsten Morgen folgte er sogar mit dem Tau-tae von Shang-hae der Einladung der Secretäre zum Frühstück. — Der Verkehr der Diplomaten mit den Mandarinen blieb auch nachher in Shang-hae so freundschaftlich, als ob nie- mals Zerwürfnisse vorgekommen wären. Ende März traf Lord Elgin auf dem Furious dort ein; bald darauf kam die Antwort auf die nach Pe-kiṅ beförderten Noten. Der Staatssecretär Yu liess sich nicht zu einer directen Er- wiederung herab, sondern wies die höchsten Behörden der Kiaṅ-

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien03_1873/259>, abgerufen am 21.11.2024.